Betrugsverdacht in jedem zehnten Corona-Testzentrum im Saarland

Betrugsverdacht in jedem zehnten Corona-Testzentrum im Saarland

Thomas Gerber   03.05.2024 | 09:03 Uhr

In der Corona-Pandemie ist es in mehr als jedem zehnten Testzentrum im Saarland zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Der dadurch entstandene Gesamtschaden dürfte sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Im Herbst soll es zu einem ersten Prozess vor dem Landgericht kommen.

Im Saarland sind aktuell insgesamt 41 Betrugsverfahren gegen Betreiber von Testzentren registriert, teilte die Staatsanwaltschaft auf SR-Anfrage mit. Die Verfahren richteten sich sowohl gegen einzelne als auch gegen mehrere Personen.

145 Testzentren im Fokus

Die Beschuldigten hätten im Saarland insgesamt 145 Testzentren betrieben, in denen es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Zur Hochzeit der Corona-Pandemie waren im Saarland circa 1300 sogenannte Leistungserbringer offiziell angemeldet, darunter auch Apotheken. Die Betrugsquote liegt damit bei mehr als zehn Prozent.

Die Höhe des durch den Betrug möglicherweise entstandenen Schadens konnte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht beziffern. Die gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) mutmaßlich zu Unrecht abgerechneten Beträge bewegten sich überwiegend im sechsstelligen Bereich.

In einem Fall geht es um neun Millionen Euro

In einigen Fällen gehe es aber auch um siebenstellige Summen, in einem Fall gar um rund neun Millionen Euro. Wie viele der abgerechneten Tests tatsächlich durchgeführt oder fingiert waren, stehe noch nicht fest und sei Gegenstand der Ermittlungen. Erst nach Abschluss der Verfahren könne der tatsächlich entstandene Schaden dann beziffert werden.

Erste Anklage gegen St. Ingberter Testzentrenbetreiber

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass gegen den Betreiber zweier Testzentren in St. Ingbert und zwei seiner Mitarbeiter Anklage erhoben wurde. Sie sollen für fingierte Tests knapp eine Million Euro kassiert haben und dabei besonders dreist vorgegangen sein.

Ehemalige Mitarbeiter des Trios berichteten nach SR-Informationen in ihren Vernehmungen, dass in den Testzentren zuletzt wenig Betrieb geherrscht und man sich gelangweilt habe. Auf Anweisung habe man dann Namen bereits getesteter Personen mehrfach in den Computer eingetragen, ohne die Tests tatsächlich durchgeführt zu haben.

Bei 60.000 abgerechneten Tests wurden laut Ermittlungen gar identische Telefonnummern für die angeblich getesteten Personen angegeben. Die Unregelmäßigkeiten waren dem Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises aufgefallen.

Weitere Anklage gegen Trio aus dem Kreis Saarlouis

Über die KV gelangte der Fall zur Staatsanwaltschaft, die inzwischen von einer zweiten Anklage erneut gegen drei Beschuldigte berichtet. Sie stehen im Verdacht, im Kreis Saarlouis durch fingierte Coronatests rund 350.000 Euro zu Unrecht kassiert zu haben. Der Prozess gegen diese drei Angeklagten beginnt voraussichtlich im September vor dem Landgericht.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten am 03.05.2024 berichtet.


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