Hinweisschilder des Maschinenbauers HOMAG. Das Unternehmen aus Schopfloch will 600 Stellen streichen

Drastische Sparmaßnahme empört

Betriebsrat will über Stellenabbau bei HOMAG verhandeln

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Katharina Kregel
Katharina Kregel ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
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Stefanie Assenheimer
Stefanie Assenheimer

Es war ein Schock: Die Firma HOMAG will nach eigenen Angaben 600 Stellen streichen. Eine Entscheidung, die für viel Empörung gesorgt hat. Auch bei der IG Metall Freudenstadt.

Der Maschinenbauer HOMAG mit Sitz in Schopfloch (Kreis Freudenstadt) hat mitgeteilt, weltweit 600 Arbeitsplätze abzubauen, davon 350 in Deutschland. Die Betriebsräte des Homag-Konzerns sind natürlich geschockt über die bekannt gegebene Planung des Vorstandes, sagte die Betriebsratsvorsitzende des Konzerns, Carmen Hettich-Günther, auf Nachfrage des SWR. Auch für die Beschäftigten sei das völlig überraschend gekommen. Viele seien verunsichert und verängstigt. Darüber hinaus herrsche ein großes Unverständnis über die Streichungspläne, so Hettich-Günther. Und dies ganz besonders, nachdem das Unternehmen in der Vergangenheit mehrere Rekordjahre zu verbuchen hatte.

IG-Metall zu geplantem Stellenabbau bei HOMAG

Auch für die Gewerkschaft IG Metall in Freudenstadt kam der Stellenabbau quasi aus dem Nichts, sagte die Erste Bevollmächtigte Dorothee Diehm dem SWR. Zwar sei bekannt gewesen, dass der Konzern mit einem Einbruch an Aufträgen zu kämpfen hatte. Einen solch drastischen Schritt kann sie aber nicht nachvollziehen, so Diehm. Bei der Belegschaft habe das zu großer Empörung geführt.

Das ist derart überraschend, weil das Unternehmen jetzt nicht mit schlechten Zahlen aufwartet. Wahrscheinlich auch nächstes Jahr nicht.

Standort Schopfloch betroffen?

Inwieweit der Standort Schopfloch oder andere in Baden-Württemberg von den geplanten Stellenstreichungen betroffen ist, ist laut einem Unternehmenssprecher derzeit noch nicht klar. Man wolle versuchen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Stattdessen sollen Verrentungen, Vorruhestandsmodelle und Freiwilligenprogramme Abhilfe schaffen. Außerdem gilt nach Angaben des HOMAG-Sprechers ab sofort ein Einstellungsstopp. Überstunden sollen möglichst vermieden werden.

Konzept soll Beschäftigung sichern

Der Konzernbetriebsrat der HOMAG hat sich beraten lassen und ein Konzept erarbeitet, so die Betriebsratsvorsitzende Hettich-Günther. Dieses soll die Beschäftigung sichern und gleichzeitig dem wirtschaftlichen Interesse des Unternehmens Rechnung tragen.

"Wir sind bereit, Verhandlungen aufzunehmen.

HOMAG Group-Standorte in BW

Rund 1.800 Menschen arbeiten derzeit bei HOMAG in Schopfloch. Die kleine Gemeinde im Nordschwarzwald beherbergt damit nicht nur den Firmensitz, sondern auch den größten Produktionsstandort des Unternehmens. Zudem produziert die HOMAG Group in Baden-Württemberg auch in Calw-Holzbronn, St. Johann-Lonsingen, Haslach und Rheinau.

Gründe für Stellenabbbau bei HOMAG

Mit den Stellenstreichungen reagiert das Unternehmen auf den Einbruch der Auftragszahlen in diesem Jahr. Man erhoffe sich dadurch Einsparungen von rund 25 Millionen Euro im kommenden Jahr und ab 2025 jährlich etwa 50 Millionen Euro, teilte der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen am Dienstagabend mit.

Derzeit beschäftigt HOMAG rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Noch vor einem Jahr meldete HOMAG eine deutliche Steigerung von Umsatz und Gewinn. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg damals von 7.000 auf knapp 7.500.

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