Windtestfeld auf der Schwäbsichen Alb mit zwei Windrädern und vier Messmasten. Laut ZSW ist es das weltweit erste auf bergigem Gebiet.

Kretschmann eröffnet Testanlage

Testfeld auf der Schwäbischen Alb soll Windkraft im Bergland erforschen

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Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

Wie laufen Windräder stabiler und leiser? Kann man sie zum Schutz von Vögeln stoppen? Das wollen Forscher auf einem weltweit einmaligen Testfeld herausfinden.

Zwischen Donzdorf und Geislingen an der Steige (beide Kreis Göppingen) ist am Freitagnachmittag ein Testfeld für Windkraftanlagen offiziell eröffnet worden. Es gilt als erste Forschungsanlage im bergigen Gelände weltweit. Bei der Eröffnung war unter anderem Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dabei.

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Laut Kretschmann bleibt Baden-Württemberg ein Zukunftsstandort für Windenergie. "Forschung ist das A und O", sagte er bei der Eröffnung. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sagte, bei dem Projekt gehe es nicht nur um den Klimaschutz, sondern auch um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg: "Der Ausbau der Windenergie und der Erneuerbaren ist essenziell", so die Ministerin.

Testanlage zur Erforschung in bergigem Gelände

Die Anlage steht am Rand der Schwäbischen Alb und besteht aus zwei Windkraftanlagen sowie vier Messmasten. Die Windräder mit einer Gesamthöhe von knapp 100 Metern und einer installierten Leistung von 750 Kilowatt sind vergleichsweise klein. Im Mittelpunkt steht auch nicht die Stromerzeugung, sondern die Forschung. Geprüft werden soll, wie Windräder effizienter, leiser und langlebiger betrieben werden können. Im Kreis Göppingen sollen vor allem aber Windräder im bergigem Gebiet erforscht werden.

Die meisten Windräder stehen im Flachland. Für den Klimaschutz brauche man aber mehr Strom aus Windkraft in bergigem Gelände, so das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Bisher sind Windräder vor allem fürs Flachland konzipiert. Es fehle Know-how zur Windenergie-Nutzung am Berg. "Die mechanischen Lasten, die auf die Rotorblätter wirken, sind nicht so konstant wie im flachen Land, sondern wechselnd", erklärte Projektleiter Andreas Rettenmeier.

Deswegen wurde das Testfeld am Rand des Stöttener Berges errichtet. Hier wehe Wind mit Turbulenzen und Schrägströmungen. "Das Gelände passt perfekt zu unseren Forschungsthemen, die auch international auf großes Interesse stoßen", sagte Rettenmeier.

BUND begrüßt Testfeld auf der Schwäbischen Alb

Die in den Messmasten eingebauten Sensoren, Mikrofone und Kameras liefern auch Informationen zu Vögeln und Fledermäusen. So werde erforscht, ob Windräder möglicherweise rechtzeitig gedrosselt werden können, wenn sich geschützte Tiere wie der Rotmilan nähern. Kritikerinnen und Kritiker von Windanlagen verweisen oft auf den mangelnden Schutz von Vögeln.

Fritz Mielert von der Umweltschutzorganisation BUND Baden-Württemberg begrüßt das Projekt. "Wir haben bisher zu wenig Forschung zu Naturschutz und Windkraftanlagen im Mittelgebirge", sagte er im Vorfeld der Eröffnung. "Wir brauchen Fakten, deswegen ist es gut, dass man so ein Projekt macht." Eine Klage, die sich auf den Naturschutz berufen hatte, hatte zunächst den Bau des Testfelds bei Donzdorf verzögert.

Gemeinschaftsprojekt von Universitäten und Forschungseinrichtungen

An dem Projekt sind neben dem ZSW unter anderem die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie die TU München beteiligt, außerdem das Karlsruher Institut für Technologie und die Hochschulen Aalen (Ostalbkreis) sowie Esslingen. Auch Unternehmen sollen das Testfeld nutzen können. Große Windparks können die Erkenntnisse dann anwenden. Das ZSW will damit zur Entwicklung der Windkraft international beitragen.

Der Bund fördert das Projekt mit rund 12,7 Millionen Euro. Vom Land gab es weitere 1,9 Millionen Euro.

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