Grabstein von Samuel Kofi Yeboah (Foto: SR)

Fall Yeboah: Entschädigungsfonds und U-Ausschuss

  13.06.2023 | 15:31 Uhr

Ministerpräsidentin Rehlinger hat einen Entschädigungsfonds für Opfer rassistischer Gewalt angekündigt. Zudem soll ein Untersuchungsausschuss im Landtag den Mord an dem ghanaischen Asylbewerber Samuel Yeboah politisch aufarbeiten.

Während vor dem Oberlandesgericht Koblenz die juristische Aufarbeitung des tödlichen Brandanschlags auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis im Jahr 1991 in Saarlouis noch läuft, wird die saarländische Landesregierung auch eigene Konsequenzen ziehen - und einen Entschädigungsfonds für die Opfer und Überlebenden des Anschlags einrichten.

Video [aktueller bericht , 13.06.2023, Länge: 3:12 Min.]
Rehlinger kündigt Entschädigungsfonds für Opfer rassistischer Gewalt an

"Entschädigung bedeutet Anerkennung"

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte, im Fall Yeboah seien Fehler gemacht worden. Sie hat ihr Bedauern über den Umgang mit seinem Tod zum Ausdruck gebracht. Ein gesellschaftliches Klima habe bundesweit dazu beigetragen, dass die Taten damals nicht hinreichend als ausländerfeindliche Gewalt verfolgt worden seien. "Auch wenn kein Geld der Welt entstandenes Leid ungeschehen machen kann: Eine Entschädigung bedeutet vor allem Anerkennung des Leidens und des Verlustes", sagte die Ministerpräsidentin.

SPD beschließt Entschädigungsfonds für Opfer des Saarlouiser Brandanschlags
Audio [SR 3, Thomas Gerber, 13.06.2023, Länge: 03:12 Min.]
SPD beschließt Entschädigungsfonds für Opfer des Saarlouiser Brandanschlags

Der geplante Entschädigungsfonds sei für Opfer von rassistischer, antisemitischer, extremistischer oder terroristischer Gewalttaten von überregionaler Bedeutung vorgesehen. Seine Höhe ist noch nicht bekannt.

Untersuchungsausschuss im Landtag

Daneben werde sich der Landtag in einem Untersuchungsausschuss mit dem Fall Yeboah befassen. "Wir wollen, dass der Landtag diesen Opfern mehr als 30 Jahre danach Gehör verschafft", sagte der Oppositionsführer und CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Toscani am Dienstag in Saarbrücken. Zudem solle die Rolle von damaligem Verfassungsschutz und Landesregierung geklärt werden. Der Einsetzungsbeschluss des Ausschusses soll den Angaben zufolge in der kommenden Plenarsitzung am 21. Juni erfolgen.

Entschädigung für Opfer des Brandanschlags von Saarlouis
Audio [SR 3, Interview: Dorothee Scharner (c) SR, 16.06.2023, Länge: 04:15 Min.]
Entschädigung für Opfer des Brandanschlags von Saarlouis

Die Regierung plant zudem einen Rassismus-Beauftragten beim Landtag anzusiedeln. Eine unabhängige Ansprechperson könne allen Stellen helfen, sensibler mit Rassismus und ausländerfeindlicher Gewalt umzugehen.

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht

Kontakt zu den Opfern

Zudem hat Rehlinger angekündigt, den Kontakt mit den Opfern des Brandanschlags von Saarlouis zu suchen.

Bei dem Anschlag in Saarlouis vor über 30 Jahren war der damals 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus Ghana ums Leben gekommen. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, das Feuer aus rassistischer Gesinnung gelegt zu haben.

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