Am Uniklinikum Mannheim wurde ein neues Bestrahlungsgerät vorgestellt (Foto: SWR)

Personalisierte Krebsmedizin dank Hightech-Gerät

Uniklinikum Mannheim: Bessere Strahlentherapie mit Hilfe von KI

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Martina Senghas

Am Mannheimer Uniklinikum ist ein Bestrahlungsgerät vorgestellt worden, das die Krebstherapie präziser macht und verkürzt. Nicht zuletzt mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Am Universitätsklinikum Mannheim (UMM) ist am Montag ein Gerät vorgestellt worden, durch das Menschen mit Krebserkrankungen sehr viel präziser bestrahlt werden können. Ein weiterer Vorteil des sogenannten Linearbeschleunigers: Die Therapiezeit wird enorm verkürzt und individuell auf jeden Krebskranken zugeschnitten.

Mannheimer Uniklinikum ganz vorne bei der personalisierten Krebstherapie

Der Tag, an dem das neue Bestrahlungsgerät vorgestellt wurde, sei ein toller Tag für das Universitätsklinikum, aber ein noch schönerer Tag für die Krebspatientinnen und -patienten, so Frank Giordano, der Direktor der Strahlenklinik.

Wir können die Krebserkrankungen von Patientinnen und Patienten noch schonender behandeln und den technologischen Fortschritt nicht an ihnen vorbeigehen lassen.

Konkret heißt das: Das neue Strahlengerät ermöglicht laut UMM eine Therapie, die für jeden Patienten und jede Patientin individuell ist und tagesaktuell angepasst wird: Zum Beispiel auf die Größe des Tumors oder die Lage der Organe. Dadurch ist sie sehr viel schonender für den Organismus. Möglich ist das nicht zuletzt dank immer besserer Bildgebungsverfahren.

Beispiel Prostatakrebs: Erfolgreiche Behandlung nach fünf Tagen

Vielversprechend sei der Einsatz des Geräts zum Beispiel bei der Behandlung von Prostatakrebs. Bislang dauerte die Behandlung sechs bis acht Wochen und war mit vielen Fahrten und Klinikaufenthalten verbunden. Jetzt könne man die Strahlentherapie innerhalb von fünf Tagen durchführen. Das bedeute nicht nur mehr Lebensqualität für die Patienten, sondern gegebenenfalls auch weniger Ausfall am Arbeitsplatz.

Zum Einsatz kommt der Linearbeschleuniger "Ethos" derzeit aber auch bei Leberkrebs, Hirntumoren, Gebärmutterhalskrebs und Tumoren im Bauchraum.

Forschungszusammenarbeit mit dem DKFZ in Heidelberg

Auch der ärztliche Direktor des Uniklinikums, Hans-Jürgen Hennes, zeigt sich glücklich darüber, dass Mannheim bei der sogenannten personalisierten Medizin nun ganz vorne mitmischt. Er betont allerdings, dass man noch am Anfang stehe.

Wir werden klinische Studien durchführen, um zu sehen, ob die Erwartungen und die Hoffnungen, die wir damit verbinden, auch in der Patientenversorgung ankommen.

Dabei arbeitet Mannheim eng mit dem Deutschen Krebsforschung (DKFZ) in Heidelberg zusammen.

Es gibt bereits Wartelisten für die Behandlung mit "Ethos"

Fünf Millionen Euro haben das Gerät und sein Einbau gekostet. Möglich war all das durch eine Spende der Hector-Stiftung. Vierzig Menschen haben seit der Inbetriebnahme vor rund drei Monaten davon profitiert und die Wartelisten sind bereits gefüllt.

Die medizinische Behandlung durch den Linearbeschleuniger "Ethos" sei nicht nur für die Menschen in der Rhein-Neckar-Region attraktiv, so Strahlenmediziner Frank Giordano. Aufgrund der kurzen Behandlungsdauer kämen auch Patienten aus anderen Bundesländern und sogar aus dem Ausland.

Medizin wird immer technischer - und teurer

Krebstherapie wird nicht nur besser, sondern auch immer technischer. Kürzlich, so Frank Giordano, sei er gefragt worden, ob angehende Medizinerinnen und Mediziner anstelle eines Physikums bald eher ein "Informatikum" bräuchten. Tatsächlich würde er das sofort unterschreiben. "Ethos" sei eine Maschine, die im Prinzip Algorithmen-Software benutze, um Krebs zu heilen.

Profitieren davon werden vor allem Menschen in reichen Industrienationen, denn man braucht nicht nur Geld für die Anschaffung der teuren Geräte, sondern auch sehr spezialisiertes Fachpersonal. Und das ist bisher sehr rar und umkämpft.

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