Jochen Winkler am Wahlabend (Foto: Pressestelle, Gemeinde Neckarwestheim)

Bürgermeisterwahl in Neckarwestheim

Jochen Winkler mit 99 Prozent im Amt bestätigt

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Peter Wedig
Peter Wedig (Foto: SWR)

Der Neckarwestheimer Bürgermeister Jochen Winkler ist im Amt bestätigt worden. Er trat als einziger Kandidat an und erhielt knapp 99 Prozent der Stimmen.

Der Alte ist auch der Neue: Der Bürgermeister von Neckarwestheim (Kreis Heilbronn), Jochen Winkler (parteilos), ist am Sonntag im Amt bestätigt worden. Der Alleinkandidat erhielt 98,98 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 43 Prozent. Damit sei er äußerst zufrieden. Gibt es nur einzigen Kandidaten, dann läge die Wahlbeteiligung meist kaum höher als 30 Prozent, sagte er am Morgen nach der Wahl.

Nach GKN-Aus: Medieninteresse ist stark abgeflaut

Für 35 Jahre war Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) durch eine große weiße Wolke schon von weit her zu sehen. Seit knapp einem Jahr ist damit aber Schluss - und der Ausblick ohne die Wolke hat auch bei Bürgermeister Jochen Winkler einen besonderen Eindruck hinterlassen. Für ihn hieß es im vergangenen Jahr vor allem: Durchschnaufen. Denn der große Hype, der vor der Abschaltung des Gemeinschaftskernkraftwerks (GKN) aufkam, hat sich in Luft aufgelöst.

Vor einem Jahr war das Interesse weltweit enorm groß, erzählt Winkler. Selbst aus Japan saßen Journalisten damals in seinem Büro. Jetzt sei man von der Medienpräsenz her wie eine ganz normale Gemeinde von rund 4.000 Bürgerinnen und Bürgern. Oder zumindest fast ganz normal: Denn das Thema Atommüll wird die Stadt noch viele Jahre begleiten.

Da kann viel passieren, da muss man immer mit dem Ohr sozusagen an der Anlage sein, beobachten, was passiert. Das ist natürlich ein Dauerbrenner, das wird uns noch viele Jahre beschäftigen.

Das Alltagsgeschäft als Bürgermeister sei auf jeden Fall einfacher geworden, meint Winkler. Zu Hochzeiten musste er jeden Tag mindestens ein Interview für Radio oder Fernsehen geben - auch wenn er noch andere Dinge im Ort zu tun gehabt hätte. Bürgerinnen und Bürger seien ebenfalls froh, dass nicht mehr jeden Tag die Presse unterwegs ist.

Der Kühlturm des Kernkraftwerks Neckarwestheim (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)
35 Jahre lang war Neckarwestheim durch eine große weiße Wolke schon von weit her zu sehen. Seit knapp einem Jahr ist damit Schluss.

Finanziell wird es schwieriger

Manche Menschen würden sich Sorgen machen, ob auf die Gemeinde jetzt finanziell schwierigere Zeiten zukommen. Noch ist das aber nicht der Fall, sagt Winkler. Denn aktuell nimmt die Gemeinde noch Gewerbesteuer ein. Doch Winkler rechnet damit, dass damit in den nächsten drei bis vier Jahren Schluss ist.

Jetzt jammern wir schon auf hohem Niveau. Wir haben eine gute Rücklage und wir versuchen, die Rücklage möglichst weit in die Zukunft zu führen. Aber es wird natürlich finanziell anstrengender.

Der Haushalt wurde mit Blick auf die Abschaltung bereits in den vergangenen sieben Jahren angepasst. Zum Beispiel fiel die Subvention für das Abwasser weg. Die gute Nachricht: Am freien Freibadeintritt für Neckarwestheimer Bürgerinnen und Bürger ändert sich nichts. Das Geld dafür kommt aus einer Stiftung, die damals mit Mitteln des Kernkraftwerks gegründet wurde und sich aus den Zinsen finanziert.

Was danach passiert, ist noch unklar

Eine genaue Vision, wie das Areal des Kernkraftwerkes nach dem Rückbau genutzt werden soll, gibt es laut Winkler noch nicht. Es werde erst einmal zurückgebaut, bis dann die Anlage schließlich aus dem Atomgesetz entlassen wird. Nach heutigem Stand wird das aber erst in den frühen 2030er-Jahren der Fall sein. Erst dann können die Gespräche für eine Nachnutzung beginnen.

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