Öl- und Gasförderung in der westsibirischen Region Surgut.

Neuer Lieferrekord China setzt auf russisches Öl

Stand: 20.06.2023 16:34 Uhr

Russland hat Saudi-Arabien als Chinas wichtigster Öllieferant abgelöst, die Importe erreichen einen Höchststand. Auch der Handel zwischen den beiden Ländern wird derzeit immer intensiver.  

Die chinesischen Importe von russischem Öl haben im vergangenen Monat einen neuen Höchststand erreicht. Im Mai importierte China 9,71 Millionen Tonnen Öl aus Russland, wie aus Daten des chinesischen Zolls hervorgeht. Das entspricht einem Plus von mehr als 32,4 Prozent verglichen mit dem Vormonat April.

"Die privaten chinesischen Raffinerien haben in beträchtlichem Ausmaß auf das deutlich billigere Rohöl aus Russland zurückgegriffen", erklärt Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Nach Angaben von Fritsch, hat Russland Saudi-Arabien als wichtigster Öllieferant für China abgelöst. Auch Indien ist mittlerweile zu einem bedeutenden Abnehmer für russisches Öl geworden.

Mehr Öl für weniger Geld

Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge sinken aber die Erlöse, die Russland durch den Verkauf des Öls erzielt. Demnach setzte Russland im vergangenen Mai insgesamt 13,3 Milliarden Dollar durch Ölverkäufe um. Das seien laut IEA-Monatsbericht 1,4 Milliarden Dollar weniger als im April.

Gegenüber dem Vorjahr entspreche das einem Rückgang von 36 Prozent - im Mai 2022 hatten die Erlöse noch bei 20,9 Milliarden Dollar gelegen. Auf China und Indien entfielen dabei laut IEA mehr als die Hälfte der gesamten russischen Lieferungen.

Wachsender Handel zwischen China und Russland

Westliche Länder kritisieren zwar die Partnerschaft Chinas mit Russland, aber auch abseits der Öllieferungen wächst der Handel zwischen China und Russland stetig an. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern mit 190 Milliarden Dollar einen neuen Rekord erreicht. Allein im Mai erreichten die Warenströme den aktuellen Angaben zufolge nun einen Wert von 20,5 Milliarden Dollar.

Bei einem Treffen im März vereinbarten die Staatschefs Xi Jinping und Wladimir Putin, das Handelsvolumen schon 2023 auf 200 Milliarden Dollar zu bringen. Ein großer Teil der russischen Lieferungen dürfte aus Rohstoffen bestehen. Zum Vergleich: Laut Statistischem Bundesamt erreichte der wechselseitige Warenaustausch zwischen Deutschland und China im vergangenen Jahr fast 299 Milliarden Euro. 

Russische Wirtschaft hält sich besser als gedacht

Trotz der Sanktionen schlägt sich die russische Wirtschaft nach Prognose der europäischen Ratingagentur Scope besser als bislang erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr nur um 0,8 Prozent schrumpfen, heißt es in der neuen Konjunkturvorhersage, aus der die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.  Bislang waren die Analysten von einem Einbruch um 4,0 Prozent ausgegangen, nach einem Minus von 2,1 Prozent 2022. Für das kommende Jahr wird mit einem Wachstum gerechnet, das aber mit 0,9 Prozent moderat ausfallen soll.

"Die russische Wirtschaft wird 2023 erneut schrumpfen, wenn auch aufgrund günstiger Energiepreise und höherer Staatsausgaben nicht so stark wie im vergangenen Jahr", schreiben die Scope-Analysten Jakob Suwalski und Brian Marly. "Aber die hohen Haushaltsdefizite deuten auf kommende Herausforderungen hin, da der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen ihren Tribut fordern."

Asiatischen Wirtschaftsmächte wie China und Indien würden Russland aber alternative Handelswege und Märkte eröffnen. Das schwäche die Folgen der wegen des Ukraine-Kriegs verhängten westlichen Sanktionen ab und stütze die Wirtschaft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 20. Juni 2022 um 10:23 Uhr.