Schülerinnen und Schüler nehmen im Klassenzimmer einer 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Leutenbach am Geografieunterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil. (Archiv) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Technische Unterstützung fehlt weiterhin

GEW-Umfrage: Digitalisierung an Schulen in BW schreitet voran

Stand
ONLINEFASSUNG
Jana Prochazka

Tageslichtprojektor Adieu - einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW zufolge steht es gut um die Digitalisierung an Schulen in Baden-Württemberg. Der technische Support bereite dennoch Probleme.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht Fortschritte bei der Digitalisierung an Schulen in Baden-Württemberg. So hätten mittlerweile 88 Prozent der Lehrkräfte ein dienstliches Endgerät - also Handy, Laptop oder Tablet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage zum Stand der Digitalisierung unter 3.000 Lehrkräften.

Video herunterladen (63 MB | MP4)

Technischer Support für Digitalisierung fehlt

In vielen Klassenzimmern sei die Vorherrschaft des Tageslichtprojektors und der Kreidetafel gebrochen, sagte die Landesvorsitzende der GEW, Monika Stein. Auch WLAN gebe es an den meisten Schulen inzwischen flächendeckend.

Es kann nicht sein, dass unsere gut qualifizierten Lehrkräfte im Serverraum stehen - wir brauchen sie in den Klassenzimmern.

Allerdings fehle es weiterhin an professioneller Unterstützung, wenn es um die Digitalisierung im Klassenzimmer gehe. Probleme sieht die GEW bei der Wartung und Betreuung der Systeme. Nur an jeder zweiten Schule gebe es einen externen Support-Anbieter. An den anderen Schulen müssten sich die Lehrkräfte darum weitgehend selbst kümmern, so Stein.

Über das Tempo der Digitalisierung an Schulen hat der Chef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, im SWR-Tagesgespräch mit Christian Rönspies gesprochen:

Lehrkräfte im Serverraum statt im Klassenzimmer

Lehrkräfte, die nicht in Klassenzimmern stehen, sondern im Computerraum - das ist der Umfrage zufolge an vielen Schulen in Baden-Württemberg Realität. An 33 Prozent der Gymnasien und an 43 Prozent der Beruflichen- und Realschulen übernehmen die Lehrerinnen und Lehrer den die IT-Unterstützung und Pflege. An Gemeinschaftsschulen sind es sogar 50 Prozent.

Dabei sind knapp 60 Prozent der Lehrkräfte im Land laut GEW-Umfrage offen gegenüber digitalen Medien eingestellt - 44 Prozent erkennen ihr Potenzial für den Unterricht. Das müsse man nutzen, sagt David Warneck, Digitalexperte bei der GEW: "Wir dürfen die Kolleginnen und Kollegen jetzt nicht demotivieren und vor Herausforderungen stellen, wenn die Technik mal nicht funktioniert."

GEW fordert externe Dienstleister für IT-Support

Die GEW fordert deshalb externe Dienstleister für den professionellen Support. Die Gewerkschaft fordert, das Land müsse sich endlich einigen mit den Kommunen und die Zuständigkeit für Pflege und Wartung der Geräte klären. GEW Landesvorsitzende Stein sagt: "Es kann nicht sein, dass unsere gut qualifizierten Lehrkräfte im Serverraum stehen - wir brauchen sie in den Klassenzimmern."

Das sehe man laut Staatssekretärin Sandra Boser im Kultusministerium ganz ähnlich. Sie sieht Städte und Kommunen als Schulträger in der Pflicht, da diese zuständig für die Systemadministration sind. Man sei dazu bereits in Haushaltsgesprächen, so die Staatssekretärin

GEW begrüßt einheitliche E-Mails für Lehrkräfte in BW

Ausdrücklich begrüßt die GEW die Ankündigung der Landesregierung, dass Lehrkräfte einheitliche digitale Arbeitsplätze und E-Mail-Anschriften erhalten sollen. Das mache künftig vieles einfacher für die Lehrkräfte.

Für die Umfrage hat die Gewerkschaft gut 3.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg in einem Zeitraum von Dezember 2023 bis Januar 2024 online befragt. In einem wissenschaftlichen Sinne sei die Erhebung zwar nicht repräsentativ, bei der Verteilung der Antworten auf die Schularten und auch die verschiedenen Größen der Schule habe sich aber ein "sehr gutes Gleichgewicht" ergeben, so die Gewerkschaft. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg derzeit rund 110.000 Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen und circa 30.000 an beruflichen Schulen.

Mehr zur Digitalisierung an Schulen in BW

Baden-Württemberg

Nach jahrelangem Warten Lehrkräfte an BW-Schulen bekommen digitalen Arbeitsplatz

Seit Jahren plant das Land einheitliche dienstliche Mailadressen für Lehrkräfte. Auch technische Mängel hatten das verzögert. Jetzt sollen die digitalen Arbeitsplätze starten.

Stuttgart

Forum berät über Medienkompetenz Digitale Schulen im Raum Stuttgart: Wunschtraum oder Wirklichkeit?

Wie weit ist Stuttgart im Bereich Digitale Schule und Digitale Bildung? Was braucht es noch, außer, dass ein Schüler ein Tablet in der Hand hat? Dieser Frage haben sich Stuttgarter Schulvertreter gestellt.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Diskussion um Finanzierung Kretschmann setzt bei Schulmodernisierungen auf Kommunen

Lehrermangel, marode Gebäude und fehlende Digitalisierung - die Schulen in BW stehen vor großen Herausforderungen. Ministerpräsident Kretschmann sieht nicht nur das Land gefordert.

Stuttgart

Auftaktgespräche zwischen den Parteien Bildungsallianz: Welche Schulreformen in Baden-Württemberg anstehen

Um größere Schulreformen für längere Zeit abzusichern, wollen Opposition und Regierung über eine Bildungsallianz verhandeln. Baustellen gibt es genug.

Stand
ONLINEFASSUNG
Jana Prochazka