Ein Stetoskop auf einem Tisch (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / CHROMORANGE | Andreas Poertner)

Gesundheitliche Versorgung in der Eifel

Bürgerinitiative kämpft für mehr Ärzte im Adenauer Land

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Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler (Foto: SWR)

Immer mehr Krankenhäuser und Arztpraxen schließen auf dem Land. Oft ohne Ersatz. Die Stadt Adenau in der Eifel ist von solchen Schließungen besonders betroffen.

Im vergangenen Jahr machte das Krankenhaus in Adenau dicht. Seit Anfang des Jahres gibt es einen Rettungswagen weniger. Und nun wollen auch die Kinderpsychologin und der Kinderarzt im Sommer ihre gemeinsamen Praxisräume schließen.

Es hat nicht jeder den Luxus, zwei Autos zu haben.

Für Daniela Thiesen hat das große Folgen. Die Mutter von zwölf Kindern wohnt in Adenau und bedauert es sehr, dass der Kinderarzt keinen Nachfolger für seine Praxis finden konnte. Eltern müssten bald mit ihren Kindern zum Beispiel ins 40 Kilometer entfernte Bad Neuenahr-Ahrweiler fahren. Sie sagt: "Das ist für viele Familien sehr schwer, es hat nicht jeder den Luxus, zwei Autos zu haben."

Daniela Thiesen und Karl-Heinz  Tibo von der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Adenauer Land (Foto: SWR)
Daniela Thiesen und Karl-Heinz Tibo von der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Adenauer Land

Daniela Thiesen kämpft in einer kleinen Bürgerinitiative für eine bessere medizinische Versorgung in Adenau. Dafür haben sie viele Gespräche geführt, unter anderem auch mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau. Guido Nisius (CDU) sagte dem SWR: "Ich wünsche mir in Adenau eine Anlaufstelle, in der die Patienten zu jeder Zeit eine Erstversorgung erhalten können. Vielleicht sogar mit drei bis vier Betten zur Beobachtung von Patienten."

Wir wollen nicht Patienten zweiter Klasse sein.

Das Land und die Verbandsgemeinde haben einen so genannten Projektsteuerer damit beauftragt, ein Konzept für die gesundheitliche Versorgung in Adenau zu erarbeiten. Das Ergebnis soll Mitte des Jahres vorliegen. Bürgermeister Nisius erwartet im Anschluss eine Finanzierung durch die Krankenkassen und das Land: "Schließlich wollen wir nicht Patienten zweiter Klasse sein", betont er.

Das Krankenhaus in Adenau: Seit einem Jahr keine stationäre und ambulante Versorgung mehr.  (Foto: SWR)
Das Krankenhaus in Adenau bietet seit einem Jahr keine stationäre und ambulante Versorgung mehr.

Umfrage: Ärzte können nicht immer Platz in Krankenhaus finden

Aktuell müssen Menschen mit Verletzungen aus Adenau in umliegende Krankenhäuser, zum Beispiel nach Mayen oder Bad Neuenahr-Ahrweiler, gebracht werden. Die Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Adenauer Land hat bei den Ärzten in Adenau nachgefragt, ob sie immer schnell genug einen Krankenwagen bekommen.

Es gab schon Fälle, da haben alle Krankenhäuser in der Umgebung die Patientenaufnahme abgelehnt.

Die Antworten der anonymen Umfrage seien bedenklich gewesen, sagt Daniela Thiesen: "Die Ärzte haben bemängelt, dass sie oft ewig auf einen Krankenwagen warten und sie sich selbst darum kümmern müssen, ob ein Krankenhaus frei ist. Es gab schon Fälle, da haben alle Krankenhäuser in der Umgebung die Patientenaufnahme abgelehnt."

Probleme im Gesundheitswesen in RLP

Darum müsse sich in Adenau schnell etwas ändern, sagt die Vorsitzende der Bürgerinitiative. Bürgermeister Guido Nisius gibt zu Bedenken, dass das nicht leicht wird. Denn das, was in Adenau passiert, passiere auch an vielen anderen Orten in Rheinland-Pfalz. Er sagt: "Die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen sind überall ein Problem."

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