Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )

Neues Gutachten vorgestellt

Eifelquerbahn ist Kandidat für Reaktivierung

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Es könnte sich lohnen, die Eifelquerbahn zu reaktivieren, so das Ergebnis einer neuen Studie. Bis zwischen Gerolstein und Kaisersesch wieder ein Zug fährt, dürfte es aber dauern.

Noah Wand ist beruflich und als Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes "Pro Bahn" viel in Deutschland unterwegs. Der Chef einer Marketingagentur fährt dabei oft mit dem Auto, obwohl er eigentlich lieber Zug fahren würde. Doch sein Heimatort Heyroth in der Vulkaneifel hat keine Anbindung an das Schienennetz.

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Früher hielt einmal ein Zug im Nachbardorf Dockweiler. Heute schießt Unkraut aus dem Gleisbett. Büsche und kleine Bäume wurzeln zwischen den Schienen, die dort seit Ende des 19. Jahrhunderts liegen. Die Natur hat sich die Bahnstrecke zwischen Kaisersesch und Gerolstein zurückgeholt, seitdem die Eifelquerbahn hier in den 1990er Jahren für den Personenverkehr und 2012 auch für touristische Fahrten stillgelegt wurde.

Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Noah Wand würde gerne öfter mit dem Zug fahren. Es gibt aber keinen vernünftigen Anschluss.

"Die Eifel ist abgehängt"

Noah Wand ärgert das: "Auch die Eifel müsste angebunden werden. Wir haben die A1, die seit 20 Jahren nicht weitergebaut wird, und eine Eifelstrecke, die durch die Flut zerstört wurde." Und auch die Querbahn rostet vor sich hin: "Wir sind hier einfach abgehängt."

Aktuell stehen die Chancen aber besser denn je, dass wieder Züge zwischen der Ost- und der Westeifel rollen. Denn am Donnerstag hat der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) der Öffentlichkeit das Ergebnis einer Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Eifelquerbahn vorgestellt. Demnach überwiegt der Nutzen der Strecke die Kosten. Es würde sich also lohnen, die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen.

Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Im Dorf Dockweiler hat früher mal ein Zug gehalten. Heute sind die Gleise zugewuchert.

Land: Ohne Förderung des Bundes geht es nicht

Auch mit Fördergeld des Bundes sei zu rechnen, so die Experten eines Fachbüros. Bis zu 90 Prozent der Kosten könnten übernommen werden. Diese Förderung wäre auch für das Mobilitätsministerium des Landes Rheinland-Pfalz die Voraussetzung, das Projekt durchzuziehen, betont Ingmar Streese, Abteilungsleiter Mobilität im Umweltministerium, im Dauner Forum. Im Vergleich zum Neubau von Schienen sei die Reaktivierung zwar günstiger und mit weniger Aufwand zu realisieren: "Wir sind aber auf die finanzielle Beteiligung des Bundes angewiesen."

Thorsten Müller kümmert sich für den SPNV Nord um die Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Gerolstein.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Mehr als 100 Bürger haben in Daun bei der Vorstellung der Nutzen-Kosten-Untersuchung zugehört.

Das wird vor allem auch klar, wenn man die Summen hört, die für den Wiederaufbau der Eifelquerbahn nötig wären. Das beauftragte Planungsbüro rechnet mit Kosten von mindestens 170 Millionen Euro. Manche Gleise stammen laut Bahn noch aus den 1930er Jahren und müssten erneuert werden. Und auch die Kyllbrücke bei Pelm würde einem Dauerbetrieb nicht standhalten. Hier muss eine neue Brücke über den Fluss her.

Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Die Kyllbrücke bei Pelm müsste neugebaut werden, bevor die Eifelquerbahn reaktiviert werden kann.

Zehn Jahre bis wieder Züge rollen

Bis irgendwann wieder Züge zwischen Kaisersesch und Gerolstein fahren, könnten bis zu zehn Jahre vergehen, sagt Thorsten Müller, Verbandsdirektor des SPNV Nord: "Die Untersuchung war ein Meilenstein für uns, aber es fehlen noch einige weitere Meilensteine bis zu einer Reaktivierung."

Thorsten Müller kümmert sich für den SPNV Nord um die Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Gerolstein.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Thorsten Müller kümmert sich für den SPNV Nord um die Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Gerolstein.

