Der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) will den Verkehr durch die Innenstadt neu ordnen. Statt dem Pendlerverkehr während der Sperrung der Salzbachtalbrücke auf der A66 sollen jetzt wieder Kunden mit ihrem Auto in die Wiesbadener City kommen. Die sollen mit der Senkung der Parkgebühren in den städtischen Parkhäusern angelockt werden. Viele Parkhäuser seien nämlich nicht ausgelastet.
Auch die Parkplätze auf den Straßen sollen in Wiesbaden billiger werden, damit sie wieder mehr belegt werden. Die Münzen in den Parkautomaten am Innenministerium in Wiesbaden zum Beispiel, hätten noch nicht mal die Betriebskosten des Automaten ausgeglichen.
Mainz plant autofreie Innenstadt
Das alles lehnt die Stadt Mainz ab. Laut Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr werden in Mainz auf keinen Fall die Parkgebühren für die Parkhäuser gesenkt. Wiesbaden würde seinen Bürgern nur Nervennahrung geben, nach dem die Sperrung der Salzbachtalbrücke ein Verkehrschaos verursacht habe. In Mainz arbeite man vielmehr daran, die Innenstadt auf lange Sicht hin autofrei zu bekommen.
Mainzer sollen freiwillig auf Auto verzichten
Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) wolle zwar auch die städtischen Parkhäuser mehr auslasten. Das soll in Mainz aber anders erreicht werden. Die Stadt arbeite gerade an einem Konzept, um das Anwohnerparken in die städtischen Parkhäuser zu verlegen, so Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr.
Die Parkflächen, die dann frei würden, sollen für die Fußgänger gestaltet werden. Insgesamt soll die Innenstadt so grüner und angenehmer werden. Außerdem wird weiterhin der Ausbau des Radwegenetzes und der Straßenbahnlinien gefördert.
Mainzer Einzelhändler wünschen sich Wiesbadener Verhältnisse
Die Mainzer Einzelhändler haben jetzt Angst, ihre Kunden zu verlieren, wenn in Wiesbaden die Parkgebühren gesenkt werden. Helen Bender von der Werbegemeinschaft Mainz e.V. befürchtet, dass die Kunden nach Wiesbaden einkaufen fahren.
Jetzt schon würden die Kundinnen und Kunden darüber klagen, dass die Parkhäuser in Mainz so teuer seien. Zudem habe die Stadt die Standzeiten von vielen Parkplätzen auf eine Stunde verkürzt. "Viele Kunden schaffen das gar nicht, ihre Einkäufe in der Stadt dann zu erledigen", so Helen Bender. Kunden von auswärts kämen gar nicht mehr nach Mainz, die würden eher ins Main-Taunus-Zentrum fahren, wo sie kostenlos parken könnten.
Eine autofreie Stadt sieht sie noch lange nicht. Sie selbst sei Radfahrerin, aber auf dem Schillerplatz zum Beispiel, wüssten weder Fußgänger noch Radfahrer, wo sie laufen oder fahren könnten.
Mainz sei eine unfreundliche Radfahrerstadt, da müsse noch viel passieren. "Ich würde mir wünschen, dass die Stadt Mainz auch mal den Handel stärkt und nicht immer nur ihre grünen Ziele verfolgt", sagt Helen Bender von der Werbegemeinschaft Mainz e.V.