Straßennamen und koloniales Erbe (Foto: SWR)

Miriam-Makeba-Straße statt Gustav-Nachtigal-Straße?

Historisch belastete Straßennamen in Mannheim-Rheinau: Abstimmung über neue Namen beginnt

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim (Foto: SWR, Wolfgang Kessel)

Vier Straßen im Mannheimer Stadtteil Rheinau sind nach Personen benannt, die als historisch belastet gelten. Wie sie künftig heißen sollen? Darüber wird ab Montag abgestimmt.

Die Stadt Mannheim ruft ihre Einwohner dazu auf, sich an der Abstimmung (online oder auf dem Postweg) über die neuen Namen von vier Straßen im Stadtteil Rheinau zu beteiligen. Die Abstimmung beginnt am Montag und endet laut Stadt am 17. März. Konkret geht es um die Gustav-Nachtigal-Straße, die Leutweinstraße, die Lüderitzstraße und die Sven-Hedin-Straße.

Vertreter der deutschen Kolonialgeschichte, ein Hitler-Bewunderer

Theodor Leutwein, Adolf Lüderitz und Gustav Nachtigal waren führende Vertreter der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika in der Kaiserzeit. Historikern zufolge stehen sie in Verbindung mit Ausplünderung und brutaler Unterdrückung der örtlichen Bevölkerung. Sven Hedin, der 1952 starb, galt als fanatischer Bewunderer Adolf Hitlers.

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Initiative für Umbenennung geht auf Mannheimer Grüne zurück

Drei Straßen erhielten ihre Namen Anfang der 1930er Jahre, während der Nazidiktatur in Deutschland. Die Sven-Hedin-Straße kam 1985 dazu. Die Initiative für die Umbennenung der Straßen geht auf einen Antrag der Gemeinderatsfraktion der Grünen vor einigen Jahren zurück. Im Februar 2022 beschloss schließlich der Mannheimer Gemeinderat mehrheitlich eine Umbenennung dieser Straßen.

Straßennamen und koloniales Erbe (Foto: SWR)
Die Abstimmung endet am 17. März. Alle Mannheimerinnen und Mannheimer ab 16 Jahren sind zur Wahl aufgerufen.

Umbenennung von vier Straßen: 18 Namen stehen zur Wahl

Zur Abstimmung stehen nun die Namen von 18 Personen, die allesamt von Experten mit Blick auf mögliche historische Vorbelastungen überprüft wurden. Unter diesen Personen sind zum Beispiel die aus Südafrika stammende Sängerin Miriam Makeba (1932-2008), die mit dem Lied "Pata Pata" weltberühmt wurde. Außerdem der Pfälzer Polarforscher Georg Balthasar Neumayer (1826-1909) und die US-amerikanische Zoologin Dian Fossey (1932-1985), die das Verhalten der Berggorillas erforschte und sich deren Schutz widmete.

Die undatierte Fotografie zeigt den deutschen Hydrographen Georg Balthasar Neumayer (1826-1909). (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Die undatierte Fotografie zeigt den deutschen Hydrographen Georg Balthasar Neumayer (1826-1909).

Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd: Marco Polo einer der Favoriten

In einer Vor-Abstimmung in der vergangenen Woche hat sich die Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd auf vier favorisierte Namen festgelegt: Georg Balthasar Neumayer, Entdecker Marco Polo, sowie die beiden Reise-Schriftstellerinnen Ida Pfeiffer (Österreich, 1797-1858) und Isabelle Eberhardt (Schweiz, 1877-1904).

Arbeitskreis Kolonialgeschichte unter anderem für Miriam Makeba

Der Arbeitskreis (AK) Kolonialgeschichte Mannheim präferiert dagegen vier Personen, die "nicht aus der überlegenen Perspektive weißer Menschen auf die Welt blicken". Der Blick dieser Personen sei unter anderem "gespeist durch Erfahrungen in kolonialisierten afrikanischen Ländern", teilte der AK mit.

Der AK Kolonialgeschichte spricht sich für May Ayim (Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung), Rudolf Duala Manga Bell (einst König in Kamerun, Anführer des Widerstandes gegen die widerrechtliche Vertreibung der Duala), Wangari Maathai (frühere kenianische Politikerin) und Sängerin Miriam Makeba aus.

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