Trauer um getöteten 23-Jährigen (Foto: SWR, Harry Röhrle)

Staatsanwaltschaft klagt wegen Totschlags

Geständnis bei Prozess nach tödlicher Messerattacke in Tübingen

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Ingemar Koerner
Ingemar Koerner ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Der Prozess am Landgericht Tübingen hat mit einem Geständnis des Angeklagten begonnen. Er schilderte den Tathergang. Welche Rolle Drogen spielten, ist noch unklar.

Im März verletzte ein 28-jähriger Mann einen 23-jährigen Gambier mit einem Messer tödlich. Tatort war der Alte Botanische Garten in Tübingen. Am ersten Verhandlungstag gestand der Angeklagte die Tat. 

Kampf auf Video festgehalten

Der 28-jährige Angeklagte beschrieb seine Erinnerungen an die Tat detailliert. Danach saß er stumm an seinem Platz. Erst, als das Gericht ein Video der Tat zeigte, war ein lautes Seufzen des Angeklagten hörbar. Auf dem Video war zu sehen, dass die Beteiligten kurz kämpften: Der Verstorbene mit Pfefferspray, der Angeklagte mit einem Messer.

Drogenbesitz und Drogenhandel

Laut dem Angeklagten ging es bei dem Streit um Geldforderungen des Verstorbenen aus Drogendeals zwischen den beiden. Doch der Angeklagte gab an, keine Schulden bei dem Verstorbenen gehabt zu haben. Dennoch eskalierte der Streit.

Welche Rolle Drogen genau spielten, ist noch unklar. Ein Polizist, der als Zeuge geladen war, brachte den Verstorbenen mit Drogenhandel in Verbindung. Dem widerspricht der Anwalt der Nebenklage, Holger Rothbauer. Wegen Drogenbesitzes sei das Opfer verurteilt gewesen - von Drogenhandel gebe es in den Prozessakten jedoch keine Spur.

Anklage wegen Totschlags

Die Staatsanwaltschaft geht von Totschlag aus. Mordmerkmale erkennt sie in der Tat keine. Nach der Tat im März war der Angeklagte geflüchtet, wollte sich jedoch kurz darauf stellen. Dem kam die Polizei zuvor und nahm ihn zu Hause fest.

Großes Interesse am Prozess um tödliche Messerattacke

Am ersten Verhandlungstag war der Gerichtssaal mit rund 65 Zuschauerinnen und Zuschauern voll belegt. Einige Menschen mussten vor der Tür des Saals warten, weil sie keinen Platz fanden. Der Prozess hatte im Vorfeld viel Aufmerksamkeit erregt. 

Vorwurf: Palmer zieht voreilige Schlüsse

Schon kurz nach der Tat hatte OB Palmer auf Facebook geschrieben: "Mir genügt Ort, Zeit und Herkunft völlig, um zu wissen, was der Hintergrund ist!" Palmer schlussfolgerte auf eine Verbindung in die Drogenszene. Das wertete der Tübinger Verein "adis e.V., Antidiskriminierung, Empowerment, Praxisentwicklung" als unfassbare Vereinfachung. Dem schlossen sich viele weitere Gruppierungen an. Es gab auch einen offenen Brief. Neben Protest aus der Bevölkerung hatte auch der Tübinger Gemeinderat Palmers Verhalten scharf kritisiert. Doch neben Kritik gab es auch Unterstützung aus der Landes-CDU.

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