Saarbrücken: Karstadt bleibt geöffnet

Handelsexperte befürchtet weitere Galeria-Insolvenz

  29.04.2024 | 19:07 Uhr

Die Karstadt-Filiale in Saarbrücken bleibt – diese Nachricht hat am Wochenende nicht nur die Mitarbeiter des Standorts gefreut. Aber wie lange wird sie bleiben? Handelsexperte Professor Gerrit Heinemann sieht schlechte Zukunftschancen für Warenhäuser. Er rechnet zeitnah mit einer erneuten Insolvenz.

Die Kaufhof-Filiale in Saarbrücken ist bereits Vergangenheit, ebenso die in Neunkirchen. Für die Karstadt-Filiale am St. Johanner Markt in Saarbrücken soll es weitergehen, das wurde vergangenes Wochenende bekanntgegeben. 16 andere Standorte werden im Rahmen des Insolvenzverfahrens von Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen.

Invesitionen zu gering, Wettbewerbsumfeld schwierig

Das mit dieser Entscheidung nun Ruhe einkehrt bei der Warenhauskette - und damit auch bei Galeria Karstadt Saarbrücken - davon geht Handelsexperte Professor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach allerdings nicht aus: „Definitiv nicht, weil in den letzten Jahren in jedem Jahr Häuser geschlossen wurden. Und ich glaube nicht, dass sich das umkehren wird.“

Zudem seien die Summen, die für künftige Investitionen genannt wurden, viel zu gering, notwendige Maßnahmen würden nicht angegangen. Zudem sei keine Neuausrichtung erkennbar.

Und das Wettbewerbsumfeld, gerade für Warenhäuser, werde nicht besser. „Ganz im Gegenteil. Wir haben derzeit einen regelrechten Handelskrieg. Von Billig-Plattformen aus China, die mitten ins Herz der Warenhäuser treffen – von Fashion bis Elektronik, also auch Warengruppen, die bisher auch im großen Stil von Warenhäusern verkauft wurden“, so der Handelsexperte.

Erneute Insolvenz könnte bald drohen

Auch die Tatsache, dass immer mehr Standorte schließen, wirke sich negativ auf die Warenhauskette aus. „Irgendwann ist Schluss, weil die kritische Betriebsgröße immer kleiner wird und man dadurch auf der Einkaufsseite immer schlechtere Konditionen bekommt, für immer kleinere Mengen“, ergänzt Heinmann.

Er gehe deshalb davon aus, dass es relativ schnell zu einer erneuten Insolvenz kommen wird. In den letzten vier Jahren habe es drei Insolvenzen gegeben. Die Abstände dazwischen wurden immer geringer.

„Wenn ich von dem maximalen Abstand – das wäre der Abstand zwischen den letzten beiden Insolvenzen – ausgehe, dann kann man vielleicht maximal von einem Jahr ausgehen“, prognostiziert der Handelsexperte aus Mönchengladbach.

Über dieses Thema hat auch "Stand der Dinge" auf SR 1 am 29.04.2024 berichtet.


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