Eine Polizistin und ein Polizist gehen eine Straße entlang. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Neun von zehn Tatverdächtigen sind männlich

Gewaltkriminalität in Baden-Württemberg steigt auf Zehnjahreshoch

Stand

Gewalt im öffentlichen Raum macht Angst und prägt eine Gesellschaft. In Baden-Württemberg ist die Zahl der Delikte so hoch wie sehr lange nicht mehr.

Die Gewaltkriminalität im öffentlichen Raum in Baden-Württemberg ist zuletzt enorm gewachsen. Die Zahl der Delikte in dem Bereich stieg im vergangenen Jahr um 12,3 Prozent auf 10.101 Fälle, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Innenministerium erfuhr. Demnach handelt es sich um ein Zehnjahreshoch. Gewaltkriminalität umfasst viele schwere Straftaten wie gefährliche Körperverletzung, Raub, Vergewaltigung, Totschlag und Mord.

Statistik zeigt: Gewaltkriminalität ist ein männliches Phänomen

Allgemein mache die Gewaltkriminalität nur einen kleinen Teil der Kriminalität im öffentlichen Raum aus, teilt das baden-württembergische Innenministerium mit. "Jedoch handelt es sich hier um schwerere Straftaten mit Opfern, die Menschen stärker und nachhaltiger wahrnehmen. Aus diesem Grund legt die Polizei ein besonderes Augenmerk auf die Verhinderung, Verfolgung und Aufklärung derartiger Straftaten." Die Aufklärungsquote liege bei knapp über 70 Prozent.

Gewaltkriminalität ist der Statistik zufolge ein klar männliches Phänomen: Neun von zehn Tatverdächtigen und vier von fünf Opfern sind Männer. In mehr als 60 Prozent der Fälle hat das Opfer keine Beziehung zum Täter. Jeder zweite Verdächtige ist laut Statistik "nicht deutsch". Im öffentlichen Nahverkehr in Baden-Württemberg stieg die Zahl der Delikte im Bereich der Gewaltkriminalität im vergangenen Jahr um fünf Prozent.

Sogenannte Aggressionsdelikte stiegen in Baden-Württemberg 2023 um 9,1 Prozent an - sie umfassen neben Gewaltkriminalität noch etwa leichte oder einfache Körperverletzung oder Angriffe auf Vollstreckungsbeamte.

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Messerangriffe besonders im Fokus

Die Zahl der Straftaten, bei denen in der Öffentlichkeit eine Person mit einem Messer bedroht, verletzt oder gar getötet wurde, nahmen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 13 Prozent zu. Besonders bei Körperverletzungsdelikten spielen Messer eine große Rolle, aber auch 43 Prozent der Mord- und Totschlagsdelikte wurden mit einem Messer als Waffe begangen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 29 Personen tödlich und 209 schwer bei Messerangriffen verletzt. 1.556 Opfer wurden mit dem Messer bedroht.

Das Innenministerium hat sich nach eigenen Angaben dafür eingesetzt, auch Bedrohungen mit Messern bundesweit in die Kriminalstatistik aufzunehmen. "Es war höchste Eisenbahn, dass die Innenministerkonferenz auf meinen Vorschlag hin eine bundesweit einheitliche Statistik zu Messerangriffen eingeführt hat", sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). "Eine genaue Erfassungspraxis ist letztlich ja auch die Grundlage für eine passgenaue Arbeit unserer Polizei."

Der Innenminister wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass das Land 2022 den Kommunen den Weg frei gemacht habe, Waffen- und Messerverbotszonen einzurichten. Aktuell gibt es solche Zonen in Stuttgart und Mannheim.

Am Donnerstag soll die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Landes vorgestellt werden. In der Statistik werden alle von der Polizei bearbeiteten Straftaten, sowie versuchte strafrechtlich relevante Delikte detailliert erhoben. Die Daten sollen Aufschluss über die Häufigkeit bestimmter Straftaten im Bezug zur Anzahl der Einwohner oder Angehöriger bestimmter Gruppen geben.

Auch bundesweit mehr Straftaten

Die gestiegenen Fallzahlen in der Kriminalstatistik sind nicht nur in Baden-Württemberg ein Problem - auch bundesweit ist die Kriminalität auf dem Vormarsch. Wie die "Welt am Sonntag" zuerst berichtete, stieg die Zahl registrierter Straftaten in Deutschland im Jahr 2023 um 5,5 Prozent auf fast sechs Millionen. Bei der Gewaltkriminalität gab es demnach bundesweit so viele Fälle wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die Kriminalität hatte 2022 nach Jahren des Rückgangs bundesweit wieder zugenommen. Damals war jedoch ein Teil des Anstiegs auf den Wegfall der Corona-Maßnahmen zurückzuführen.

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