Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Radverkehr (Foto: SWR)

Demo ohne Zwischenfälle

Nach Tod von Radaktivist: So erinnern 500 Menschen in Pforzheim an "Natenom"

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Andreas Fauth
Ein Bild von Andreas Fauth (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Nach dem Unfalltod des Fahrradaktivisten Andreas Mandalka haben rund 500 Menschen aus ganz Deutschland mehr Sicherheit auf den Straßen gefordert. Los ging es am Sonntag mit einer Kundgebung vor der Staatsanwaltschaft Pforzheim.

Andreas Mandalka war ein Radaktivist, der polarisierte. Er selbst fühlte sich von Ermittlungsbehörden oft als "Querulant" abgetan. Für viele Radfahrer war er ein Held, was auch auf der Fahrraddemo in Pforzheim an diesem Sonntag deutlich wird. Aus etlichen Regionen Deutschlands sind Teilnehmer gekommen, auch um noch einmal an Mandalka - in der Szene vor allem als "Natenom" bekannt - zu erinnern. Aus München, Berlin und Stuttgart, sogar aus Kiel. "Rest in Peace Natenom" steht auf einem Schild, "Nichthandeln tötet" auf einem anderen.

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Raddemo nach Tod von "Natenom" führte von Pforzheim zum Unfallort

Ein kleiner grauer Plüschelefant sitzt auf dem Lenker eines weiß lackierten Fahrrads. Es ist das "Ghost Bike", das als Mahnmal an der Stelle abgestellt werden soll, wo Mandalkas Leben ein plötzliches Ende fand. Der Elefant war auch das Symbol, das den Internetblog des verstorbenen Pforzheimer Fahrradaktivisten stets zierte. Und das jeder der rund 500 Demo-Teilnehmer kannte.

Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr. (Foto: SWR)
"Ruhe in Frieden" - der Tod von Andreas Mandalka bewegt Radfahrer bundesweit. Bild in Detailansicht öffnen
Demo-Teilnehmer Leon Pascal Thierschmidt ist extra aus Heilbronn nach Pforzheim angereist, um an Natenom zu erinnern. (Foto: SWR)
Leon Pascal Thierschmidt ist extra aus Heilbronn angereist: "Ich weiß was Natenom erlebt hat, ich erlebe das auch immer wieder." Bild in Detailansicht öffnen
Manuela Rahman bei der Demo in Pforzheim und dem Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr. (Foto: SWR)
Manuela Rahman kommt aus Pforzheim: "Natenom hat es verdient, dass wir uns von ihm verabschieden." Bild in Detailansicht öffnen
Auf der gelben Ordnerweste eines ADFC-Mitglieds bei der Demo in Gedenken an "Natenom" in Pforzheim steht "Abstand 1,5 Meter". (Foto: SWR)
"Natenom" forderte immer wieder, dass Überholmanöver von Autofahrern stärker kontrolliert werden. Bild in Detailansicht öffnen
Tobias Willerding ist auch zur Demo nach Pforzheim gekommen, um an den verstorbenen Radaktivisten "Natenom" zu erinnern. (Foto: SWR)
Tobias Willerding ist ADFC-Vorsitzender in Stuttgart: "Andreas war ein engagierter Mensch. Für mich war er ein Held." Bild in Detailansicht öffnen

Von der Pforzheimer Staatsanwaltschaft führt die Fahrt über Mandalkas letzten Wohnort Hohenwart zur Unfallstelle zwischen Schellbronn und Neuhausen im Enzkreis. Dort war der 43-Jährige Ende Januar auf der Landesstraße von einem Auto erfasst und dabei tödlich verletzt worden. Ausgerechnet auf seiner täglichen Pendelstrecke, auf der er immer wieder auf Gefahren für Radfahrer hingewiesen hatte.

Radverbände erheben Vorwürfe gegen Polizei und Staatsanwaltschaft

"Andreas hat unglaublich viel Anteilnahme erweckt in ganz Deutschland", sagt der Vorsitzende des ADFC Pforzheim-Enzkreis, Martin Mäschke. Einen "Kampf gegen Windmühlen" habe er geführt. Dafür habe er Drohbriefe erhalten, Autofahrer hätten ihm teils Schläge angedroht.

Radfahrer sammeln sich in Pforzheim, nach dem Tod von "Natenom", einem Radaktivisten. (Foto: SWR)
Mehr Sicherheit auf den Straßen, vor allem auch auf Landstraßen, fordern die Radler bei der Demo.

Auf seinem Blog und in sozialen Netzwerken wies Mandalka unter dem Namen "Natenom" immer wieder auf Gefahrenstellen im Straßenverkehr hin. Auf Radwege, die nach seiner Ansicht schlecht geplant waren oder sogar ganz fehlten. Er filmte Autos, die ihn in geringem Abstand überholten und zeigte sie bei der Polizei an. Die Ermittlungsbehörden seien dem aber nicht genug nachgegangen, wirft ihnen der ADFC vor, der unter anderem mehr Kontrollen von Überholmanövern und baulich getrennte Radwege fordert. Fast alle Verfahren seien wegen "mangelnden öffentlichen Interesses" eingestellt worden.

Ursache nach tödlichem Unfall von "Natenom" weiter unklar

Polizei und Staatsanwaltschaft in Pforzheim wollten sich auf SWR-Anfrage nicht zu konkreten Fällen äußern. Man nehme aber grundsätzlich die Anliegen eines jeden Verkehrsteilnehmers ernst. "Hierbei haben wir alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch Fußgänger und Fahrradfahrer im Blick", so die Pforzheimer Polizei. Zur Ursache des tödlichen Unfalls bei Neuhausen laufen demnach die Ermittlungen.

Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Radverkehr (Foto: SWR)

Die Fahrraddemonstration an diesem Sonntag verläuft laut Polizei insgesamt friedlich und ohne Störungen, verursacht aber teilweise erhebliche Verkehrsbehinderungen. Ein an einer Kreuzung wartender Autofahrer soll sich zwischen die Demo-Teilnehmer gedrängt haben, weshalb eine strafrechtliche Relevanz geprüft werde, so die Polizei.

Schweigeminute für Andreas Mandalka bei Neuhausen

An der Unfallstelle zeigt sich dann auch noch an diesem Sonntag, dass Mandalka mit seinem Einsatz für Radfahrer angeeckt ist. Eine Gruppe von Anwohnern schüttelt mit den Köpfen, als sie die Demo sieht. Ein "Provokateur" sei der Radaktivist gewesen, der Unfall ein Vorfall "mit Ansage". "Warum hat er abends in der Dunkelheit nicht einfach den Waldweg neben der Straße benutzt?", fragt ein Mann.

Demo in Pforzheim und Enzkreis nach dem Tod von Radaktivist Natenom für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Radverkehr (Foto: SWR)

Auf der Landstraße zu fahren, sei sein gutes Recht gewesen, betonen die Demo-Teilnehmer. Schließlich habe Mandalka lange vergeblich dafür gekämpft, dass auf seiner täglichen Strecke ein richtig ausgebauter Fahrradweg entsteht - in gleich guter Verfassung wie die Straße. An der Unfallstelle halten die Demoteilnehmer eine Schweigeminute ab. Immer noch erinnern Kerzen und Blumen an den Tod des Radaktivisten. Und jetzt auch ein weiß lackiertes "Ghost Bike" mit einem grauen Plüschelefanten.

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