Die Adler Mannheim jubeln wieder

Eishockey | DEL

Die Adler fliegen wieder: Mannheim meldet sich vor dem Derby eindrucksvoll zurück

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Kersten Eichhorn

Nach der tiefen Krise und der Entlassung der sportlichen Führung sind die Adler Mannheim wieder da. Am Dienstag (14.00 Uhr) soll im Baden-Württemberg-Duell gegen Schwenningen der fünfte Sieg in Serie her.

Felix Brückmann stand stellvertretend für die fröhlichen Weihnachtsgefühle der Adler Mannheim. Der 33-jährige Torhüter feierte am Samstag beim 3:0 in Wolfsburg sein erstes Saisonspiel ohne Gegentreffer. Es war überhaupt der erste sogenannte Shutout des Mannheimer Teams in der bisherigen Saison. Noch wichtiger: Es war der vierte Sieg in Serie für die Kurpfälzer, die sich eindrucksvoll in der DEL zurückmeldeten. Ganz nach dem Motto: Hurra, die Adler leben noch, siegen und fliegen wieder!

Tiefe Adler-Krise ab Oktober

Nicht nur Nationalkeeper Brückmann, der sich im Adler-Gehäuse mit dem jungen Arno Tiefensee abwechselt, hatte frustrierende Spiele mit schwankenden Leistungen und zu vielen Gegentoren hinter sich. Im Oktober waren die wie üblich als Titel-Aspirant in die Saison gestarteten Mannheimer über Wochen in eine tiefe Erlebnis- und Ergebniskrise gerutscht, in der Tabelle zwischenzeitlich bis auf Platz elf durchgereicht worden. Die entsetzten Fans sprachen schon vom sportlichen Super-Gau, vom möglichen Verpassen der Play-Off-Runde. Ein No-Go in der erfolgsverwöhnten Eishockeystadt an Rhein und Neckar.

Trennung von Trainer Lundskog und Sportmanager Alavaara

Ende November kam dann der große Knall, die Adler trennten sich von ihrer kompletten sportlichen Führung: Der erst im Sommer installierte neue Trainer Johan Lundskog wurde ebenso wie der langjährige Sportliche Leiter Jan-Axel Alavaara entlassen. Mit Dallas Eakins übernahm ein NHL-erfahrener Coach aus den USA. Der 56-Jährige hatte in der nicht (mehr) funktionierenden Startruppe zunächst viel aufzuarbeiten, kassierte in seinen ersten vier Spielen an der Mannheimer Bande gleich vier Niederlagen.

Mit dem erlösenden 3:2 am 15. Dezember gegen Düsseldorf aber war die Trendwende unter Dallas Eakins endlich auch ergebnistechnisch geschafft. Es folgten der Sieg im Nachbarschaftsduell gegen Frankfurt und die beiden eindrucksvollen Auswärtserfolge in Berlin und eben einen Tag vor Weihnachten in Wolfsburg.

Viele kleine Verbesserungen

Zwar läuft bei den Adlern auch unter Eakins inzwischen noch immer nicht alles völlig rund, vor allem das Powerplay macht weiter Sorgen (zweitschlechtester Wert aller DEL-Teams). Das Team aber stabilisierte sich in den vergangenen Wochen Schritt für Schritt in allen Bereichen des Spiels, wirkt kompakter, konzentrierter, körperlich fitter und dynamischer bis zur letzten Minute. So gesehen bei den späten Siegen gegen Düsseldorf, Frankfurt und Berlin. Mannheim wirkt jetzt gefestigter und geschlossener in den Räumen, strukturierter vor allem auch in der Verteidigung mit nur noch fünf Gegentreffern in den letzten vier Spielen.

Verletzungsserie reisst nicht ab

Umso ärgerlicher die nicht enden wollende Verletzungsserie in den Angriffsreihen: Zu den Langzeit-Verletzten Ryan MacInnis und Neuzugang Tyler Ennis gesellten sich zuletzt auch Top-Scorer Matthias Plachta und Kris Bennett sowie der erkrankte Nationalspieler Daniel Fischbuch, der mit seinen Siegtoren gegen Düsseldorf und Berlin endlich sein Können aufblitzen ließ.

Der Kader der Mannheimer ist zwar üppig mit klangvollen Namen wie etwa dem früheren Stanley-Cup-Gewinner Tom Kühnhackl bestückt, die zahlreichen Ausfälle aber sind dennoch nicht einfach aufzufangen, weil die Adler - noch unter Lundskog und Alavaara - die Verträge von Jungverteidiger Arkadiusz Dziambor (nach Schwenningen) und der Nationalstürmer Tim Wohlgemuth (nach Köln) und Taro Jentzsch (zurück nach Iserlohn) auflösten. Damit ging wichtige Tiefe in der Teamstruktur verloren.

Mannheimer Teamgeist neu entfacht

Umso wichtiger, dass das dezimierte Adler-Team in den vergangenen Wochen unter Dallas Eakins eng zusammengerückt ist, sich wie zuletzt beispielhaft in Wolfsburg wieder als echte Einheit präsentiert, mit den Siegen auch zunehmend neues Selbstvertrauen schöpft. Der personelle Engpass wird vor allem von den erfahrenen Kräften wie Top-Center Linden Vey, Tyler Gaudet oder dem ebenfalls nach langer Verletzungspause wiedergenesenen Mentalitätsspieler Jordan Szwarz aufgefangen, die viel Eiszeit bekommen.

Daneben füllen auch Spieler wie der junge Yannick Proske (kam für Jentzsch aus Iserlohn) Lücken auf wichtigen Positionen, können sich so in der Not etablieren. Verteidiger Fabrizio Pilu musste sogar im Sturm ran.

Fünfter Sieg in Serie gegen Schwenningen?

Der ersehnte Leistungsaufschwung der lange Zeit strauchelnden Adler kommt zum richtigen Zeitpunkt. Mannheim verbesserte sich nach den vier Siegen auf Tabellenplatz acht, ist aktuell nur noch vier Punkte von einem direkten Play-Off-Platz entfernt.

Und am Dienstag (14.00 Uhr) steht in der Mannheimer Arena das brisante Baden-Württemberg-Duell mit den Schwenninger Wild Wings an, da lockt natürlich der fünfte Adler-Sieg in Serie. Die "Schwäne" wiederum flogen in der DEL lange Zeit hoch und sogar tabellarisch an den Adlern vorbei, rutschten zuletzt aber konträr zu den Mannheimern in ein Ergebnis-Tief. Die Schwenninger verloren die letzten drei Spiele und sind vor dem dritten Aufeinandertreffen der Saison einen Zähler hinter den Kurpfälzern auf Rang neun platziert.

Die Wild Wings gewannen beide Saison-Duelle gegen die Adler

Die pure Statistik spricht allerdings für die Schwaben: Schwenningen gewann die beiden bisherigen Duelle daheim gegen Mannheim: Am ersten Spieltag mit 2:1 in der Overtime. Und zum Einstand von Dallas Eakins Ende November mit 3:1.

Jetzt aber ist alles anders, die Adler dürfen zuhause ran. Und nicht nur Keeper Felix Brückmann nähert sich langsam seiner Bestform, das ganze Adler-Team hat wieder Aufwind unter den Flügeln. Auch am zweiten Weihnachtsfeiertag?

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Kersten Eichhorn