Im Theater Trier wurde am Samstag das Drama "Extrem teures Gift" über den Mord am russischen Dissidenten Alexander Litwinenko uraufgeführt. (Foto: SWR)

Drama um Vergiftung von Alexander Litwinenko

"Extrem teures Gift": Politthriller am Theater Trier feiert Premiere

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Katrin Buchheit
Martin Schmitt
Martin Schmitt am Mikrofon (Foto: SWR)

Das Bild vom vergifteten russischen Ex-Spion und Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko ging 2006 um die Welt. Wie es zu dem Giftanschlag kam, ist jetzt im Theater Trier zu sehen.

Eine aufgewühlte Frau steht auf der Bühne und wendet sich direkt an das Publikum: "Im November 2006 kamen mein Mann und ich in die Notaufnahme eines Londoner Krankenhauses. Er hatte starke Schmerzen und… alles Weitere sehen Sie selbst. Ich heiße Marina Litwinenko."

Die Schauspielerin Carolin Freund spielt die Frau des verstorbenen Alexander Litwinenko in dem Drama "Extrem teures Gift".

Mischung aus Satire und Thriller

Es ist die Figur der Witwe, die die Geschichte ihres Mannes für die Zuschauer kommentiert und erklärt. In einem Stück, das die Umstände bis zum tragischen Tod des ehemaligen russischen Geheimdienstmitarbeiters beleuchtet. Mitunter komödiantisch inszeniert. In einer Szene lacht ein Arzt, als er vor dem Krankenbett Litwinenkos steht.

"Das Leben bedeutet lachen und weinen."

Kam extra nach Trier: Witwe Marina Litwinenko. (Foto: SWR)
Marina Litwinenko während der Generalprobe im Theater Trier.

Witwe Marina Litwinenko kommt nach Trier

Unterhaltsame Elemente bei all der Tragik? Für die echte Witwe kein Widerspruch: "Das Leben bedeutet lachen und weinen. Wenn das Leben nur ernst dargestellt wird, glaubt das doch keiner", sagte sie dem SWR.

"Ich denke, so wie sie diese Geschichte erzählen, macht es mehr Sinn, wenn die Leute weinen und lachen zur selben Zeit." Marina Litwinenko war extra nach Trier zur Premiere des Stücks angereist.

Wladimir Putin geht im Stück über Leichen

Das Drama erzählt dokumentarisch-unterhaltsam, wie Litwinenko bei seiner Arbeit für den russischen Geheimdienst hinter die Machenschaften der russischen Regierungsbehörden kommt - und damit gefährlich für sie wird.

Die Machtübernahme Putins scheint ein Hoffnungsschimmer, doch im Theaterstück geht Putin über Leichen. In der Inszenierung wird der russische Präsident von der Schauspielerin Friederike Majerczyk dargestellt.

Wladimir Putin geht im Stück nicht nur sprichwörtlich über Leichen. Putin wird gespielt von Friederike Majerczyk. (Foto: SWR)
Wladimir Putin geht in dem Theaterstück nicht nur sprichwörtlich über Leichen. Putin wird gespielt von Friederike Majerczyk.

"Ich wollte diesen Super-Macho Putin schon ein bisschen demaskieren."

"Ich wollte diesen Super-Macho Putin schon ein bisschen demaskieren", sagt Regisseur und Theater-Intendant Manfred Langner. "Er wird in einer ganz abstrakten Weise dargestellt, aber sehr realistisch. Die Schauspielerin macht das großartig. Gleichzeitig werden wir diesen großen Diktator ein bisschen auf ein normales Maß zurechtstutzen."

Über eine Videoprojektion sehen die Zuschauer den echten Alexander Litwinenko, wie er 1998 mit seinem Wissen vor die Presse geht.  (Foto: SWR)
Über eine Videoprojektion sehen die Zuschauer den echten Alexander Litwinenko, wie er 1998 mit seinem Wissen vor die Presse geht.

Spannende Chronik über Verhältnisse in Russland

Das Stück "Extrem teures Gift" zeigt die russischen Verhältnisse am Beispiel des Ehepaars Litwinenko - mal als spannende Chronik, mal als skurrile Farce zwischen Satire und Politthriller. Über eine Videoprojektion sehen die Zuschauer, wie der echte Alexander Litwinenko mit seinem Wissen vor die Presse geht. Er spricht über Auftragsmorde des russischen Geheimdienstes.

"Die Message des Stücks ist historisch", so Witwe Marina Litwinenko. "Mein Mann hat es versucht zu sagen: Er wollte die Leute warnen, sie sollten auf der Hut sein vor Putin, vor Russland unter Putin."

Bühne „Extrem teures Gift“ am Theater Trier – Die Vergiftung des Ex-Spions und Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko

Das Stück „Extrem teures Gift“ erzählt, wie der russische Ex-Spion und Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko 2006 mit Plutonium ermordet wurde.

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