Sedia Kijera als Altenpfleger in Deutschland (Foto: SWR, Ortsgruppe Seebrücke Kirchheim am Neckar)

Beim Warten aufs Arbeitsvisum

Raubüberfall in Gambia: Ausgereister Altenpfleger aus Kirchheim verletzt

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Olga Henich
Olga Henich (Foto: privat)

Der Gambier Sedia Kijera aus Kirchheim am Neckar war im Februar freiwillig ausgereist, um einer Abschiebung zu entgehen. In seiner Heimat ist er nun überfallen und schwer verletzt worden.

Sedia Kijera, der bis vor Kurzem als Altenpflegehelfer in Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg) gearbeitet hat, ist Opfer eines Raubüberfalls in Gambia geworden. Der 29-Jährige hatte Deutschland freiwillig verlassen, um die offizielle Abschiebung zu umgehen. Eigentlich will der 29-Jährige mit einem Arbeitsvisum zurück nach Deutschland.

Kijera in Gambia überfallen und schwer verletzt

Es war in der Nacht von Freitag auf Samstag, als Kijera im Schlaf überrascht und überfallen wurde, berichtet Götz Schwarzkopf von der Geflüchteten-Initiative Seebrücke dem SWR. "Er wurde in seiner Unterkunft, einer Zweier-WG, von Fremden überfallen." Die Diebe hätten die Wertsachen seines Mitbewohners gestohlen. Seine persönlichen Sachen habe Kijera gut versteckt. "Er hat einfach die Erfahrung der Fluchtgeschichte tief in sich drin und hat gelernt, immer alles gut zu verstecken", erklärt Schwarzkopf.

Kijera habe den Einbruch bemerkt und sei hochgeschreckt. "Die Diebe haben gemerkt, dass er aufgewacht ist, und haben ihn sofort mit einem Werkzeug, einer Art Schraubenschlüssel, niedergeschlagen", berichtet Schwarzkopf weiter. Kijera sei mit einer Platzwunde am Wangenknochen davongekommen. "Glück im Unglück", sagt Schwarzkopf.

Wäre die Wunde etwas höher an der Schläfe gewesen, hätte er größere Schäden am Kopf gehabt oder auch sterben können.

Raubüberfälle in Gambia keine Seltenheit

Kijera zufolge gebe es diese Art von Raubüberfällen in seiner Heimat häufig. "Die Bevölkerung dort ist so arm, dass die Menschen aus Geldnot bereit sind, andere zu überfallen", sagt Schwarzkopf. Er frage sich, ob der frisch aus Deutschland angereiste Altenpfleger gezielt Opfer des Überfalls wurde. Kijera selbst lehne diese Vermutung ab. "Er sagt, dass er sich unauffällig verhalten und alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten hat", sagt Schwarzkopf.

Seit seiner Flucht aus Gambia habe sich für den Altenpfleger dort vieles geändert. Die Lebens- und Hygienebedingungen seien schlechter, die Sicherheit nicht gegeben. "Das Ganze verunsichert den 29-Jährigen", sagt Schwarzkopf. Ob der Fall von der gambischen Polizei aufgeklärt wird, sei schwer zu sagen. Zuerst hatte die Stuttgarter Zeitung über den Raubüberfall berichtet.

Pflegeheim in Kirchheim setzt sich für Gambier ein

Sein früherer Arbeitgeber, ein Pflegeheim in Kirchheim am Neckar, will Kijera weiterhin zurückholen und unterstützt ihn dabei, ein Arbeitsvisum zu bekommen. Für die Rückkehr nach Deutschland braucht Kijera das Visum, das er bei der deutschen Botschaft in Senegal beantragen muss. Unterstützung beim Ausfüllen der Unterlagen bekommt er von der Organisation Seebrücke. Auch ein deutscher Anwalt ist in den Fall involviert.

Das ist alles sehr mühsam, aber wir sind schon relativ weit.

Sollte das Arbeitsvisum im Senegal durchgehen, wird es nach Deutschland zur Genehmigung zurückgeschickt. Das Landratsamt Ludwigsburg muss dann entscheiden, ob Kijera in Kirchheim am Neckar arbeiten darf oder nicht. Ein Stellenangebot von seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem Altenpflegeheim "Haus am Mühlbach", hat Kijera bereits vorliegen.

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