Eine Hand an einer Laptop-Tastatur. Es geht dabei um Cyber-Kriminalität. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ziel war mutmaßlich Erpressung

Hackerangriff auf Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz

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Nils Salecker

Die Handwerkskammern Koblenz, Pfalz und Trier sind Opfer eines Hackerangriffs geworden. Seither sind die Webseiten der Organisationen offline.

Die Cyberattacke betraf das Netzwerk eines für viele Handwerkskammern (HWK) in Deutschland zuständigen IT-Dienstleisters aus Straubing (Bayern). Sie fand bereits in der vergangenen Woche, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, statt. Zur Sicherheit nahmen die Handwerkskammern ihre Systeme, neben den Webseiten auch interne Datenbanken (beispielsweise Ausbildungsplattformen), vom Netz.

Die Handwerkskammer Rheinhessen ist nicht betroffen, da sie nicht mit dem angegriffenen IT-Dienstleister zusammenarbeitet. Auch die Homepage der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern RLP ist weiterhin erreichbar.

Laut des Koblenzer HWK-Geschäftsführers Ralf Hellrich sind die Hacker sehr professionell und gezielt vorgegangen. Sie hätten vorgehabt, Daten zu verschlüsseln, um sie für Lösegeld freizupressen. In Koblenz seien aber keine Daten erbeutet worden, berichtet Hellrich.

Zum Cyberangriff auf den Straubinger IT-Dienstleister ermitteln gegenwärtig die örtliche Kriminalpolizei sowie die Zentralstelle Cybercrime Bayern. "Die polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die in enger Abstimmung mit dem betroffenen IT-Dienstleister erfolgen, stehen noch am Anfang", teilt der zuständige Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck auf SWR-Anfrage mit. "Art, Ausmaß und Hintergrund des Sicherheitsvorfalls können derzeit noch nicht abgeschätzt werden."

Unklar, ob personenbezogene Daten geklaut wurden

Nach SWR-Informationen sind Handwerkskammern deutschlandweit unterschiedlich stark betroffen, je nachdem, welche Services von dem betroffenen IT-Dienstleister in Anspruch genommen wurden. Regionale Datenlecks können deshalb noch nicht ausgeschlossen werden.

Auch laut des Trierer HWK-Geschäftsführers Matthias Schwalbach könne noch nicht gesagt werden, ob personenbezogene oder Betriebsdaten abgeflossen sind. Zuversichtlicher äußerte sich diesbezüglich eine Sprecherin der HWK Pfalz. Aktuell sehe es "gut aus", hundertprozentige Gewissheit habe man aber noch nicht.

Die digitale Spurensuche läuft

Zurzeit laufen forensische Untersuchungen. Mit ersten Ergebnissen könnte bereits am Mittwoch gerechnet werden, teilt die HWK Pfalz mit. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Homepages zeitnah wieder online gehen.

Erreichbar sind die Handwerkskammern aber weiterhin. Um den Kontakt zu Betrieben und Mitarbeitenden zu halten, sind sie allerdings vorübergehend auf Telefon und Mailverkehr angewiesen.

LKA beobachtet Zunahme von Cyberattacken auf kleinere Firmen

Das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz steht aktuell in Kontakt mit den ermittelnden Behörden in Bayern, teilt das LKA mit. Ebenfalls stehe man den Handelskammern in RLP beratend zur Seite. Generell beobachtet das LKA eine starke Zunahme an Cyberangriffen, längst nicht mehr nur auf große Unternehmen, sondern auch auf kleinere Firmen oder Kommunen.

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