Ein Kriminalbeamter demonstriert am 12.01.2016 in Neumünster (Schleswig-Holstein) die Spurensicherung nach einem Einbruch. Mit einem neuen Forschungsprojekt will das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) mehr Erkenntnisse zu organisierter Kriminalität im Bereich Wohnungseinbruch gewinnen.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Carsten Rehder)

Einbruchsopfer oft noch lange verunsichert

Wieder mehr Einbrüche in BW - doch Strategie gegen Banden zeigt Erfolg

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Knut Bauer
SWR-Reporter und -Redakteur Knut Bauer (Foto: Knut Bauer)

Wenn es früher dunkel wird, nehmen die Wohnungseinbrüche wieder zu. Nach deutlichen Rückgängen während der Corona-Pandemie steigen die Zahlen auch in diesem Jahr wieder an.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt wieder - und liegt dennoch weit unter dem Niveau früherer Jahre. Auch weil die Ermittlungsbehörden mittlerweile verstärkt gegen Banden vorgehen und ihre Kräfte über Orts- und Landesgrenzen hinweg bündeln. Von Ende Oktober bis Mitte November hat die Polizei in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen fast 7.000 Personen und mehr als 3.600 Fahrzeuge überprüft. Bei der Aktion ging es auch darum, Wohnungseinbrechern auf die Spur zu kommen. Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums konnten 232 Straftaten festgestellt und 22 Tatverdächtige festgenommen worden.

Nach dem Corona-bedingten Tiefststand von 3.300 Wohnungseinbrüchen 2021 gab es im vergangenen Jahr einen Anstieg auf 4.500 Fälle. Aktuelle Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor, das Innenministerium spricht von einem weiteren Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Und ein Einbruch in das sicher geglaubte Zuhause kann - das zeigen die Berichte von Betroffenen - einen auch Jahre später noch beschäftigen.

Nach einem Wohnungseinbruch ist das Sicherheitsgefühl erschüttert

Ein Einbruchsopfer aus Ettlingen (Kreis Karlsruhe) erzählte dem SWR von einem komischen Gefühl, das sie auch Tage nach der Tat noch in den eigenen vier Wänden beschlich: "Es ist ein sehr beklemmendes Gefühl zu wissen, dass jemand in diese Wohnung eingedrungen ist." Aus der Wohnung der 27-Jährigen waren Bargeld, Schmuck und Handtaschen gestohlen worden. Ein Verlust, klar, viel schlimmer aber sei der Verlust der Privatsphäre: "Es ist einfach eklig und widerlich zu wissen, dass jemand die Sachen im Schrank oder die Kommode durchwühlt hat, in denen private Dinge liegen."

Manche Einbruchsopfer ziehen auch um, weil sie sich in ihrer Wohnung nicht länger sicher fühlen. So berichtete ein Betroffener dem SWR von der Angst, die blieb. "Vor allem bei meiner Frau, die ist dann auch nachts aufgewacht und hat gedacht, dass jemand neben ihrem Bett stand." Das habe schlussendlich dazu geführt, dass sie sich eine neue Wohnung suchten. Andere haben auch nach einem Umzug noch mit fehlendem Vertrauen in ihre Sicherheit zu kämpfen. Sie berichten, wie sie immer akribisch prüfen, ob die Tür auch wirklich verschlossen ist oder Wertsachen verstecken.

Polizei ändert Vorgehensweise - mit Erfolg

Zwar sind die Einbrüche im laufenden Jahr wohl wieder mehr geworden im Vergleich zum Vorjahr, die gute Nachricht ist aber: Noch vor wenigen Jahren gab es in Baden-Württemberg viermal so viele Wohnungseinbrüche. Die Zahlen stiegen stetig bis auf 13.500 Fälle 2014. Erst dann änderte die Polizei ihre Vorgehensweise. Bis dahin wurde jeder Wohnungseinbruch vom örtlichen Revier bearbeitet - überörtliche Einbruchserien hat die Polizei in der Regel nicht erkannt.

Inzwischen gibt es Ermittlergruppen über die Landesebene hinaus - auch über Staatsgrenzen hinweg. Außerdem werden grundsätzlich nach jedem Wohnungseinbruch Spuren am Tatort gesichert. So konnten zum Beispiel Einbruchsbanden aus Georgien ermittelt werden, die gezielt für die Taten nach Deutschland gekommen waren.

Ein weiterer entscheidender Grund für den Rückgang der Einbruchszahlen: Die Polizei setzt stärker auf Prävention und der bessere Schutz hat in den letzten Jahren Wirkung gezeigt: In fast jedem zweiten Fall gelingt es den Einbrechern nicht, in die Wohnung zu kommen und es bleibt beim Versuch.

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