Apple-iPhone-Werbetafel an einem Gebäude in Beijing, China.
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Konflikt mit den USA Was hinter dem iPhone-Verbot in China steckt

Stand: 08.09.2023 15:56 Uhr

Apple ist direkt in den Machtkampf zwischen China und den USA hineingezogen worden. Chinesische Staatsangestellte sollen keine iPhones mehr verwenden, der Konzern verliert 200 Milliarden an Börsenwert. Was könnten die Folgen sein?

Von Antje Erhard, ARD-Finanzredaktion

Auffällige Werbung für das iPhone konnte man bislang auch in Chinas Hauptstadt Peking sehen. "Achten Sie auf die Sicherheit ihrer persönlichen Daten", war im Frühjahr auf einer übergroßen Anzeigetafel in der Stadt zu lesen, mit der Apple für sein wichtigstes Produkt warb. Auch einen Apple-Store unterhält der US-Konzern in der Stadt.

Könnte sich das nun ändern? Wie mehrere Medien, etwa das "Wall Street Journal", übereinstimmend berichten, haben chinesische Behörden, Einrichtungen und staatliche Unternehmen ihren Mitarbeitern untersagt, das iPhone beruflich zu nutzen.

Laut "Financial Times" ist Beschäftigten verschiedenster Firmen im Staatsbesitz - vom Kernkraftwerk bis hin zum Krankenhaus - in den vergangenen Wochen mitgeteilt worden, sie dürften das Smartphone des kalifornischen Herstellers nicht mehr mit an den Arbeitsplatz bringen. In einigen Ministerien soll es solche Regelungen bereits zuvor gegeben haben.

Zweitgrößter Markt nach den USA

Die Berichte versetzten die Apple-Aktionäre in Aufruhr. Die Aktie des Konzerns verlor binnen zwei Tagen rund sieben Prozent. Zeitweise wurden rund 200 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet.

Die Folgen für Apple könnten drastisch werden. "Ein Verbot für alle Regierungsangestellten könnte den iPhone-Absatz in China um bis zu fünf Prozent reduzieren", kommentierte Toni Sacconaghi, Technologie-Analyst bei Bernstein. Die größere Bedrohung für Apple sei es allerdings, wenn die Verbote auch den Bürgern insgesamt signalisierten, sie sollten nun stattdessen Smartphones chinesischer Unternehmen benutzen.

Apple Store in Peking mit Werbung für das Iphone

Der Apple-Store in Peking.

Nach den USA ist China der zweitwichtigste Markt für Apple - und das iPhone nach wie vor das wichtigste Konzernprodukt. Weltweit erzielte das US-Unternehmen damit im dritten Quartal 39,7 Milliarden Dollar Umsatz. Davon entfielen 15,8 Milliarden Dollar auf China.

Erst kürzlich hatte Apple-Chef Tim Cook von einem zweistelligen Absatzplus in China berichtet - in einem dort schrumpfenden Smartphone-Markt. Noch nie hätten so viele Nutzer zum iPhone gewechselt wie im abgelaufenen Jahresviertel.

Eskalierender Streit um die Technologie

Nun scheint der Konzern in den Macht- und Technologiestreit zwischen China und den Vereinigten Staaten zu geraten. Berichten zufolge hatte die chinesische Regierung in Peking bereits 2022 ihre Zentralverwaltung angewiesen, die IT-Ausrüstung von ausländischen Herstellern auf Computer "Made in China" umzustellen.

Die USA führten ihrerseits Ende vergangenen Jahres Exportkontrollen, um Chinas Möglichkeiten zum Kauf und zur Herstellung von hochwertigen Computerchips einzuschränken, die in militärischen Anwendungen zum Einsatz kommen könnten.

Aus Sorge vor Spionage für die Regierung in Peking verbannten US-Behörden darüber hinaus chinesische Apps von Diensthandys und chinesische Produkte aus kritischen technischen Anlagen. Davon betroffen waren die Video-Plattform TikTok und der Telekom-Ausrüster Huawei.

Apple will unabhängiger von China werden

Derweil versucht Apple seit einiger Zeit, weniger abhängig von China als Produktionsstandort zu werden. Gerade die Lieferengpässe während der Pandemie hatten den Konzern belastet und gezeigt, wie groß seine Abhängigkeit von der Volksrepublik ist. Inzwischen verlagert Apples die Produktion des iPhone mehr und mehr nach Indien.

Im Frühjahr berichtete der Sender Bloomberg TV, Apple habe seine iPhone-Produktion in Indien im vergangenen Jahr verdreifacht und dort Smartphones im Wert von 6,35 Milliarden Euro produziert. Im April eröffnete in Mumbai der erste Apple Store Indiens, wenige Tage später folgte ein Laden in Neu-Delhi.

Auch Apples iMac-Computer und die MacBook-Laptops sollen zunehmend andernorts gebaut werden. Die Herstellung findet nun vermehrt in Thailand und Vietnam statt.

"Technologiekrieg wird wahrscheinlich eskalieren"

Chinas Technologiekonzerns bemühen sich indes, auch bei Produkten für Endkunden technologisch aufzuschließen mit der Konkurrent aus den USA. So hat der Handy-Hersteller Huawei gerade sein neues Smartphone Mate 60 Pro vorgestellt. Es arbeitet angeblich mit einem leistungsfähigen 5G-Chip. Diese Chips und Technologien, die die Produktion leistungsfähiger Chips überhaupt ermöglichen, hatten die USA allerdings sanktioniert.

Marktbeobachter wie die Analysten der Bank Jefferies gehen davon aus, dass nun "der Technologiekrieg zwischen den USA und China wahrscheinlich eskalieren wird". Damit könnten auch die geopolitischen Spannungen zwischen den beiden Ländern weiter zunehmen. Und wie reagieren die chinesischen Smartphone-Käufer? In der kommenden Woche, am 12. September, stellt Apple voraussichtlich sein neues iPhone 15 vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. September 2023 um 14:00 Uhr.