230 Soldatinnen und Soldaten liefen am Dienstag 14 Kilometer an der Donau in Ulm entlang, um an das Karfreitagsgefecht am 2. April 2010 in Afghanistan zu erinnern, bei dem drei Kameraden ums Leben kamen.  (Foto: SWR)

Drei Soldaten starben in Afghanistan

Gedenkmarsch in Ulm: 230 Bundeswehrangehörige erinnern an Karfreitagsgefecht

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Bei einem 14 Kilometer langen Gedenkmarsch in Ulm am Dienstag erinnerten 230 Soldatinnen und Soldaten an das Karfreitagsgefecht: Am 2. April 2010 kamen drei Kameraden in Afghanistan ums Leben.

Auf den Tag genau vor 14 Jahren, es war ein Karfreitag, feuerten Taliban aus dem Hinterhalt auf deutsche Soldaten. Bei dem achtstündigen Gefecht in Afghanistan wurden drei Bundeswehrangehörige getötet und mehrere schwer verletzt. Mit einem 14 Kilometer langen Marsch entlang der Donau hat das Sanitätsregiment aus der Dornstadter Rommel-Kaserne am Dienstagvormittag an die Gefahren der Auslandseinsätze erinnert.

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Route an der Donau entlang: 14 Kilometer für 14 Jahre

Los gehen sollte es um 9 Uhr am Donaubad in Neu-Ulm, die Kameraden waren aber überpünktlich: Schon um 8.45 Uhr setzte sich der Gedenkmarsch in Richtung Donau in Bewegung, 14 Kilometer ist die Route lang. Mit dabei: Oberstabsfeldwebel Silke L. vom Sanitätsregiment 3, die selbst in Afghanistan im Einsatz war. An den 2. April 2010 hat sie kaum noch Erinnerungen. Sie arbeitete in der Verwundeteten-Leitstelle, hatte Tagdienst, wie sie erzählt.

Man vermag sich nicht vorzustellen, was die Kameraden draußen erleben mussten.

"Ich weiß nur, dass es hochintensiv war, auch im Lager", sagt die Soldatin. Sie wolle sich nicht ausmalen, was die Kameraden draußen erleben mussten. Ob sie die Erinnerungen verdrängt hat? "Vermutlich, oder einfach vergessen."

230 Soldatinnen und Soldaten liefen am Dienstag 14 Kilometer an der Donau in Ulm entlang um an das Karfreitagsgefecht am 2. April 2010 in Afghanistan zu erinnern, bei dem drei Kameraden ums Leben kamen.  (Foto: SWR)
Oberstabsfeldwebel Silke L. war selbst 2010 im Einsatz in Afghanistan. 14 Jahre später erinnert sie mit rund 230 Kameradinnen und Kameraden an das Karfreitagsgefecht mit einem Gedenkzug in Ulm.

2. April 2010: Drei Soldaten sterben im Karfreitagsgefecht

Am Karfreitag im Jahr 2010 hatten Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf den Auftrag, westlich der afghanischen Ortschaft Isa Khel Sprengfallen zu beseitigen. Als das Feuer aus dem Hinterhalt auf die deutschen Soldaten eröffnet wurde, gab es erste Verwundete.

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Amerikanische Hubschrauber flogen unter Beschuss ein und nahmen die Verwundeten auf, beschreibt die Bundeswehr den Tag. Als die Fallschirmjäger versuchten, sich vom Beschuss der Taliban zu befreien, fuhr zudem noch ein Bundeswehr-Fahrzeug auf eine Sprengfalle. Nach achtstündigem Gefecht kehrten die Fallschirmjäger ins Feldlager zurück. Drei Soldaten fielen, weitere Kameraden wurden schwer verletzt.

"14K3" ist eine deutschlandweite Aktion

Viele der Soldatinnen und Soldaten in Ulm tragen am Dienstagvormittag das Zeichen "14K3": "14" für 14 Jahre, das "K" für Karfreitagsgefecht und "3" für die drei gefallenen Kameraden. Es ist eine deutschlandweite Aktion, bei der im vergangenen Jahre unter dem Namen "13K3" fast 10.000 Menschen teilgenommen haben.

Es gehe darum, das man es "einfach nicht vergisst", sagt Silke L. vom Dornstadter Sanitätsregiment. Durch die Teilnahme spenden alle Mitlaufenden unter anderem dem Verein "Angriff auf die Seele", der sich um Bundeswehrangehörige kümmert.

230 Soldatinnen und Soldaten liefen am Dienstag 14 Kilometer an der Donau in Ulm entlang um an das Karfreitagsgefecht am 2. April 2010 in Afghanistan zu erinnern, bei dem drei Kameraden ums Leben kamen.  (Foto: SWR)
Der Patch "14K3" soll an die drei gefallen Kameraden von vor 14 Jahren erinnern. Der Erlös der Patches wird an bundeswehrnahe Vereine gespendet.

Denn der Marsch sei nicht nur ein Gedenken an die drei gefallenen Kameraden von 2010. Viele leiden körperlich oder seelisch auch noch lange Zeit nach derartigen Einsätzen, so eine Sprecherin der Bundeswehr. Der Marsch soll an all die möglichen Folgen eines Auslandseinsatzes erinnern.

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