Operation (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Uwe Anspach)

Bei Amputation Bein gehalten

Reinigungskraft half bei OP an Mainzer Unimedizin - Arzt entlassen

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Markus Volland
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann (Foto: SWR, Daniel Brusch)

Bei einer Operation an der Mainzer Universitätsmedizin ließ sich der Arzt kurzerhand von einer Reinigungskraft assistieren - statt eine Pflegekraft zu organisieren.

Die Mainzer Universitätsmedizin kommt nicht zur Ruhe. Nachdem letzte Woche ein Brandbrief vieler Chefärzte für Aufsehen gesorgt hatte, wurde jetzt ein Vorfall bekannt, der einem die Haare zu Berge stehen lässt.

Eine Reinigungskraft wurde von einem Arzt an der Universitätsmedizin als Assistenz bei einer Operation eingesetzt. Die Unimedizin hat den Vorfall inzwischen bestätigt. Die Allgemeine Zeitung Mainz hatte zuerst darüber berichtet.

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Reinigungskraft hielt bei der Amputation das Bein des Patienten

Demnach hat die Operation vor zweieinhalb Jahren an der Mainzer Unimedizin stattgefunden. Einem Patienten musste ein Zeh amputiert werden. Die beiden Chirurgen, die eigentlich für die OP eingeteilt waren, wurden zu einem Notfall gerufen. Deshalb sprang ein weiterer Arzt ein. Die Operation sei ein Routineeingriff gewesen, so die Unimedizin. Diese würden oft von einem Operateur alleine durchgeführt.

Dann allerdings sei der zum Teil narkotisierte Patient unruhig geworden. Deshalb habe der Arzt die Reinigungskraft angesprochen, die ihm bekannt gewesen sei. Er habe die Frau gefragt, ob sie bei der Amputation des Zehs das Bein des Patienten halten könne. Dies habe die Reinigungskraft dann getan. Außerdem habe sie ihm OP-Instrumente angereicht.

Arzt wurde nach Prozess am Arbeitsgericht entlassen

Nach Aussage der Unimedizin hätte der Arzt in dieser Situation auf jeden Fall eine Pflegefachkraft als Assistenz einsetzen müssen. Und er hätte sich auch ohne Probleme Unterstützung von qualifizierten Fachkollegen holen können, sagt der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer.

So aber habe der Mediziner eine absolut falsche Entscheidung getroffen, so Pfeiffer. Man bedauere den Vorfall ausdrücklich. Der Arzt habe eine Abmahnung erhalten. Nach einem Prozess vor dem Arbeitsgericht sei er schließlich entlassen worden.

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Mit ihm habe sich die finanzielle Situation an der Universitätsmedizin in den vergangenen Jahren extrem verschlimmert. Solange der Mann im Amt bleibe, werde es an der Universitätsmedizin keine Ruhe geben, heißt es aus dem medizinischen Umfeld der Einrichtung.

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