Ein Pfleger geht im Klinikum Stuttgart mit einem Patienten über einen Flur.

1.700 Krankenhäuser im Online-Vergleich

"Lauterbach'scher Popanz": BW-Gesundheitsminister kritisiert neuen Klinik-Atlas

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Wohin für ein neues Kniegelenk oder eine andere OP? Bei der Entscheidung für ein Krankenhaus soll der neue Bundes-Klinik-Atlas helfen. BW-Gesundheitsminister Lucha hält ihn für unnötig.

Welches Krankenhaus ist für das eigene medizinische Problem das beste? Seit Freitag können sich Patientinnen und Patienten im neuen Bundes-Klinik-Atlas online informieren und so die Wahl der für sie passenden Klinik in ihrer Nähe erleichtern. Das Vergleichsportal der Bundesregierung, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag vorgestellt hat, stößt in Baden-Württemberg aber auf scharfe Kritik. 

Als "Lauterbach’schen Popanz", der unnötig sei wie ein Kropf, bezeichnete Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) den Klinik-Atlas. Dieser enthalte nichts, was nicht bereits bekannt sei, und sei Etikettenschwindel, so Lucha. Mit dieser substanzlosen Hülle wolle der Bundesgesundheitsminister den Druck auf die Krankenhäuser erhöhen, die ohnehin am Anschlag seien, sagte der Grünen-Politiker.

Kritik am Klinik-Atlas: Kaum neue Informationen 

Die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft kritisierte, Daten mit allen wichtigen Informationen für die Patienten gebe es seit Jahrzehnten. Der Klinik-Atlas könne sogar Schaden anrichten, wenn Komplikationsraten veröffentlicht würden, ohne die Schwere der Erkrankung zu berücksichtigen, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag dem SWR. 

Auch die Bundesärztekammer kritisierte, der Atlas bringe wenig neue Informationen, aber viel zusätzliche Bürokratie für das Klinikpersonal. Die Stiftung Patientenschutz bemängelte, dem Klinik-Atlas fehle es an Bewertungsfaktoren, die die Arbeit am und mit dem Patienten in den Blick nehmen - etwa lange Wartezeiten. 

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, hält das Portal hingegen für sinnvoll. Sie kritisierte im SWR allerdings, dass die Angaben häufig zu unklar seien.

Klinik-Atlas soll schrittweise mit Daten befüllt werden

Das neue Online-Verzeichnis ist Teil der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Er warb am Freitag bei der Präsentation des Klinik-Atlas, Patientinnen und Patienten könnten mit wenigen Klicks Kliniken vergleichen und für die benötigte Behandlung in ihrer Nähe die beste Klinik finden. In Deutschland gibt es rund 1.700 Krankenhäuser.  

Besonders umstritten ist im Atlas allerdings die Einteilung der Kliniken in bestimmte Level, die Aufschluss über das Leistungsspektrum geben sollen. Noch sind nicht alle Angaben schon zum Start bereit, die Datenbank soll schrittweise mit weiteren Informationen befüllt werden.

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SWR