Wenn es um die NSDAP und die Gestapo geht, stehen in der Regel Männer im Vordergrund. Das Forschungsprojekt der Universität Trier zur Geschichte der Gestapo Trier beschäftigt sich auch damit, welche Rolle Frauen spielten. Waren sie "Die vergessenen Rädchen im System?" - diesen Titel hat die 9. Präsentation des Forschungsprojekts.
Junge Historikerinnen und Historiker des Fachbereichs Geschichte der Universität Trier haben sich in Bachelor, Master- und Doktorarbeiten mit der Rolle von Frauen im NS System beschäftigt. Es geht darum, wie Frauen in der NSDAP aktiv waren und welche Rolle Frauen in der Gestapo Trier spielten, auch im von Nazis besetzten Luxemburg. Aktuelle Forschungsergebnisse sind in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert präsentiert worden. Die Gedenkstätte gehört zur Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.
Frauen spielten aktive Rolle im NZ-System
Auch im SS-Sonderlager/KZ Hinzert waren Frauen im Einsatz. Meist waren sie bei der Gestapo Trier und der Gestapo im besetzten Luxemburg als Schreibkräfte angestellt, hat Historiker Leon Stein für seine Masterarbeit recherchiert. Frauen tippten Deportationslisten, durchsuchten jüdische Menschen vor der Deportation am Bahnhof Luxemburg und nahmen ihnen Geld und Wertgegenstände ab. Frauen waren auch bei Verhören von Widerstandskämpfern durch die Gestapo anwesend und führten dazu Protokolle.
Frauen leiteten Konzentrationslager wie das Frauenstraflager Flußbach bei Wittlich. Auch in der NSDAP machten Frauen Karriere und waren maßgeblich daran beteiligt, nationalsozialistische Gedankengut in der Gesellschaft zu verbreiten. "Wenn man genauer hinschaut, waren Frauen wichtige Rädchen im System", sagt Thomas Grotum, der das Forschungsprojekt zur Geschichte der Gestapo Trier leitet.
"Frauen durften zwar nicht Mitglied der SS werden, waren aber als SS-Gefolge auch in Konzentrationslagern im Einsatz, auch in Hinzert im Hochwald. In Krankenhäusern wirkten Frauen als Schwestern im Euthanasieprogramm T 4 bei der Tötung geistig behinderter Menschen mit. Der Blick ist erst relativ spät auf Frauen gefallen, wenn es um die Täterschaft im Nationalsozialismus geht", so Grotum.
Der Fall Klara W.
Ein Beispiel hierfür der Fall Klara W. Sie wurde 1924 in Luxemburg geboren, ihre Familie war zuvor aus Bielefeld nach Luxemburg gezogen. Sie arbeitete bei der Gestapo in Luxemburg als Schreibkraft. Ein luxemburgischer Widerstandskämpfer, der von Gestapoleuten verhört und auch misshandelt wurde, sagte nach dem 2. Weltkrieg in den luxemburgischen Kriegsverbrecherprozessen aus. Als er misshandelt worden sei, habe Klara W. genüsslich eine Zigarette rauchend zugesehen. Klara W. wurde nie angeklagt. Sie sagte in den luxemburgischen Kriegsverbrecherprozessen gegen die Leitung der Gestapo aus.
Forschungsprojekt der Uni Trier begann 2012
Es ist die 9. Präsentation von Forschungsergebnissen der Uni Trier innerhalb des Projekts zur Geschichte der Gestapo Trier. Das Projekt wurde 2012 auf Anregung der Staatsanwaltschaft Trier begonnen. In diesem Jahr zog die Behörde in das Gebäude in der Christophstraße 1 ein, in dem 1935 bis 1945 die Trierer Gestapo ihren Sitz hatte.