Keine Streiks mehr - Bahn und GDL erzielen Tarifeinigung - Option auf 35-Stunden-Woche kommt

Di 26.03.24 | 12:41 Uhr
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Fahrgäste warten auf den Einstieg in einen ICE am Berliner Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/Hannes P. Albert)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.03.2024 | Tim Jaeger | Bild: dpa/Hannes P. Albert

Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben in ihrem monatelangen Tarifstreit eine Einigung erzielt und damit weitere Streiks abgewendet. Bis 2029 soll die Option auf eine 35-Stunden-Woche für Lokführer eingeführt werden.

  • Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL nach sechs Streikwellen abgeschlossen
  • Lokführer können künftig ihre Arbeitszeit zwischen 35 und 40 Stunden frei wählen
  • wer mehr arbeiten wolle, kriege auch mehr Lohn
  • Absenkung der Regelarbeitszeit erfolgt schrittweise bis 2029
  • Inflationsbonus von 2.850 Euro sowie 420 Euro Lohnerhöhung

Weitere Streiks bei der Bahn sind abgewendet: Die Lokführergewerkschaft GDL teilte am Montagabend mit, sie habe sich mit der Deutschen Bahn in dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt geeinigt. Kurz darauf bestätigte auch ein Sprecher der Deutschen Bahn eine Einigung.

Am Dienstagmorgen teilte die Deutsche Bahn mit, dass man sich auf eine schrittweise Absenkung der wöchentlichen Regelarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bis 2029 bei vollem Lohnausgleich verständigt habe. Wer mehr arbeiten möchte - bis zu 40 Stunden pro Woche - könne das tun und erhält pro zusätzlicher Wochenstunde 2,7 Prozent mehr Lohn, erklärte die Bahn. Hinzu komme eine Lohnerhöhung von 420 Euro sowie 2.850 Euro Inflationsbonus, teilt die Bahn in einer Pressemitteilung mit. Die Laufzeit des Tarifvertrages betrage 26 Monate.

GDL-Chef Claus Weselsky zeigte sich zufrieden mit der Tarifeinigung: "Wir haben einen Erfolg, fast auf der ganzen Linie", sagte er am Dienstag in Berlin. DB-Personalvorstand Martin Seilers Kommentar zum Verhandlungsergebnis: "Die Auseinandersetzung war hart, aber wir konnten uns nun auf einen intelligenten Kompromiss einigen".

Knackpunkt Arbeitszeitverkürzung

Knackpunkt der Tarifrunde war von Beginn an die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn war bei einer vorigen Gesprächsrunde bereit, sich auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich in zwei Schritten bis 2028 einzulassen. Die Gewerkschaft unter ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky lehnte das allerdings ab.

Vor rund einer Woche hatten die Bahn und die GDL dann mitgeteilt, dass sie wieder miteinander sprechen - hinter verschlossenen Türen. Sowohl die Bahn als auch Weselsky hatten sich zuletzt bereits zuversichtlich geäußert, zu einer baldigen Lösung im Konflikt zu kommen.

Strittig war darüber hinaus auch die Laufzeit eines künftigen Tarifvertrags. Daneben forderte die GDL ursprünglich 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro.

Sechs Warnstreiks im Tarifstreit

Außerdem wollte die Gewerkschaft auch für die Beschäftigten der Infrastruktur verhandeln, für die es bisher keine GDL-Tarifverträge gibt. Der Kompromissvorschlag der Vermittler vom Februar sah eine schrittweise Anhebung der Löhne und Gehälter um 410 Euro vor. 200 Euro mehr sollte es zum 1. August dieses Jahres geben, 210 weitere Euro zum 1. April 2025. Die Laufzeit des Vertrags hätte 30 Monate betragen.

Die Tarifverhandlungen hatten Anfang November begonnen. Seitdem hat die GDL sechs Mal und teils tagelang gestreikt. Betroffen waren neben dem Fernverkehr auch der Regionalverkehr und die Berliner S-Bahn, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn.

Auch im Güterverkehr wurde gestreikt. Neben Hunderttausenden von Berufspendlern und anderen Reisenden war durch den Ausfall von Güterzügen auch die Industrie unmittelbar betroffen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 25.03.2024, 19:30 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    Wahrscheinlich ist der GdL auch das Geld ausgegangen.

  2. 65.

    Welches Recht meinen Sie?
    Recht auf Inflationsprämie
    Recht auf Lohnerhöhung
    Recht auf weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn
    Recht auf Streik
    oder ...

  3. 63.

    Als mehrfach vom Streik betroffener bleibt mir dazu nur zu sagen: Good Job, GDL! So macht man das.

