Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ist mit einer Delegation aus Rheinland-Pfalz in dem ostafrikanischen Land und nahm an der Gedenkfeier teil. Sie stand in diesem Jahr unter dem Motto: "Erinnern - Vereinen - Erneuern". Dreyer sagte bei ihrem Besuch, der Genozid sei für die Verbindung mit Rheinland-Pfalz eine schwere Belastungsprobe gewesen.
Dreyer: Genozid war schwere Belastung für Partnerschaft
Menschen, mit denen Rheinland-Pfälzer befreundet waren, seien damals getötet worden, andere seien zu Mördern geworden, sagte Dreyer. Dies habe natürlich die Frage aufgeworfen, ob man die Partnerschaft mit Ruanda aufrecht erhalten kann und will. Heute könne man sagen, es mache eine große Freude, zu sehen, wie eng die Verbindung sei, so die Regierungschefin.
Zum Gedenken an die Opfer legte die rheinland-pfälzische Delegation am Samstag Blumen in einer Kirche in Nyamata nieder. Seit 1982 pflegt Rheinland-Pfalz eine offizielle Partnerschaft mit Ruanda, initiiert hatte sie der damalige Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU). Seitdem sind hunderte Vereine, Kommunen, Kirchengemeinden und Schulen mit Projekten für das ostafrikanische Land aktiv.
Am Sonntag entzündete Präsident Paul Kagame in der Hauptstadt Kigali eine Flamme an der zentralen Gedenkstätte, wo mehr als 250.000 Opfer begraben sein sollen. Im Beisein ausländischer Staats- und Regierungschefs, unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, legte Kagame Kränze an den Massengräbern nieder.
Mit der Gedenkfeier startet eine 100-tägige Trauerzeit in Ruanda. In dieser Zeit werden keine Feste stattfinden.
Aufarbeitung des Genozids bis heute
Am Abend des 6. April 1994 wurde das Flugzeug des damaligen, ruandischen Präsidenten abgeschossen. Bis heute ist unklar, ob von Tutsi oder von Hutu. Daraufhin töteten radikale Hutu in 100 Tagen über 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu.
Die Aufarbeitung des Genozids läuft bis heute, in den letzten Jahren konnten zahlreiche Täter vor nationalen und regionalen Gerichten sowie dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden. Der autokratisch herrschende Langzeitpräsident Ruandas, Paul Kagame, und die Menschenrechtslage im Land stehen nach wie vor in der Kritik.