Die zwei Veteranen Thomas Hecken und Pat Mancuso sitzen sich an einem Tisch gegenüber und sprechen miteinander. (Foto: SWR)

Posttraumatische Belastungsstörung

Deutsche und amerikanische Veteranen reden über Kriegstraumata

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Christina Fleischanderl

Afghanistan, Mali, Libanon, Irak - viele Soldaten sind nach ihrem Auslandseinsatz nicht mehr dieselben. Über eine Posttraumatische Belastungsstörung wird in den USA offener gesprochen als in Deutschland.

"Stellen Sie sich vor, sie fahren eine Straße entlang und müssen ständig damit rechnen, dass es einen Sprengstoffanschlag gibt", so erinnert sich der deutsche Veteran, Thomas Hecken, an seinen Afghanistan-Einsatz. Er war Sanitäter bei der Bundeswehr. Nach 32 Dienstjahren musste er sich in den Ruhestand verabschieden wegen einer sogenannten einsatzbedingten Gesundheitsschädigung. Auch bei ihm wurde eine Posttraumatische Belastungsstörung (kurz: PTBS) diagnostiziert.

PTBS – Militäreinsätze mit Folgen

Der US Army Veteran Pat Mancuso war selbst nie im Kriegseinsatz. Er hat bei seinem Vater miterlebt, welche psychischen Folgen der Krieg mit sich bringen kann. Nachdem sein Vater als Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg gedient hatte, war er nicht mehr derselbe. "Wir als Kinder haben natürlich immer bemerkt, dass unser Vater manchmal nicht ganz da war." Auch wenn die Krankheit bei seinem Vater nie diagnostiziert wurde, erkennt Pat Mancuso heute, woher die Wutausbrüche seines Vaters rührten.

Drei Fahnen - eine deutsche, eine amerikanische und die Fahne der Veteranen-Initiative - wehen im Wind. (Foto: Bund Deutscher Einsatz Veteranen/Thomas Hecken)

In seiner Dienstzeit bei der US Army war Mancuso Trompetenspieler einer Ehrengarde und hat bei über 100 Soldatenbegräbnissen seinen Kameraden die letzte Ehre erwiesen. Wann immer dann die Salutschüsse abgefeuert wurden, sah er viele Kollegen zusammenzucken, erzählt Mancuso. Schreckhaftigkeit nach traumatischen Erlebnissen ist nur eines von vielen Anzeichen für PTBS.

Schlafprobleme, Depression, Angst – verschiedene Symptome eines psychischen Traumas, so der Bund Deutscher Einsatzveteranen. Thomas Hecken kann dies durch seine erlebte Todesangst in Afghanistan nur bestätigen. "Diese permanente, potentielle Bedrohung. Damit zu rechnen, dass sie Arme und Beine verlieren oder verwundet werden, ist eine hohe Belastung." Es sind Reaktionen auf außergewöhnliche und sehr belastende Erlebnisse.

Diese permanente, potentielle Bedrohung. Damit zu rechnen, dass sie Arme und Beine verlieren oder verwundet werden, ist eine hohe Belastung.

Zu viel Bürokratie: Unterstützung in Deutschland dauert zu lange

In Deutschland können aktive Soldatinnen und Soldaten Hilfe bei dem "Netzwerk der Hilfe" der Bundeswehr bekommen. Die Idee dahinter: Schnelle und unbürokratische Hilfe. Das Problem für bereits ausgeschiedene Soldaten ist, dass sie diese Möglichkeit nicht mehr haben. Wenn jemand erst später eine psychische Krankheit entwickelt, kann es lange dauern, bis Unterstützung und Hilfe bewilligt sind. Um Veteranen hier beizustehen und zu helfen, wurde der Bund Deutscher Einsatzveteranen gegründet.

Amerika als Vorbild für Deutschland

Sich bei PTBS in Therapie zu begeben, sei in Amerika auch schon viel selbstverständlicher als in Deutschland, sagt Pat Mancuso. Da könne man von den Amerikanern auch noch was lernen. Um sich gemeinsam auszutauschen, fand vergangene Woche deshalb auch im Kreis Kaiserslautern das erste Deutsch-Amerikanische Veteranentreffen statt. Thomas Hecken bringt die Idee hinter dem Treffen auf den Punkt: "Wenn wir zusammensitzen, haben wir das Gefühl, dass wir verstanden werden."

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