Wormser Familie lässt nach Erdwärme bohren (Foto: SWR)

Unabhängigkeit von Gas und Öl

Wormser Familie heizt mit Erdwärme aus eigenem Boden

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Susanne Weber
Bild von Susanne Weber, Redakteurin bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz (Foto: SWR)
Katharina Singer

Ein Ehepaar aus Worms will unabhängig von Gas werden. Der Plan: Erdwärme vom eigenen Grundstück - aus fast 100 Metern Tiefe.

Christina und Stefan Schwalbe haben sich 2016 einen Altbau in Worms gekauft. Schon vor der Energiekrise war klar: Sie wollten unabhängig in der Wärmeversorgung sein - mit einer Wärmepumpe, betrieben durch Erdwärme aus dem Boden ihres Grundstücks. Nach fast zwei Jahren Genehmigungsmarathon und mit Kosten von über 75.000 Euro holen sie nun aus einem fast 100 Meter tiefen Loch die Wärme für Heizung und Warmwasser. Wenn alles klappt, hat sich die Anlage in etwa 18 Jahren rentiert.

Viele sagen ja Altbau und Wärmepumpe kann nicht funktionieren. Es läuft. Es läuft super. Und es ist aktuell eher zu warm.

In der Erde herrscht ganzjährig eine gleichbleibende Temperatur. Diese Wärme nutzt die Erdwärmepumpe. Dazu wird gebohrt und eine Erdwärmesonde eingesetzt. In einer Erdsonde im Boden fließt dann eine für die Umwelt ungefährliche Flüssigkeit. Diese erwärmt sich in der warmen Erde und fließt durch ein Rohrsystem zur Wärmepumpe. Dort wird die Wärme so umgewandelt, dass man sie für Heizung und das Warmwasser im Haus nutzen kann.

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Erdwärme in vielen Regionen von RLP nutzbar

Experten sehen in der "persönlichen" Erdwärme eine sinnvolle, klimafreundliche Ergänzung zu anderen Wärmequellen. Solche Bohrungen sind zwar nicht überall möglich, in vielen Regionen von Rheinland-Pfalz aber schon. Nur in einigen Gebieten sind zusätzliche Prüfungen nötig. Zonen, in denen Geothermie gar nicht erlaubt ist, gibt es kaum. Der Grund sind dann meist Trinkwasserquellen.

Ob er überhaupt bohren darf, hat Stefan Schwalbe in einer Karte des Landes nachgesehen. Dort ist für ganz Rheinland Pfalz eingezeichnet, wo die oberflächennähe Geothermie möglich ist.

Private Wärmepumpen nutzen in der Regel die sogenannte oberflächennahe Geothermie. Dies sind Bohrungen, die nicht tiefer als 400 Meter gehen. Für die reicht meist eine Erlaubnis der Wasserbehörde. Anders ist es bei der Tiefen-Geothermie, die in der Regel von Unternehmen genutzt wird. Wenn die große Mengen Heizwärme oder auch Strom produzieren wollen, müssen sie tiefer als 400 Meter bohren. Das muss die Bergbehörde genehmigen.

Oberflächen - und Tiefengeothermie (Foto: SWR)
Oberflächen - und Tiefengeothermie

Die oberflächennahe Geothermie ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern ungefährlich. Bei der Tiefengeothermie bohre man mehrere tausend Meter durch Gesteinsschichten, sagt Frank Schilling vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Bei der oberflächennahen Geothermie bleibe man nur in ungefährlichen weicheren Schichten.

Das heißt das Risiko eines Erdbebens, ausgelöst durch oberflächennahe Geothemie, geht gegen null. Das ist eigentlich ausgeschlossen.

Geothermie in großen Tiefen ein Risiko

Die Tiefengeothermie ist dagegen umstritten. Kritiker sagen, dass beim Hochpumpen durch Lecks Grundwasser verschmutzt werden könnte. Und beim Zurückpumpen in die Tiefe bestehe die Gefahr, dass der Wasserdruck Erdbeben auslösen könnte. Das Umweltbundesamt hält die Gefahren aber für kontrollierbar. Allerdings: Rund um die pfälzischen Geothermiekraftwerke Landau und Insheim bebte die Erde mehrfach.

Auch Trinkwasser wurde verunreinigt. Deswegen protestieren dort Bürgerinitiativen gegen diese Geothermie-Nutzung. Derzeit werden in Rheinland-Pfalz 17 Anlagen für tiefe Geothermie geplant, die meisten davon in der Vorderpfalz.

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Bundesverband: 40 Prozent Wärmeversorgung aus Geothermie

Nach Ansicht des Bundesverbandes Geothermie hat die Nutzung von Erdwärme auf dem Weg Richtung Klimaneutralität noch großes Potenzial. 40 Prozent der Wärmeversorgung bundesweit könne man aus Geothermie sicherstellen, so der Verband. Derzeit liege der Anteil nur im einstelligen Prozentbereich. Das liegt offenbar auch an langen Genehmigungsverfahren. Für die Kommunen, die künftig verpflichtet sind, Wärmepläne aufzustellen, müsse daher der Gesetzgeber Hemmnisse aus dem Weg räumen.

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