Landrätin Julia Gieseking (SPD) würde sich wünschen, dass es schneller geht: "Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Und ich hoffe, dass sich alle ein bisschen beeilen, dass es doch zügiger vorangeht." Allein die Bauarbeiten auf der Strecke dürften aber bis zu fünf Jahre dauern. Die Abstimmungen mit dem Bund und der Deutschen Bahn, der die Gleise gehören, könnte ebenfalls dauern. Und auch in Mainz steht noch eine Entscheidung aus.

Land will Ranking der stillgelegten Bahnstrecken erstellen

Derzeit lässt das Land zwölf stillgelegte Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz auf Kosten und Nutzen überprüfen. Das Ziel ist, ein Ranking zu erstellen, bei welchen Verbindungen es sich lohnen würde, wenn dort wieder Züge fahren würden. "Damit werden wir wahrscheinlich im ersten Quartal 2024 fertig werden", kündigt Streese vom Mobilitätsministerium an.

Wie gut die Aussichten der Eifelquerbahn dabei sind, zuerst an die Reihe zu kommen, kommentiert Streese nicht: "Es gibt mit Sicherheit Verbindungen wie die von Landau nach Germersheim, die von den blanken Zahlen her bessere Chancen haben." Das Land wolle aber neben den Nutzen-Kosten-Untersuchungen auch andere Faktoren mit in die Bewertung einbeziehen.

Neue Kriterien gab es auch schon für die Nutzen-Kosten-Untersuchung. Denn um den Klimaschutz voranzutreiben, will der Bund künftig großzügiger bei der Förderung von Bahnprojekten sein und diese gegenüber dem Straßenbau bevorzugen. Das schlägt sich auch im sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und somit in den Berechnungsgrundlagen nieder.

Verein kämpft seit Jahren für Reaktivierung der Eifelquerbahn

Für Jens Wießner vom Verein "Eifelquerbahn" sind es insgesamt gute Nachrichten, die er an diesem Abend hört. Die Vorstellung der Untersuchung war für ihn "ein positiver Impuls". Seit vier Jahren kämpft er mit seinen 130 Mitstreitern für eine Reaktivierung der Strecke: "Doch alle Versuche, etwas voranzubringen, sind bislang daran gescheitert, dass keine Untersuchung vorlag."

Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.

Wießner hat nie daran gezweifelt, dass der Nutzen der Strecke für die Eifel die Kosten mehr als aufwiegt. Auch die Analyse zeigt: Geschätzt 1.000 Menschen, die derzeit mit dem Auto oder dem Bus zur Arbeit pendeln, würden wohl auf den Zug umsteigen, wenn die Verbindung sich verbessern würde.

Zwischen Kaisersesch und Mayen fahren seit dem Jahr 2000 schon wieder Bahnen. Wenn auch der Rest der Strecke reaktiviert wird, könnte man in zwei Stunden von Gerolstein aus Koblenz erreichen. Bisher ist das nur mit großen Umwegen möglich.

Bahnstrecke als Chance für den Tourismus?

Und auch die vielen Feriengäste könnten die Bahn nutzen, meint Wießner: "Es wäre doch ideal, wenn die Touristen mit ihren Rädern in Daun aussteigen und direkt auf den Maare-Mosel-Weg fahren könnten." Noch halten allerdings keine Züge in der Kreisstadt, im Bahnhof ist mittlerweile das Haus der Jugend untergebracht und die Gleise sind überwuchert.

Jens Wießner kämpft seit Jahren für die Reaktivierung der Eifelquerbahn. Er lebt selbst in Nordrhein-Westfalen, verbringt aber seine Ferien in Kötterichen bei Ulmen.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Endstation Daun: Im Bahnhof der Kreisstadt ist inzwischen das Haus der Jugend untergebracht

"Wir müssten sie nur freischneiden", sagt Wießner, "dann könnten wir schon Testfahrten mit Touristen organisieren." Solche Wochenendfahrten würde die Infrastruktur hergeben, meint Wießner. Immerhin sind nach der Flutkatastrophe 2021 ja schon einmalig Züge zwischen Daun und Gerolstein gerollt, um verunglückte Betriebswagen abzuschleppen. Seitdem allerdings hat die Deutsche Bahn die Querbahn wieder der Natur überlassen.

Eine Weile wird wohl im wahrsten Sinne noch Gras über die Gleise wachsen, bis Noah Wand endlich auf den Zug umsteigen kann. Er geht trotzdem mit einem guten Gefühl aus dem Forum: "Ich bin guter Dinge, dass es jetzt endlich vorangeht."

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