    Und ich kann nur hoffen, dass es Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aller Branchen dazu ermutigt, sich mit der Chefetage anzulegen. Der DAX hat eine neue Bestmarke überschritten, gleichzeitig stecken wir offiziell in einer Rezession und die Stimmung der Leute ist mies da sie nicht wissen ob sie in 5 Jahren noch ihre Miete bezahlen können. Das sagt doch alles. Für höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten, allein schon um der Kids willen. :)

  4. 61.

    Als ich gelesen haben bis wann die "Option" der 35h-Woche eingeführt werden soll, war ich sprachlos. Bis dahin wird noch sehr viel Wasser die Flüsse hinunterfließen. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen...

  5. 59.

    Genauso verstehe ich es auch.
    Da kann man fast von einer "zusätzlichen" Lohnerhöhung sprechen

    Interessant wäre auch, was Herr W. seinen Leiharbeitern zahlt bei wie vielen Stunden.
    Evtl. kennt ja hier jemand die Antwort, oder der rbb?

  6. 58.

    Für die vielen Streiks hat sich die GdL keine Lohnsteigerung verdient. Es darf nicht sein, daß belohnt wird, wer die Kunden und die Züge stehen läßt. Wenn die GdL so weiter macht, brauchen wir bald gar keine Eisenbahner mehr, weil sie alle Kunden mit ihren Streiks vergrault hat. Nun muß Weselsky 2 Jahre warten, bis er wieder seinen Sadismus an den Bahnkunden auslassen darf. Weselsky ist nur sauer, weil er von seinen Kollegen verdonnert wurde, die GdL zu leiten, und nicht selbst Lok fahren darf. Deshalb gönnt er es seinen Kollegen auch nicht. Nur deshalb will er die Arbeitszeit senken. Vielleicht bekommt er von der Automafia auch Geld, damit er mit den Streiks und der kürzeren Arbeitszeit die Bahnbranche lahm legt. Wir werden sehen, ob die Bahnen genug Personal bekommen, um wenigstens die kürzeren Arbeitszeiten ausgleichen zu können.

  7. 57.

    Dann müssen jetzt alle mehr bekommen, damit die Gerechtigkeit nicht aus dem Gleichgewicht kommt

  8. 56.

    Schöner Erfolg für die GdL und die von ihr vertretenen Beschäftigten der DB!

  9. 55.

    So wie ich es in der Abendschau verstanden habe, wird die Arbeitszeit stufenweise herabgesetzt. Desweiteren soll es auch eine Option geben, daß diejenigen die etwas länger arbeiten wollen, zusätzlich für die Mehrzeit einen Aufschlag geben soll. Falls ich etwas missverstanden habe, bitte korrigieren. Mich würde es aber nicht wundern, wieviel von denen plötzlich mehr arbeiten wollen. Nachtijall ick hör dir trapsen.

  10. 54.

    Schöner Erfolg der GdL und der von ihr vertretenen DB- Mitarbeitenden!

  11. 53.

    Forderung nach 1€-Ticket, ick hör dir trappsen. Die 35h-Woche muss schliesslich finanziert werden.

  12. 52.

    Liebe/r Jesse,
    hinsichtlich Ihrer Kommentare der letzten Wochen würde mich ernsthaft interessieren, ob Sie nun zufrieden sind.

    Forderung/Angebot vs. Einigung:
    555 Euro pro Monat mehr > 420 Euro
    3000 Euro Inflationsausgleichsprämie > 2850 Euro
    36 Wochenstunden bis 2028 > 35 bis 2029
    Laufzeit 12 Monate > 26 Monate

    Ergebnis in Ihrem Sinne?

  13. 51.

    Na meine Bahncard ist leider wieder gekündigt, da die für mich wichtigen Destinationen jetzt zeitlich extremst ungünstig angefahren werden und deshalb wieder mein Auto in Benutzung ist. Danke Bahn *würg* so wird dit nüscht mit der Verkehrswende. Die paar Mal, die ich die Bahncard außerhalb der Streiks nutzen konnte, waren in Ordnung, da gabs noch vernünftige Start- und Zielzeiten - das ist leider seit vielen Wochen leider passé und damit auch für mich die Bahn.

  14. 50.

    Dann kann ja Weselsky jetzt endlich in Rente gehen!
    Bahnkunden können nun wieder entspannter Tickets buchen und Reisen planen.
    Bleibt abzuwarten ob die Tickets teuerer werden.
    Frohe Ostern

  15. 49.

    Sie würden wohl auch noch Arbeitslosigkeit bei vollem Lohnausgleich fordern - wa? Wer weniger arbeitet, verdient auch anteilig weniger - logisch oder? Ich arbeite 90% und erhalte dafür 10% weniger und finde es völlig in Ordnung. Dafür habe ich auch mehr Freizeit. Enweder Sie können nicht rechnen oder sind der Realität ein wenig entrückt,.

  16. 47.

    Wo haben Sie im Kommentar von @Ralf was von besoffen Auto fahren gelesen? Außerdem hat er doch recht. Es lebe das Automobil!

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