Medizinisches Personal untersucht mit einer Mammografie die Brust einer Frau auf Brustkrebs (Foto: picture alliance/dpa | Hannibal Hanschke)

Brustkrebs betrifft auch jüngere Frauen - welche Vorsorge angebracht ist

Sandra Schick   24.09.2023 | 11:56 Uhr

Ab 50 Jahren steigt für Frauen das Risiko Brustkrebs zu bekommen stark an. Doch auch jüngere Frauen trifft es. Was diese zur Vorsorge tun sollten und warum es nicht reicht, sich auf die gesetzliche Vorsorge zu verlassen.

Im Jahr 2019 haben im Saarland 966 Frauen die Diagnose Brustkrebs bekommen. Das geht aus dem saarländischen Krebsregister hervor.

Auch wenn der Großteil der Brustkrebs-Patientinnen über 50 Jahre ist, so gibt es auch viele jüngere Betroffene. Im Jahr 2019 waren es 119 Frauen unter 50 Jahren. 34 von ihnen waren noch keine 40 Jahre alt, als sie die Diagnose bekamen.

"Brustkrebs bei jungen Frauen ist nicht so selten, wie viele meinen," bestätigt auch der Gynäkologe Jochen Frenzel vom Berufsverband der Frauenärzte im Saarland." Statistiken für Deutschland zeigten, dass inzwischen jede zehnte Brustkrebspatientin jünger ist als 45 Jahre.

Vorsorge-Screenings erst ab 50 Jahren

Das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Krankheit ist die Früherkennung, entsprechende Vorsorgeuntersuchungen haben also eine zentrale Bedeutung. Eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ist das Mammografie-Screening - doch das ist in Deutschland erst für Frauen ab einem Alter von 50 Jahren vorgesehen.

Andere Länder haben Früherkennung für Jüngere

Allerdings gebe es Überlegungen, die Altersgruppe für die Mammografie anzupassen, berichtet Gynäkologe Frenzel. Man überlege, künftig bereits Frauen ab 45 Jahren einzubeziehen. Dafür hat sich unter anderem die EU-Kommission ausgesprochen.

"Das ist eine Reaktion darauf, dass man in Statistiken sieht, dass auch jüngere Frauen häufig betroffen sind", so Frenzel. Außerdem gebe es andere Länder, wie beispielsweise Frankreich, die die Mammografie auch schon für jüngere Frauen anbieten.

Mammografie künftig bis 75 Jahre

Zudem hat diese Woche der Gemeinsame Bundesausschuss im Gesundheitswesen entschieden, die Altersgrenze für die Mammografie nach oben auszuweiten: Bisher endeten die Vorsorge-Screenings im Alter von 70 Jahren, künftig werden sie für Frauen bis 75 Jahre angeboten. Das gilt voraussichtlich ab Juli 2024.

Wann Brust-Ultraschall sinnvoll ist

Eine weiterer wichtiger Baustein für die Vorsorge ist zudem der Ultraschall der Brust berichtet Gynäkologe Frenzel. Zwar werde dieser nicht von den Krankenkassen bezahlt, er sei aber gerade für Frauen, die noch nicht zur Mammografie gehen, ein gutes Mittel zur Vorsorge. "Beim Ultraschall gibt es keine Strahlungsbelastung wie bei der Mammografie und er ist in der Praxis einfach umzusetzen."

Frenzels Empfehlung: Spätestens ab dem 40. Lebensjahr sollten Frauen einmal im Jahr von ihrem Gynäkologen einen Brustultraschall machen lassen. Wenn in der Familie schon Brustkrebsfälle aufgetreten sind, könne man schon früher damit beginnen. "Die Faustregel lautet: Zehn Jahre vor dem Alter, in dem das Familienmitglied erkrankt ist."

Zeitpunkt des Ultraschalls ist wichtig

Wichtig sei, dass der Ultraschall von einem erfahrenen Gynäkologen und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werde. Weil das Brustgewerbe hormonellen Einflüssen unterliegt, sollte am besten in der ersten Zyklushälfte, also unmittelbar nach der Regelblutung, geschallt werden. Die Kosten für eine solche Untersuchung lägen je nach Arzt etwa zwischen 35 und 45 Euro.

Sterberate seit Jahren rückläufig

Die Früherkennung von Brustkrebs ist vor allem deshalb so wichtig, weil die Chancen auf Heilung umso besser stehen, je früher der Krebs erkannt wird. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Brustkrebs zwar die häufigste Krebsart bei Frauen, aber nicht die gefährlichste. Die Sterberate ist seit Jahrzehnten kontinuierlich rückläufig. Rechtzeitig erkannt und behandelt, seien die meisten Erkrankungen heilbar.


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