Neue Notdienstverordnung setzt Tierärzte in MV unter Druck

Stand: 29.02.2024 18:48 Uhr

Ab März gelten in Mecklenburg-Vorpommern neue Regelungen für die Versorgung von Notfällen bei Haustieren. Den tierärztlichen Notdienst sollen dann nur noch einzelne Praxen in acht großen Notdienstgebieten anbieten.

Wer in Mecklenburg-Vorpommern einen Notfall mit seinem Haustier hat, muss sich ab März umstellen. Landesweit gelten dann neue Regeln. Über eine kostenpflichtige Hotline soll jedem Tierhalter ein Tierarzt zugewiesen werden. Die Notfallpraxen sind auf acht große Gebiete in MV verteilt. Tierhaltern drohen -neben steigenden Behandlungskosten - lange Anfahrtswege, Tierärzte fürchten weitere Überlastung.

Tiernotfälle aus bis zu 100 Kilometern

Eine Karte zeigt die Gebiete, in die die Praxen aufgeteilt werden, die tierärztlichen Notdienst annbieten. © Screenshot
Die Tiernotdienste in MV sind in acht große Gebiete unterteilt.

Veterinäre blicken mit Sorge auf die neue Verordnung. Einer von ihnen ist Tierarzt Bernd Linke. Im Güstrower Tierarztzentrum kümmert er sich mit drei weiteren Veterinären hauptsächlich um Kleintiere, aber auch Großtierbestände werden von ihnen versorgt. Meist sind es Kühe, ihre Ställe teils bis zu fünfzig Kilometer entfernt. Tag und Nacht sind die Ärzte notfalls im Einsatz, fahren kilometerweit. Nun sollen sie nach der neuen Tiernotdienstverordnung zusätzlich auch noch kranke Kleintiere in ihrer Praxis empfangen, von Haltern aus einem Gebiet, das bis ins knapp einhundert Kilometer entfernte Ludwigslust reicht.

Tierärzte: Notversorgung in so großen Gebieten "nicht machbar"

Die Versorgung von Notfällen aus so großen Gebieten hält Linke für nicht machbar. "Wenn die Kollegin oder ich einen Gebärmuttervorfall, einen Kaiserschnitt und vielleicht noch zwei kranke andere Kühe haben, dann sind wir schon mal sieben Stunden weg und wenn dann auch die aufgestauten Kleintiere kommen - das ist nicht leistbar." Neben den eigenen bekannten Patienten würden nun auch nachts unbekannte nächtliche Notdienstkunden kommen. Ein Sicherheitsrisiko, meint Linke.

Tierärzte fordern kurze Wege für Notfälle

Der Tierarzt aus Güstrow plädiert dafür, sich mit benachbarten Kollegen über die Notdienste zu einigen. Das bedeute kurze Wege und schnelle Hilfe. Die nun durch ein Computerprogramm von der Landestierärztekammer erstellte Notdienstregelung mit kostenpflichtiger Nummer und riesigen Gebieten hält auch sein Kollege Olaf Skoeries für Irrsinn.

Vergleich mit Schleswig-Holstein - "wie Äpfel und Birnen"

Wie Linke betreibt Skoeries eine gemischte Praxis, also für Groß- und Kleintiere mit vier Tierärzten in Dahmen, Teterow und Malchin. Das Argument der Landestierärztekammer, in Schleswig Holstein laufe das Konzept seit einem Jahr gut, sei keines. "Bei vergleichbarer Fläche haben wir eine deutlich geringere Praxisdichte. Wir haben in Schleswig-Holstein über 1.000 Praxen und in Mecklenburg haben wir bei 300 Praxen. Legt man das nebeneinander stellt man fest, dass man Birnen und Äpfel miteinander vergleicht, das wird nicht funktionieren." Bei der Landestierärztekammer sieht man hingegen keine Alternative zu den neuen Regeln. Es seien landesweit zu wenige Tierärzte da, um etwa kleinere Notdienstgebiete vorzuhalten, aufgrund der dann zu langen Arbeitszeiten.

Hotline für den Notfall

Unterdessen haben Tierärzte unter 01805 - 84 37 36 eine Hotline eingerichtet, um Kleintierhalter im Notfall mit der nächstgelegenen diensthabenden Praxis zu verbinden. Informationen gibt es für Notfälle auch auf der Internetseite www.vetnotdienst.de/kleintiere

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