Aufnahmen einer Ecstasy Blue Punisher- Pille.

Neubrandenburg Haftbefehl nach Drogentod einer 13-Jährigen erlassen

Stand: 28.06.2023 11:27 Uhr

Ein 13-jähriges Kind aus Altentreptow ist tot, eine 14-Jährige laut Polizei wieder in stabilem Zustand. Beide Mädchen hatten vermutlich Ecstasy vom Typ "Blue Punisher" genommen. Gegen einen 37 Jahre alten deutschen Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen.

"Ecstasy-Opfer müssen nicht mehr beatmet werden"

Im Falle des Todes eines 13-jährigen Mädchens aus Altentreptow gehen die Ermittlungen weiter. Das Kind hatte vermutlich eine besonders stark dosierte Ecstasy-Tablette eingenommen. In der Region gibt es mehrere Fälle von Mädchen, die unter teilweise erheblichen Folgen des Drogenkonsums leiden. Eine 15-Jährige erhole sich allmählich, ein 14-jähriges Mädchen wird nach Angaben der Polizei weiter auf einer Intensivstation betreut. Der Zustand dieses Mädchens habe sich aber stabilisiert. Zudem gibt es Berichte über ein weiteres Mädchen aus Malchin, das ebenfalls "Blue Punisher" genommen habe, in diesem Fall soll es aber nur vergleichsweise schwache Symptome gegeben haben. Das Mädchen habe zeitweise an Übelkeit und Bauchschmerzen gelitten, sei aber wieder wohlauf. Die Ermittler prüfen zudem, ob es eine Verbindung zum Todesfall eines 15-jährigen Mädchens am Wochenende im brandenburgischen Rathenow gibt.

Drei weitere minderjährige Tatverdächtige

Das Amtsgericht Neubrandenburg hat unterdessen Haftbefehl gegen einen 37-Jährigen erlassen. Der Mann aus der Region Neubrandenburg soll das "Blue Punisher"-Ecstasy in Umlauf gebracht haben, an dessen Einnahme die 13-Jährige offenbar gestorben ist. Der Mann soll demnach in zwei Fällen Betäubungsmittel an Minderjährige abgegeben haben. Außerdem soll er Betäubungsmittel in nicht geringer Menge besessen haben.

Drei weitere Verdächtige sind laut Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt worden, gelten aber weiter als tatverdächtig. Sie sind 16 und 17 Jahre alt. "Nach dem derzeitigen Kenntnisstand gehen die Ermittler davon aus, dass alle vier Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen und dem schlechten gesundheitlichen Zustand der 14- und 15-Jährigen stehen", sagte eine Polizeisprecherin. Genaue Tatzusammenhänge sowie die Ermittlung möglicher weiterer Tatverdächtiger seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen durch die Kriminalpolizeipolizei.

Polizei warnt vor "Blue Punisher"

Die blauen Tabletten mit einem Totenkopf haben einen sehr hohen Wirkstoffgehalt, wodurch der Konsum schnell lebensbedrohlich sein kann. Die Polizei geht davon aus, dass die Tabletten im Großraum Neubrandenburg verbreitet werden und warnt daher "vor jeglicher Einnahme von Betäubungsmitteln, insbesondere aber vor der gefährlichen 'Blue Punisher'-Pille". Diese Tabletten hätten eine sehr hohe Dosis MDMA. Schon die Einnahme einer Pille oder auch nur einer halben Pille könnte lebensbedrohlich sein.

Drogenkonsum vermutlich vergangene Woche

Laut Polizei hatte das verstorbene Mädchen zusammen mit einer 15-jährigen Freundin wahrscheinlich in der vergangenen Woche Ecstasy "mit extrem hohem Wirkstoffgehalt" genommen. Beide befanden sich danach in Lebensgefahr und wurden im Klinikum Neubrandenburg behandelt.

Sucht-Koordinierungsstelle kritisiert Landesregierung

Seit der Corona-Pandemie hat die Drogenproblematik in Mecklenburg-Vorpommern laut der Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST MV), Birgit Grämke, zugenommen. Die Betroffenen würden auch immer jünger, sagte Grämke bei NDR MV Live. Sie rät Eltern, unbedingt mit ihren Kindern über Drogen zu sprechen - sachlich, offen und unaufgeregt. Kinder und Jugendliche müssten über die Gefahren von Drogen Bescheid wissen, so Grämke. Sie mahnte zudem mehr Hilfe an: Das Land habe zuletzt Geld für Prävention und Suchtberatung gestrichen, die Politik solle dies jedoch überdenken und flächendeckend sicherstellen.

Minister warnen vor Drogenkonsum

Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hatte zuvor eindringlich an Jugendliche appelliert, die Finger von Drogen aller Art zu lassen. Sie bittet auch darum, in Familien und Freundeskreisen auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Und auch Innenminister Christian Pegel (SPD) warnte: Diese Ecstasy-Pillen - mit dem Namen Blue Punisher - seien ganz unmittelbar lebensgefährlich.

Präventionsteam an Schule

Präventionsbeamte der Polizei waren am Dienstag in der Schule, die das verstorbene Mädchen besucht hat. Die vier Polizisten hätten mit Schülerinnen und Schülern in allen Klassen gesprochen, sagte eine Polizeisprecherin. Die Lehrerinnen und Lehrer an der Kooperativen Gesamtschule des Kreises Mecklenburgische Seenplatte hätten zudem den Unterricht umgestellt. Viele Mitschüler hätten sich nach dem Gesundheitszustand der anderen betroffenen Mädchen erkundigt.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.06.2023 | 12:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 27. Juni 2023 um 16:23 Uhr.