Es rollen wieder Züge auf der Hunsrückquerbahn - aber nur Bau-Züge. Sie bringen neue Schienen in den Hunsrück. Denn die Deutsche Bahn hat vor Kurzem damit begonnen, die seit über zwanzig Jahren nicht mehr genutzte Strecke von Langenlonsheim über Rheinböllen und Simmern nach Büchenbeuren zu sanieren und damit zu reaktivieren.
Die Bahn tut das allerdings nicht ganz freiwillig, sie wurde praktisch dazu gezwungen. Denn Eisenbahnunternehmer Alexander Neubauer hatte konkreten Bedarf für die Strecke angemeldet, um dort Holz und andere Güter zu transportieren. Das Eisenbahn-Bundesamt forderte die Bahn daraufhin auf, Zugverkehr auf der Strecke zu ermöglichen. Dagegen klagte die Bahn. Doch die Koblenzer Richter wiesen die Klage im Wesentlichen ab.
Bahn wollte Hunsrückquerbahn nicht sanieren
Für die Bahn ist die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn vermutlich ein Minus-Geschäft. Die Sanierung kostet wohl mehr, als die Bahn mit den Trassen-Gebühren einnehmen wird. Diese Gebühren sind eine Art Maut für die Schienen. Andere Bahnunternehmen müssen sie an die Deutsche Bahn zahlen, wenn sie deren Gleise nutzen.
Unternehmer Neubauer glaubt, dass die Bahn die Sanierung wegen der schlechten Gewinnaussichten verhindern wollte. Er sagte dem SWR, ausgerechnet die Bahn habe ihm während des Gerichtsverfahrens vorgeschlagen, das Holz mit dem Lastwagen quer durch den Hunsrück zu transportieren.
Doch Neubauer setzte sich durch. Die Bahn muss nun Millionen Euro in die Sanierung von Schienen, Schwellen, Schotter und Bahnübergängen stecken. Ab 2025 könnten wieder Güterzüge über die Hunsrückquerbahn rollen, heißt es von der Bahn.
Hoffnung auf Nahverkehr im Hunsrück
Die Sanierung der Strecke weckt auch bei anderen Beteiligten die Hoffnungen: Der parteilose Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises Volker Boch sagte dem SWR, er wünsche sich, dass die Strecke nicht nur für Güterzüge, sondern auch für Personenzüge wieder hergerichtet werde.
Das unterstützen auch mehrere CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis. Sie fordern die Landesregierung auf, jetzt die Sanierung zu nutzen und dafür zu sorgen, dass so schnell wie möglich neben Güter- auch wieder Personenzüge fahren können.
Forderung: Reaktivierung ohne Kosten-Nutzen-Analyse
Die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn auch für den Nahverkehr solle nicht durch eine Kosten-Nutzen-Analyse verzögert werden, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Vogt dem SWR. Jetzt werde die Strecke saniert und jetzt stünden dafür Bundesgelder bereit.
Auch die Grünen im Rhein-Hunsrück-Kreis hatten die Forderung bereits im vergangenen Jahr gestellt. Die Landesregierung kündigte vor einigen Tagen an, zwölf Strecken für die Reaktivierung zu prüfen.
IG Nationalparkbahn Hunsrück-Hochwald will Tourismusverkehr
Neben Güterzugunternehmer Neubauer will auch die IG Nationalparkbahn Hunsrück-Hochwald die Hunsrückquerbahn nutzen. Sie plant nach eigenen Angaben, auf der Strecke einen Schienenverkehr mit historischen roten Schienenbussen anzubieten.
"Wir können uns vorstellen von Bingen nach Simmern zu fahren. Und von dort aus könnte man auch den Nationalpark Hunsrück-Hochwald anbinden", sagt Felix Jacob, erster Vorsitzender des Vereins.
Bahn: Nutzung für Nahverkehr wäre teurer
Die Bahn hat den Forderungen nach einem Nahrverkehrsangebot auf der Hunsrückquerbahn bis jetzt eine klare Absage erteilt. Den Angaben zufolge soll die Strecke nur für den Güterverkehr instandgesetzt werden.
Wie die Bahn mitteilt, müssten für eine regelmäßige Nutzung im Personennahverkehr weitere Auflagen erfüllt werden. Dafür seien unter anderem höhere Investitionen in die Strecke nötig.