Zu neuem Jagdgesetz in RLP: Reh schaut aus einem Weizenfeld

Viel Kritik bei Tagung der Jäger in Neuwied

Jagdverband will neues Jagdgesetz für Rheinland-Pfalz stoppen

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In Neuwied haben etwa 300 Jäger aus Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern über das neue Landesjagdgesetz diskutiert. Sie verabschiedeten eine Resolution gegen die Pläne der Landesregierung.

Der vorliegende Gesetzentwurf gängele die Jäger, höhle den Tier- und Artenschutz aus und begünstige wildtierfeindlichen Waldbau. "Dieser Entwurf muss weg", rief der Präsident des Landesjagdverbandes, Dieter Mahr, bei der Sonderdelegiertentagung am Freitag in Neuwied.

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Das seit 2010 gültige Jagdgesetz soll tiefgreifend überarbeitet werden. Das Umweltministerium in Mainz hatte die Gesetzesnovelle Anfang Juli vorgestellt. Der Entwurf sieht unter anderem weniger Bürokratie, mehr Tierschutz und mehr Freiheiten sowohl für Landwirte als auch für Waldbesitzer vor. Nächstes Jahr soll die Neufassung verabschiedet werden. Sie soll 2025 in Kraft treten.

Neues Gesetz als Reaktion auf den Klimawandel

Ein zentraler Punkt des Vorschlags ist die Waldentwicklung. Um den Wald klimaresilient zu machen, bedarf es demnach einer Mischung aus vielen Baumarten. Für Rehe, Rot- oder Damwild sind junge Bäume allerdings im wahrsten Sinne ein gefundenes Fressen. Effektive Jagd soll es den Bäumen ermöglichen, in Ruhe zu wachsen und zu einer Naturverjüngung des Waldes beitragen.

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Hohe Schäden an Bäumen durch Wild

Die bestehende Jagdpraxis hat sich nach Meinung der Landesregierung als zu wenig hilfreich erwiesen, die nötige Klimaanpassung des Waldes ausreichend zu unterstützen. Untersuchungen des Waldes hatten den Angaben zufolge ergeben, dass einerseits zwar neue Rekorde etwa bei der Jagdstrecke von Rehen (zuletzt über 100.000) erreicht wurden, es aber nach wie vor sehr große Schäden an Bäumen durch zu hohe Wildbestände gibt.

Landesjagdverband kritisiert neues Jagdgesetz in RLP

Der erste Entwurf für die neuen Jagdregeln ist beim Landesjagdverband, der einen Großteil der Jagdscheininhaber im Land vertritt, auf massive Kritik gestoßen. Vor allem die deutlichen Einschränkungen des bewährten Reviersystems stoßen den Jägern auf. Demnach dürften künftig auch Grundstückseigentümer neben dem Jagdpächter in dem Gebiet jagen.

Bemängelt wird auch, dass Jäger stärker kontrolliert werden sollen. Außerdem sollen bestimmte Jagdformen verboten werden, Tiere wie Wildschafe können nach den Plänen dagegen vermehrt bejagt werden. 

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Im Neuwieder Heimathaus machten Jäger ihrer Empörung ordentlich Luft. Immer wieder fielen Schlagworte wie "elender Entwurf" oder "unsägliches Gesetz". Zur Forderung des Landes, dass mehr Wild geschossen werden muss, hieß es von einem Experten vor Ort, dass das neue Jagdgesetz das Wild in den rheinland-pfälzischen Wälder "ausrotten" würde.

Umwelt- und Naturschützer wünschen sich sachliche Debatte

Während der Landesverband der Berufsjäger die Kritik des Landesjagdverbands weitgehend teilt, und auch die CDU-Landtagsfraktion den Gesetzentwurf nicht mittragen will, hatte der Ökologische Jagdverband Rheinland-Pfalz die Teilnehmer der Neuwieder Tagung im Vorfeld dazu aufgerufen, sich nicht rückwärtsgewandt zu präsentieren: Der Klimawandel zwinge auch die Jagd zum Umdenken. Auch die Umweltverbände BUND und Nabu plädierten für eine sachliche Debatte.

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Protest: Jäger sollen Unfall-Tiere liegen lassen

Der Landesjagdverband rief seine Mitglieder auf der Tagung in Neuwied dazu auf, mit einer Unterschriftenaktion gegen den Gesetzentwurf zu protestieren. Denkbar seien auch Großdemonstrationen in Mainz.

Aus Protest gegen den Gesetzentwurf hatte der Verband bereits im Juli seine knapp 20.000 Mitglieder dazu aufgerufen, bei Unfällen verendete Wildtiere nicht mehr mitzunehmen. Bislang war dies eine der freiwilligen Leistungen der Jäger, die mit dem neuen Gesetz verpflichtend werden sollen. Auch das kritisiert der Landesverband. Die als "Warnstreik der Jägerschaft" verkündete Aktion ist zunächst bis Ende August befristet.

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