Die Begriffe "Insolvenz", "Exit", "Corona" und "Pleite" auf einem Scrabble-Spielbrett

Mehr Insolvenzen von Unternehmen und Privatpersonen in NRW

Stand: 11.10.2023, 14:41 Uhr

Ob Ukraine-Krieg oder Energiekrise: Viele Unternehmen leider unter der schlechten Wirtschaftslage. Die Zahl der Insolvenzen ist im August im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen - liegt aber noch unter dem Vor-Corona-Niveau.

Die Zahl der Unternehmens- und Verbraucher-Insolvenzen hat in Nordrhein-Westfalen im August zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT NRW meldeten die Amtsgerichte im August 462 beantragte Unternehmensinsolvenzen in NRW - und damit 56,1 Prozent mehr als im August 2022 (damals 296). Das ist die höchste Zahl von Unternehmensinsolvenzen seit Januar 2020.

Von den Insolvenzen waren im August 1.665 Beschäftigte in NRW betroffen, doppelt so viele wie im August 2022. Im Vergleich zum Juli 2023 gab es hier dagegen einen Rückgang von 37,6 Prozent.

IHK: "Keine Überdramatisierung"

Dr. Nikolaus Paffenholz

Paffenholz: "Liegen immer noch unter Niveau von 2019"

"Wir sind immer noch in einer schwierigen konjunkturellen Lage mit mehreren Herausforderungen: Energiekrise und Ukraine-Krieg", erklärt Dr. Nikolaus Paffenholz, fachpolitischer Sprecher für Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK NRW. Allerdings warnt er angesichts der Zahlen vor einer Überdramatisierung: "Wir sind immer noch unter dem Niveau von 2019." Nach der Coronazeit würden sich nun "mit bestimmtem Versatz bestimmte Nachlaufeffekte zeigen", so Paffenholz.

Baugewerbe besonders betroffen

Das Ende der Fahnenstange sieht Paffenholz damit aber noch nicht erreicht - wie auch Steffen Müller vom Wirtschaftsforschungsinstitut IWH. "Wie schon im August deuten unsere Frühindikatoren im September auf einen deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen im vierten Quartal hin", erklärt Müller, der beim IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität leitet.

Besonders betroffen sein könnten seiner Einschätzung nach das Baugewerbe sowie Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen. Wegen stark gestiegener Zinsen und Baukosten steckt besonders die Immobilienbranche derzeit in einer Krise.

Auch Verbraucherinsolvenzen gestiegen

Auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW mussten sich im August für zahlungsunfähig erklären lassen. Nach Angaben von IT NRW stieg die Zahl der beantragten Verbraucherinsolvenzverfahren im August 2023 mit 1.593 Verfahren um 23,3 Prozent im Vergleich zum August letzten Jahres.

Zu den Verbraucherinsolvenzverfahren zählen Insolvenzen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Renterninnen und Rentnern sowie Erwerbslosen.

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