Ein biologisch-technischer-Assistent pipettiert in einem Forschungslabor DNA auf eine Lagerplatte.

Forschungsergebnisse sollen schneller bei Patienten ankommen

Kretschmann für Bürokratieabbau im Gesundheitssektor

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Der Weg von der Forschung bis zum Patienten muss kürzer sein, findet die Landesregierung. Der Ministerpräsident will sich deshalb für weniger Bürokratie starkmachen.

Die baden-württembergische Landesregierung will Innovationen im Gesundheitsbereich stärker unterstützen. Ergebnisse aus der Forschung müssten schneller bei Patienten ankommen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwoch bei einer Tagung des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg in Stuttgart. "Um medizinische Erkenntnisse schneller in die Versorgung zu bringen, brauchen wir weniger bürokratische Hürden, mehr Selbstverantwortung und ein höheres Tempo."

Das Forum Gesundheitsstandort BW ist ein Netzwerk aus Forschung, Wirtschaft und Medizin mit 600 Mitgliedern. Es wurde 2018 auf Kretschmanns Initiative hin gegründet. Bei der fünften Jahrestagung des Forums versprach Kretschmann jetzt, sich für Bürokratieabbau einzusetzen. Ähnlich wie beim Ausbau der erneuerbaren Energien gebe es auch im Gesundheitssektor zu viele Regularien, sagte Kretschmann. Er verglich den Zustand mit einem Brombeergestrüpp. Die bürokratischen Vorgaben seien häufig ein Hemmnis für Innovationen.

Kretschmann für eine statt sechs Ethik-Kommissionen

Kretschmann beklagte, allein in Baden-Württemberg gebe es sechs medizinische Ethik-Kommissionen, die Forschungsvorhaben mit Menschen prüften und über deren Durchführung entschieden. Der Ministerpräsident sprach sich für ein einziges übergeordnetes Gremium aus.

Auf diese Weise könnten klinische Studien schneller ablaufen - etwa durch vereinfachte Genehmigungsverfahren. Zugleich hofft Kretschmann, dass davon auch Menschen mit seltenen Erkrankungen profitieren.

Hoffnungen ruhen auch auf Künstlicher Intelligenz

Auch Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) sagte, der Weg vom vielversprechenden Forschungsergebnis zu den Patienten könne noch kürzer werden. Deshalb setzt das Land auch auf Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Gentherapie. Ein Beispiel: Mit Hilfe einer App auf dem Handy soll Hautkrebs früher erkannt werden. Sie wurde vom Krebsforschungszentrum Heidelberg mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entwickelt und vom Land mit 1,6 Millionen Euro gefördert.

"Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, das Gesundheitswesen krisenfester zu machen und den Versorgungsalltag zu erleichtern", erklärte BW-Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). "Wir wollen daher die Rahmenbedingungen für den Transfer von künstlicher Intelligenz in die Gesundheitsversorgung verbessern und dürfen dabei nicht müde werden, unsere Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Forderungen auch auf die Bundes- und EU-Ebene zu transportieren."

Millionenförderung für Leuchtturmprojekte

Zudem wird in der sogenannten Translationsstrategie des Landes vorgeschlagen, innovativere Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln, die sogenannte Innovationsbudgets für Krankenkassen ermöglichen. Damit würden Krankenkassen Mittel und Anreize erhalten, Forschungsansätze zu fördern, die patientenorientiert, versorgungsnah, gesundheitsökonomisch und auf die Regelversorgung ausgerichtet seien.

In einer weiteren Förderrunde wird das Land außerdem zwischen 2023 und 2026 erneut drei Leuchtturmvorhaben zum praktischen Einsatz von Gesundheitsdaten finanzieren. Die Projekte werden mit insgesamt bis zu 24,2 Millionen Euro unterstützt.

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