Der Syrer Hasan Marwan sitzt am Lenkrad eines Busses der Mainzer Mobilität. (Foto: SWR)

Mit Fleiß und Unterstützung zum Traumjob

Flüchtlinge als Busfahrer in Mainz

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AUTOR/IN
Rabea Amri

Die Mainzer Mobilität hat zehn neue Busfahrerinnen und Busfahrer eingestellt - mit einer besonderen Geschichte: Sie kamen als Flüchtlinge nach Deutschland. Die Nächsten werden schon ausgebildet.

Schon seit sechs Monaten fährt Hasan Marwan mit dem Bus durch Mainz. Der Job macht ihm Spaß. In seiner Heimat Syrien war er LKW-Fahrer. Wegen des Krieges dort ist er geflüchtet. Über die Türkei, Marokko, Algerien und Spanien. Seit 2016 ist er in Deutschland.

Ich will leben, ich will eine Zukunft haben, eine Familie, ich will arbeiten. Deswegen bin ich nach Deutschland gekommen.

Diese Ziele hat Hasan Marwan jetzt erreicht. Er lebt mit seiner Frau und seinem vierjährigen Sohn in Mainz und ist seit einem halben Jahr bei der Mainzer Mobilität als Busfahrer angestellt. Zusammen mit elf anderen Menschen mit Flüchtlings- und Migrationsgeschichte hat er ein besonderes Qualifizierungsprogramm durchlaufen. Es heißt "Momentum Mobilität".

Menschen aus neun Nationen lernen zusammen

Das Projekt startete im Oktober 2022. Die zwölf Männer und Frauen mit neun unterschiedlichen Nationalitäten wurden vom Mainzer Jobcenter ausgewählt und an den Bildungsträger "Arbeit und Leben" vermittelt. Dann begann eine intensive, einjährige Qualifizierung - mit dem Ziel, den Busführerschein zu schaffen und dann bei der Mainzer Mobilität direkt einen Job anzutreten.

Fachbegriffe, Pünktlichkeit und die richtige Kleidung als Busfahrer

Die zwölf Teilnehmer wurden dabei eng von Mitarbeitenden des Trägers "Arbeit und Leben" begleitet. Sie lernten wichtige fachliche Begriffe, die sie für den Führerschein und das Busfahren brauchen. Sie wurden aber auch in sozialen Kompetenzen geschult, erzählt Doris Hormel von "Arbeit und Leben" - darunter auch Regeln am Arbeitsplatz.

Es wurden Themen wie Kleidung oder Freundlichkeit angesprochen. Auch das typische Thema in Deutschland: Pünktlichkeit. Wenn man Busfahrer werden will, ist das natürlich keine Nebensächlichkeit.

Fördergelder vom Land

Das Qualifizierungsprojekt "Momentum Mobilität" wurde vom Land Rheinland-Pfalz mit 85.000 Euro gefördert. Sozialminister Schweitzer (SPD) freut sich darüber, dass bereits zehn Menschen erfolgreich zu Busfahrerinnen und Busfahrern ausgebildet werden konnten. Das Projekt sei eine kluge Investition - denn für zwei Problempunkte werde eine gemeinsame Lösung gefunden. Einerseits biete das Projekt eine neue Perspektive für geflüchtete Menschen. Zweitens sei es ein nachhaltiger Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

Ata Ul Manan Ghumman aus Pakistan und Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) sitzen sich im Bus gegenüber und unterhalten sich.  (Foto: Mainzer Mobiltität)
Ata Ul Manan Ghumman aus Pakistan im Gespräch mit Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD). Ghumman nahm am Qualifizierungsprojekt "Momentum Mobilität" teil und ist jetzt Busfahrer. Das Projekt wurde vom Land gefördert.

Das Projekt zeigt, dass es immer lohnenswert ist, auf Menschen zu setzen - und auf ihre Bereitschaft, aus ihrem Leben etwas zu machen.

Lieblingsstrecke: Von Mainz über den Rhein nach Wiesbaden

Auch Ata Ul Manan Ghumman aus Pakistan hat es geschafft und fährt jetzt Bus in Mainz. Ihm macht es besonders viel Spaß, jeden Tag so viele verschiedene Menschen in seinem Bus zu treffen. Eine seiner Lieblingslinien ist die 6 - denn die verbindet die zwei Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden: "Im einen Moment bin ich noch in Mainz und fünfzehn Minuten später schon in Wiesbaden." Außerdem gefällt Ghumman die Fahrt über den Rhein.

Im Herbst 2023 ist das Projekt "Momentum Mobilität" in die zweite Runde gestartet - mit fünf Frauen und sieben Männern, unter anderem aus Afghanistan, Rumänien und El Salvador. Auch sie verfolgen jetzt mit viel Ausdauer ihr Ziel: Busfahrer in Mainz zu werden.

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