Demo gegen Rechtsextremismus in St. Wendel

2500 Menschen demonstrierten in St. Wendel gegen Rechtsextremismus

mit Informationen von Simin Sadeghi   05.02.2024 | 18:48 Uhr

Nachdem in Saarbrücken und in Homburg bereits vergangene Woche Protestaktionen stattgefunden haben, sind am Montag in St. Wendel rund 2500 Menschen bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Die Organisatoren hatten mit maximal 500 gerechnet.

Mehr als 2000 Menschen haben am frühen Montagabend in St. Wendel für Demokratie, Vielfalt und Teilhabe auf dem Schlossplatz demonstriert. Dass es am Ende so viele Menschen werden, damit hatten selbst die Organisatoren nicht gerecht – maximal 500 waren angemeldet. Am Ende waren fünfmal so viele Menschen da. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 2500.

Zunächst gab es eine Kundgebung auf dem Schlossplatz. Dort sprachen auch
Landrat Udo Recktenwald (CDU) und Sozialminister Magnus Jung (SPD). Im Anschluss zog der Demonstrationszug durch die Innenstadt. Nach rund zwei Stunden war die Veranstaltung beendet. Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei mit. Lediglich kurzfristig sei es zu Verkehrsbeeinträchtigungen gekommen.

Organisiert wurde die Aktion vom Adolf-Bender-Zentrum, der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas und weiteren Verbänden. Jörn Didas, Geschäftsführer des Adolf-Bender-Zentrums, betonte, es sei wichtig, auch im ländlichen Raum ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.

10.000 Menschen kamen nach Saarbrücken

Auf dem Ludwigsplatz in Saarbrücken hatte bereits am Samstagnachmittag eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus stattgefunden. Aufgerufen hatten das Bündnis „Bunt statt Braun“ und mehrere Parteien.

Fotos von der Demo auf dem Ludwigsplatz und in St. Wendel

Rund 10.000 Menschen hatten sich nach Schätzungen der Polizei auf dem Ludwigsplatz in Saarbrücken versammelt, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Vielfalt zu setzen. Das waren deutlich mehr als die vom Veranstalter – dem Gewerkschaftsbund Deutschland – erwarteten 6000.

Der stellvertretende Vorsitzende des DGB Saar/Rheinland-Pfalz und SPD-Landtagsabgeordnete, Timo Ahr, sagte in seiner Eröffnungsrede, die Veranstaltung sei ein klares Zeichen gegen Rechts und rechte Parteien, die nichts anderes tun würden als das Land mit Hass und Hetze zu überziehen. Explizit nannte Ahr in diesem Zusammenhang die AfD.

Rehlinger und Toscani sprachen

Zu der Kundgebung kamen auch zahlreiche führende Landespolitiker wie Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD), der Vorsitzende der CDU Saar, Stephan Toscani, der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Commerçon und Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU).

Insgesamt zehn Redner sprachen bei der rund neunzigminütigen Kundgebung. In ihren Reden betonten sie alle, dass es im Saarland keinen Platz für rechtsextreme Meinungen, Hass und Hetze gebe. Immer wieder wurde als Beispiel die Politik der AfD genannt.

Anke Rehlinger sagte, die Saarländer setzten mit der Aktion "ein Ausrufezeichen für Toleranz, für Menschlichkeit und Anstand - und ein Stoppzeichen für alle, die glauben, aus den Problemen und Sorgen der Menschen ein braunes Süppchen kochen zu können".

Stephan Toscani betonte, die Teilnehmer der Kundgebung hätten "eine ganz starke Botschaft aus der Mitte unserer Gesellschaft gesendet". Man habe gezeigt, wo die Mehrheit der Gesellschaft stehe. Aber um Extremisten in die Schranken zu weisen, müssten Parlament und Regierung auch die Probleme anpacken und lösen, die vielen Menschen Sorgen machten.

Kundgebung verlief friedlich

Nach Polizeiangaben verlief die Kundgebung in Saarbrücken friedlich und ohne Störungen. Auch auf den Verkehr in der Innenstadt habe es nur geringe Auswirkungen gegeben.

150.000 demonstrierten in Berlin

In Berlin fand am Samstag ebenfalls eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus statt. Rund um das Reichstagsgebäude hatten sich laut Polizei rund 150.000 Menschen versammelt - ebenfalls deutlich mehr als die Veranstalter angemeldet hatten.

Ursprünglich war auch eine Menschenkette rund um das Reichstagsgebäude geplant, um zu zeigen, dass die Demokratie verteidigt wird. Allerdings konnte diese nicht stattfinden, weil die Zahl der Demonstrierenden zu hoch war. Deshalb sollte eine symbolische Geste die Menschenkette ersetzen. 

Erste Protestaktion am Freitag in Homburg

Bereits am Freitagnachmittag hatten an einer Protestaktion unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" in Homburg rund 600 Menschen teilgenommen.

Zu der Aktion hatte das Bündnis "Homburg – vielfältig statt einfältig" aufgerufen. Ziel der Organisatoren war es, die Menschen daran zu erinnern, dass Homburg eine Stadt ist, in der Menschen unterschiedlicher Kulturen, aller Glaubensrichtungen oder sexueller Ausrichtungen ihren Platz haben.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Homburg am Samstag ausdrücklich in einem Tweet beim Twitter-Nachfolger "X" erwähnt, sprach von einem starken Zeichen für die Demokratie. "Ob in Eisenach, Homburg oder Berlin: In kleinen und großen Städten im ganzen Land kommen viele Bürgerinnen und Bürger zusammen, um gegen das Vergessen, gegen Hass und Hetze zu demonstrieren."

Über dieses Thema hat SR info auch im Hörfunk am 05.02.2024 berichtet.


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