Postquadrat Mannheim mit Gebäuden im Innenhof  (Foto: SWR)

Zähe Verhandlungen nach Insolvenz

Mannheimer Postareal: Verzweifelte Wohnungskäufer fordern Weiterbau

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AUTOR/IN
Harald Bürk

Etwa 100 Käufer von Wohnungen im Postquadrat-Komplex am Hauptbahnhof Mannheim wollen nach über zwei Jahren Baustopp endlich einziehen. Doch die Verhandlungen kommen nicht voran.

Rund 100 Wohnungskäufer in Mannheim warten seit über zwei Jahren darauf in ihre gekauften Neubauwohnungen im sogenannten Postquadrat-Komplex neben dem Hauptbahnhof einzuziehen.

Doch dort wird nach der Insolvenzanmeldung des Projektentwicklers Eyemaxx Real Estate im November 2021 nicht zu Ende gebaut. Der Insolvenzverwalter verhandelt seit Monaten über einen Weiterbau mit dem finanzierenden Sparkassenkonsortium unter der Leitung der Sparkasse Vorderpfalz und den zwei Bauunternehmen Diringer&Scheidel und Heberger.

Weiterbau der Wohnungen in Mannheim ungewiss

Es ist kein Abschluss der Gespräche in Sicht und die Wohnungskäufer sind verzweifelt. Zu ihnen gehören auch Laura und Bernhard Kirchberger. Ihre Dreizimmerwohnung im Postquadrat ist fast fertig gebaut. Im September vor zwei Jahren wollten sie eigentlich einziehen. Doch mit der Insolvenz des Projektentwicklers Eyemaxx platzte der Termin. Wegen des Baustopps hausen sie in einer überteuerten 34-Quadratmeterwohnung und müssen gleichzeitig für ihr Darlehen zahlen.

Wir haben doppelte Belastung: Wir müssen hier zur Miete wohnen, mit 730 Euro im Monat und wir haben das Darlehen abzuzahlen. Da sind wir bei 1.500 Euro im Monat.

Das junge Ehepaar spart wo es kann. Denn niemand sagt ihnen, wann sie endlich in ihre neue Wohnung einziehen können. Sie haben schon viele Möbel gekauft, die nun eingelagert werden mussten. Man weiß nie, was wann als Nächstes passiert, sagt Laura Kirchberger.

In einem Provisorium wohnt auch Familie Hägele mit ihren drei Kindern. Sie hat im Postareal zwei Wohnungen gekauft, die zusammengelegt werden sollen. Doch statt eines Einzugs Ende 2021 herrscht Stillstand. Nur die zusätzlichen Kosten wachsen weiter.

Das sind 3.000 Euro, davon verschenken wir quasi 1.200 Euro an die Bank und 1.800 Euro ist die Kaltmiete. Und das seit zweieinhalb Jahren, also fast 100.000 Euro, die wir quasi in den Schornstein gesteckt haben.

Baustopp bei insgesamt 140 Wohnungen im Postareal

Es geht in dem Gebäudekomplex um insgesamt 140 Wohnungen, die seit der Insolvenz des Projektentwicklers nicht weitergebaut werden. Viele Wohnungen sind fast fertig, aber die Käufer dürfen nicht einziehen. Erst wenn alle Wohnungen komplett fertig sind.

Das Sparkassenkonsortium unter der Führung der Sparkasse Vorderpfalz hat inzwischen beschlossen eine Fertigstellung der Wohnungen zu finanzieren. Doch die Verhandlungen mit den beiden Baufirmen sind zäh, weil der Baufortschritt der 140 Wohnungen unterschiedlich ist. Die Kosten sind entsprechend schwer abzuschätzen, sagt Insolvenzverwalter Andreas Kleinschmidt. Die Verhandlungen laufen.

Wir versuchen natürlich, die Kosten für die Käufer so gering wie möglich zu halten, aber vor allem auch, dass wir es berechenbar und kalkulierbar halten.

Verzweifelte Wohnungskäufer machen Protestmarsch am Postquadrat

Bei einem abendlichen Protestmarsch forderten viele Wohnungskäufer, dass die Verhandlungen endlich zu einem positiven Ergebnis führen und weiter gebaut wird.

Protestierende Wohnungskäufer fordern Weiterbau des Postquadrats in Mannheim  (Foto: SWR)
Protestierende Wohnungskäufer fordern Weiterbau des Postquadrats in Mannheim.

Einige Wohnungskäufer kritisieren auch, dass die Sparkassen den insolventen Projektentwickler Eyemaxx vor Jahren nicht besser geprüft hätten und sie als Käufer jetzt dafür die Zeche zahlen müssten. Einige Käufer haben auch versucht, Unterstützung durch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zu bekommen.

Er ist stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord. Dem SWR ließ er ausrichten, dass er sich - im Rahmen seiner Möglichkeiten - im Sparkassenkonsortium für die Betroffenen einsetzen werde. Doch bislang will sich niemand festlegen, ob und bis wann die Käufer einziehen können. Die Hängepartie geht also weiter.

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