Die Angeklagte betritt den Gerichtssaal. © picture alliance/dpa Foto:  Philipp Schulze

Anschlag geplant: Achteinhalb Jahre Haft für IS-Rückkehrerin

Stand: 01.09.2023 17:10 Uhr

Eine 34-Jährige aus Salzgitter muss wegen Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und einem geplanten Anschlag auf ein Festival bei Hildesheim für achteinhalb Jahre in Haft.

Außerdem kam das Oberlandesgericht (OLG) Celle zu dem Schluss, dass Marcia M. Sprengstoffgürtel hergestellt und Ehefrauen für potenzielle Attentäter angeworben haben soll. Vor dem OLG hatte Marcia M. die Vorwürfe eingeräumt, wie ein Gerichtssprecher bestätigte. Allerdings warf ihr der Vorsitzende Richter vor, dass sich ihr Geständnis immer nur am aktuellen Ermittlungsstand orientiert habe. "Was uns gefehlt hat, war die erlebbare Reue und die Einsicht, etwas Falsches gemacht zu haben." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Weitere Informationen
. © Screenshot
1 Min

Zwei mutmaßliche Islamisten in Celle vor Gericht (24.03.2023)

Sie sollen IS-Propaganda verteilt und einen Anschlag geplant haben. Den Angeklagten drohen bis zu zehn Jahren Haft. 1 Min

Mehrere Anschläge auf Festivals in der Planung?

Die Angeklagte war im September 2015 mit ihrem Ehemann von Deutschland nach Syrien gereist, um sich dort dem IS anzuschließen. Sie soll einem Frauen-Bataillon beigetreten sein, sich zu Selbstmordattentaten bereit erklärt haben und Schießtrainings absolviert haben. Ferner wurde ihr vorgeworfen, Anschläge auf Musikfestivals in Deutschland geplant zu haben, im Gespräch soll demnach ein Musikfestival für Kinder bei Frankfurt gewesen sein, möglicherweise könnte auch ein Festival im Raum Hildesheim Ziel eines Attentats gewesen sein. Zu den Anschlägen kam es laut Bundesanwaltschaft nicht, weil die dafür ausgewählten IS-Kämpfer nicht ausreisen konnten.

"Massenmord an Teilen der deutschen Bevölkerung"

Die Angeklagte habe die Vorstellung gehabt, "dass ein Massenmord an Teilen der deutschen Bevölkerung verübt werden sollte", sagte der Vorsitzende Richter Ralf Günther in seiner fast zweistündigen Urteilsbegründung. Die Stellung der 34-Jährigen innerhalb des IS sei nach Überzeugung des Gerichts deutlich herausgehoben gewesen im Vergleich zu anderen IS-Rückkehrerinnen, die in Syrien vor allem ihren Ehemännern den Haushalt geführt hätten.

Anklage beantragt neun Jahre Haft für IS-Anhängerin aus Salzgitter

Der Prozess gegen die 34-Jährige hatte im April begonnen. Der Generalbundesanwalt hatte laut OLG-Sprecher eine Freiheitsstrafe von neun Jahren beantragt. Die Verteidigung hingegen hatte laut Sprecher auf eine Strafe von "nicht mehr als drei bis vier Jahren" plädiert.

Weitere Informationen
Die Angeklagte (r) steht im Gerichtssaal neben ihrer Verteidigerin Louisa Krämer. © dpa-Bildfunk Foto: Philipp Schulze

Prozess in Celle: Mutmaßliches IS-Mitglied räumt Vorwürfe ein

Die 34-Jährige soll sich in Syrien dem "Islamischen Staat" angeschlossen haben. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft. (17.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 01.09.2023 | 06:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Einsatzfahrzeug, Streifenwagen der Polizei mit Blaulicht, im Hintergrund sieht man einen Rettungswagen. © Fotostand / Gelhot

"Grenze überschritten": Sanitäter bei Einsatz angegriffen

Die Rettungskräfte stehen nach einer Attacke durch zwei Männer in Königslutter unter Schock. Die Polizei ermittelt. mehr