Die Formulierung "Bürger:innen" ist in einem Beitrag auf der Homepage des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg zu sehen.

Kretschmann: "Wir halten uns an die Rechtschreibung"

BW-Landesregierung einigt sich im Streit ums Genderverbot

Stand

Das grün-schwarze Kabinett hat eine Lösung im Streit ums Gendern gefunden: Im offiziellen Schriftverkehr sind Genderzeichen verboten.

Die grün-schwarze Landesregierung hat im Streit um ein Genderverbot für Landesbehörden eine Lösung gefunden. Das Kabinett hat mit einem Beschluss klargestellt, dass die Landesverwaltung im förmlichen Schriftverkehr das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung und die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung einzuhalten habe, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mitteilte.

Video herunterladen (29,8 MB | MP4)

Es gibt kein Genderverbot, sondern wir halten uns an die Rechtschreibung.

Diese Regeln hätten auch vorher schon gegolten, sie seien aber nochmals klargestellt worden. "Es gibt kein Genderverbot, sondern wir halten uns an die Rechtschreibung", sagte der Grünen-Politiker. Das bedeutet: Im Schriftverkehr dürfen zum Gendern keine Sonderzeichen wie das Binnen-I oder Gendersternchen verwendet werden, etwa in "BürgerInnen" oder "Lehrer*innen".

Kretschmann vergleicht Gendern mit Kunst

Aus Sicht von Kretschmann ist der Streit mit der CDU um ein Genderverbot damit beendet. "In der Sache hatten wir schon vorher keinen Dissens", sagte der Ministerpräsident. Man habe die Frage nun geklärt und schließe den Konflikt ab.

Im Übrigen sei es jedem selbst überlassen, was er vom Gendern halte, fügte Kretschmann hinzu. Man könne sich auch nicht darauf einigen, ob Bilder von Picasso schöner seien als die von van Gogh, so der Grünen-Regierungschef. Kretschmann, selbst kein Freund des Genderns, hatte die Diskussion darum stets als unnötig bezeichnet.

Rat für Rechtschreibung entschied gegen Genderzeichen

Seit Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob - und wenn ja, wie - männliche Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten, um zum Beispiel Frauen offensiver einzubeziehen. Der Rat für Rechtschreibung ist der Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden solle. In der vergangenen Sitzung im Sommer hatte das Expertengremium aber Genderzeichen nicht als Kernbestand der deutschen Rechtschreibung eingestuft.

Nach der Ablehnung eines Volksbegehrens für ein Genderverbot an Schulen und Behörden hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor zwei Wochen angekündigt, das Gendern in der Landesverwaltung verbieten zu lassen. Man werde in einer Verwaltungsvorschrift festhalten, dass Sonderzeichen wie Binnen-I und Gendersternchen in der Verwaltungssprache künftig nicht mehr zulässig seien, sagte Strobl. Der grüne Koalitionspartner hatte Strobls Plan daraufhin als "Luftnummer" bezeichnet und der CDU "Verbotsfantasien" vorgeworfen.

Mehr zur Gender-Debatte

Heidelberg

Nach abgelehntem Antrag durch BW-Innenministerium Volksbegehren: Heidelberger Initiative gegen Gendersprache will klagen

Die Initiative für ein Volksbegehren gegen eine Genderpflicht an Schulen und Behörden will klagen. Das BW-Innenministerium hatte ein Volksbegehren zuvor abgelehnt.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Aus formalen und inhaltlichen Gründen BW-Innenministerium stoppt Volksbegehren gegen "Genderpflicht"

Gegen Schreibweisen wie Lehrer*in in Behörden und Schulen im Land hatte eine Initiative ausreichend Unterschriften gesammelt. Das Innenministerium lehnte den Antrag dennoch ab.

Baden-Württemberg

"Unnötige Kontroverse" Kretschmann kritisiert Debatte um Gendersprache: "Bringt nichts"

Eine breite Debatte ums Gendern habe keinen Mehrwert und polarisiere nur, so der Grünen-Politiker Kretschmann. Auch für seinen Koalitionspartner hat er einen Ratschlag.

Feiertagmorgen SWR1

Gesellschaft Geschlechtergerechte Sprache – Was bringt das Gendern?

Gendersternchen und Co: Kaum eine Debatte wird so emotional geführt wie die ums Gendern. Doch was sagt – ganz nüchtern – der Stand der Forschung dazu?

SWR2 Wissen SWR2

Stand
Autor/in
SWR