Ein Team von Tierschützern und Wissenschaftlern enthornen ein Nashorn in der Region um den Krüger-Nationalpark in Südafrika.

Studie in Südafrika Enthornen schützt Nashörner vor Wilderern

Stand: 06.06.2025 17:26 Uhr

Nashörner sind häufig Ziel von Wilderern, weil sich ihr Horn teuer verkaufen lässt. Schützt es die Tiere, das Horn vorsorglich zu entfernen? Ja, wie eine Studie in Südafrika belegt.

Erst wird das gewaltige Tier betäubt, dann sein Horn mit einer Säge entfernt. Die Prozedur geht vergleichsweise schnell, ist für die Rhinozerosse weitgehend schmerzfrei und kann das Risiko der Wilderei ganz offensichtlich spürbar reduzieren.

In ihrer Studie weisen die Wissenschaftler der Nelson-Mandela-Universität nach, dass in elf Reservaten rund um den weltberühmten Krüger Nationalpark in Südafrika zwischen 2017 und 2023 die Zahl der Fälle um drei Viertel zurückgegangen ist, nachdem den vom Aussterben bedrohten Tieren die Hörner gestutzt wurden.

Riesenprofite auf dem Schwarzmarkt

Wenn man das Horn entferne, sei es für Wilderer unattraktiver, das Tier zu töten, sagt der Südafrikaner Markus Hofmeyr. Er ist Direktor des Rhino Recovery Fund, einer Initiative zum Schutz der Nashörner weltweit, und hat an der Studie mitgearbeitet.

Die Enthornung macht die Tiere also für Wilderer uninteressant, denn denen geht es nur ums Geld -und das Geschäft ist lukrativ: Auf den internationalen Schwarzmärkten werden für Hörner und Hornprodukte Höchstpreise gezahlt.

In der traditionellen asiatischen Medizin gelten sie als Wundermittel, etwa gegen Impotenz, Krebs oder Katerbeschwerden. Dabei bestehen sie wie menschliche Fingernägel nur aus Keratin, die medizinische Wirkung ist gleich null. Trotzdem bringt ein Kilo rund 20.000 Euro. Damit ist das Horn im illegalen Handel der teuerste "falsche Rohstoff", sagt die südafrikanische Naturschützerin Jessica Babich.

Enthornen ist effektiv und günstig

Nach wie vor werden in Südafrika viele Nashörner von Wilderern getötet. Allein im vergangenen Jahr waren es 420. Dabei geben Parkbetreiber und private Züchter viel Geld aus, um ihre Tiere zu schützen - für Wildhüter, Spürhunde, Luftüberwachung oder Lügendetektoren, mit deren Hilfe verhindert werden soll, dass sich Mitarbeiter von kriminellen Syndikaten kaufen lassen.

Das Enthornen hat sich da als deutlich effektiver und sehr viel billiger herausgestellt, heißt es in der Studie. Ein Allheilmittel ist die Methode nach Einschätzung der Wissenschaftler allerdings nicht. Denn die Hörner wachsen schnell wieder nach, und Wilderer können auch kurze Stümpfe noch zu Geld machen.

Außerdem sei zu befürchten, dass die Verbrecher einfach in andere Regionen ausweichen oder gezielt die Lagerhäuser überfallen, in denen die legal abgesägten Hörner aufbewahrt werden. Und: Noch ist nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht, ob, und wenn ja wie die Entfernung der Hörner das Sozialverhalten der Tiere beeinflusst.

Aber die Vorteile des Enthornens überwiegen, glaubt Markus Hofmeyr vom Rhino Recovery Fund: Es sei besser, "ein lebendes Nashorn mit einem Hornstumpf zu haben, als ein totes Nashorn ohne Horn".

Schon seit Jahren wird darüber nachgedacht, wie die Wilderei wirksamer bekämpft werden kann. James Larkin, Forscher an der Uni Witwatersrand in Johannesburg, hat mit seinem Team im Waterberg Biosphären Reservat im vergangenen Jahr die Hörner von 20 Rhinozerossen angebohrt und mit einer leicht radioaktiven Substanz gespritzt - um die Hörner wertlos zu machen und ihren Schmuggel mit Detektoren an den Grenzen zu verhindern.

Legalisierung wohl wenig effektiv

Könnte vielleicht die Legalisierung des internationalen Hornhandels dabei helfen, die Preise zu senken und die Schwarzmärkte in Asien auszutrocknen, wie das einige Rhino-Züchter vorschlagen? Experten sind da eher skeptisch.Colman O´Criodain vom World Wide Fund for Nature (WWF) verweist auf eine Untersuchung, wonach allein in Vietnam 16 Millionen Menschen traditionelle Heilmittel aus Nashornpulver kaufen würden, wenn sie sich das leisten könnten. "Dieser Bedarf ist von den südafrikanischen Züchtern niemals zu decken."

Die Wissenschaftler der Nelson-Mandela-Universität sind davon überzeugt, dass sich einiges ändern muss, um den Schutz der Rhinos weiter zu verbessern. Härtere Strafen etwa könnten nur dann etwas ausrichten, wenn auch konsequent gegen die Täter vorgegangen wird, was längst nicht immer der Fall ist.

Die Ursachen angehen

Regierung und Parkbetreiber sollten ihre Strategien im Kampf gegen die Wildtierkriminalität daher grundsätzlich überdenken: zum Beispiel, die sozialen Ursachen in den Blick nehmen. Extreme Armut mache schließlich anfällig für Wilderei und Korruption.

Ein schneller Bewusstseinswandel auf der Kundenseite, bei den Abnehmern der angeblich so heilsamen Hornprodukte, sei schließlich nicht zu erwarten, glaubt der südafrikanische Nashornschützer Markus Hofmeyr. "Ich hoffe persönlich, dass sich mit der Zeit in China und Vietnam die jüngeren Leute engagieren und solche Produkte nicht mehr benutzen. Ich glaube, das kommt. Da bin ich sehr hoffnungsvoll. Aber das kann noch ein paar Jahre dauern."