Ein Mann trägt einen Pullover mit dem Aufdruck „"Deutsches Reich" bei einer Demonstration von Reichsbürgern (Symbolbild). (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christophe Gateau)

Nach Razzia in acht Bundesländern

BW-Innenminister Strobl: "Reichsbürger" vernetzen sich stärker und sind dadurch noch gefährlicher

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Wieder eine Razzia im "Reichsbürger"-Milieu, wieder ist Baden-Württemberg ein Schwerpunkt. Der Landesinnenminister sieht eine neue Qualität der Bedrohung.

Nach der bundesweiten Razzia gegen mutmaßliche "Reichsbürger" am Donnerstag hat Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor einer wachsenden Gefahr durch diese Szene gewarnt. "Bisher sind wir davon ausgegangen, dass das eine außerordentliche heterogene Szene ist, dass das sehr unterschiedliche Personen sind, die über keine gute Vernetzung verfügen", sagte Strobl im Interview mit dem SWR. "Inzwischen stellt es sich für mich so dar, dass es doch eine Vernetzung unter diesen Personen gibt. Das macht die Szene noch einmal gefährlicher."

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Bisher 500 Waffen in der "Reichsbürger"-Szene eingezogen

Von den bundesweit 20 Beschuldigten bei der Razzia kamen neun aus Baden-Württemberg, ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Es wurden unter anderem Handys und Festplatten beschlagnahmt. Die Polizei sucht nach SWR-Informationen nach Hinweisen, inwieweit die mutmaßlichen "Reichsbürger" mit dem angeblichen Rädelsführer in Bayern vernetzt waren.

"Das ist ein großes Problem und das sind gefährliche Leute", sagte Strobl. Es gebe in der Szene von "Reichsbürgern", Selbstverwaltern und Rechtsextremisten eine hohe Affinität zu Waffen. Seit fünf Jahren versuche man in Baden-Württemberg die Szene zu entwaffnen. "Wir haben bisher über 500 Waffen eingezogen", sagte Strobl.   

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Staatliche Einrichtungen wurden beleidigt und bedroht

Bei der Razzia am Donnerstag waren in Baden-Württemberg zehn Objekte durchsucht worden. Nach Angaben der federführenden Generalstaatsanwaltschaft München kam es in den Kreisen Rastatt, Sigmaringen, Karlsruhe, Biberach, Ravensburg, Tuttlingen, Tübingen, im Zollernalbkreis und im Bodenseekreis zu Polizeiaktionen.

Insgesamt wurden in acht Bundesländern von rund 280 Einsatzkräften 20 Wohnungen unter die Lupe genommen. "Die Reichsbürgergruppierung hat im großen Stil bundesweit staatliche Einrichtungen beleidigt und teilweise massiv bedroht, hauptsächlich über Social Media", sagte Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU). Zu konkreten Übergriffen sei es nach Erkenntnissen der Ermittler aber bislang nicht gekommen.

Baden-Württemberg

Durchsuchungen in acht Bundesländern Razzia gegen "Reichsbürger" auch in Baden-Württemberg

Am Donnerstagmorgen wurden in acht Bundesländern Razzien im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen sogenannte Reichsbürger durchgeführt. Schwerpunkt der Durchsuchungen war Baden-Württemberg.

SWR4 BW am Donnerstag SWR4 Baden-Württemberg

Wemding

Haftbefehl vollstreckt Festnahme bei "Reichsbürger"-Treffen in Wemding - Journalist angegriffen

Bei einem Polizeieinsatz beim "Reichsbürger"-Treffen im bayerischen Wemding ist eine Frau festgenommen worden. Gegen einen Mann wird nach einem Angriff auf einen Journalisten ermittelt.