Das Mineralbad Berg in Stuttgart.

Probleme der Schwimmbäder Viel Geld für viel warmes Wasser

Stand: 01.05.2022 05:11 Uhr

Schwimmbäder sind warm und feucht - und wahre Energiefresser. In Zeiten explodierender Gas- und Ölpreise wird das zum Problem, für Betreiber und für Gäste. Wie reagieren Bäder, um nicht unterzugehen?

Ab ins Wasser - ob ins Hallenbad oder Freibad, um dort sportlich Bahnen zu ziehen, ins Erlebnisbad mit allen Schikanen oder in die Therme, um dort wohlig im warmen Wasser zu aalen. Rund 6000 Bäder gibt es in Deutschland, und viele haben unter den Coronaauflagen der vergangenen Jahre gelitten. Die neue Saison sollte Auftrieb geben. Doch steigende Energiekosten machen nicht nur Verbrauchern, sondern auch den Badbetreibern zu schaffen. Riesige Wassermengen, die auf angenehme Temperaturen zwischen 26 und 30 Grad aufgeheizt werden müssen - und zwar oft mit Gas oder Öl -, kommen die Betreiber teurer zu stehen, damit die Gäste es gemütlich warm haben.

Empfehlungen für Schwimmbadbetreiber

Energie einsparen und Kosten senken, für Schwimmbäder bedeutet das: runter mit der Wassertemperatur. Schon zwei Grad kühleres Badewasser könnten für Hallenbäder bis zu 25 Prozent Energieeinsparung bringen, so Ann-Christin von Kieter von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). Der Verband hat einen Leitfaden herausgegeben, der den Badbetreibern in einem Stufenplan aufzeigt, wie sie auf eine Verschärfung der Energiepreise bis hin zu Lieferengpässen oder -stopps reagieren können.

Die Handlungsempfehlungen reichen von der Absenkung der Wassertemperatur über spätere Öffnung beheizter Außenbereiche bis zur Schließung von Bädern - das wäre allerdings der allerletzte Schritt. "Wir wollen nicht alarmistisch sein, unsere Mitglieder aber sensibilisieren. Und natürlich muss man auch über die Erhöhung von Eintrittsgeldern nachdenken, irgendwann bleibt den Bädern nichts anderes übrig."

Kälteres Wasser oder höhere Eintrittspreise?

Den einfachsten und ersten Schritt, die Absenkung der Temperatur, haben eine Reihe von Hallenbädern in Rheinland-Pfalz schon gemacht. 28 statt 29 Grad im Wasser, in der Halle selbst 28 statt 33 Grad Lufttemperatur, so hat etwa das Nettebad in Mayen in der Eifel auf die Energie-Preissprünge reagiert. Das Taubertsbad in Mainz dagegen möchte seine Gäste nicht ins kalte Wasser werfen. Man wolle ihnen einen angenehmen Besuch bieten und verzichte daher zunächst auf entsprechende Maßnahmen, so Pressesprecher Michael Theurer.

Badbetreiber, die langfristige Lieferverträge für Gas abgeschlossen haben, sind energietechnisch gesehen erst einmal auf der sicheren Seite. Das Cascade Erlebnisbad in Bitburg beispielsweise. Doch nicht nur Strom und Gas werden teurer, auch alle anderen Kosten steigen. Für Mai hat Geschäftsführerin Elfriede Grewe höhere Eintrittspreise angekündigt.

Wettbewerbsvorteile durch Thermalwasser und Technik

In der Moseltherme Traben-Trabach hat man sich vorerst gegen diesen Schritt entschieden. "Die normale Bevölkerung wird durch die Preiserhöhungen in allen Bereichen schon so belastet, da wollten wir nicht auch noch die Freizeitaktivitäten teurer machen", so Betriebsleiter Jens Burch. Allerdings belasten die höheren Strompreise seinen Betrieb weniger stark als andere Bäder. In Traben-Trarbach wird das Hallenbad mit Thermalwasser gefüllt, das mit 30 Grad Celsius aus der Quelle sprudelt. Geheizt werden muss dagegen das Freibad, hier kommt eine energiesparende Wärmepumpe zum Einsatz. "Kälteres Wasser ist erst einmal keine Option, wir sind da einfach nicht so im Zugzwang."

Auch Andrea Meurer-Wiedmayer, Mitglied der Geschäftsleitung der Emser Therme, sieht vorerst keinen Handlungsbedarf. "Unser Bad existiert jetzt im zehnten Jahr, wir haben moderne Technik. Energiesparen ja - aber da, wo der Gast es nicht merkt. Wenn ihm kalt ist, fühlt er sich nicht wohl und geht woanders hin." Um noch unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden, kommt demnächst eine Photovoltaikanlage auf Thermendach. "Wir wollen alternative Energie nutzen, wo immer es geht."

"Bäder sind relevant"

Unterschiedliche Voraussetzungen, unterschiedliche technische Standards, unterschiedliche Betriebsformen: Die Reaktionen der Badbetreiber auf steigende Energiekosten fallen sehr uneinheitlich aus. "Wir sehen bei unseren Mitgliedern noch keinen klaren Trend zu Reaktionen, das ist alles noch sehr im Fluß" bestätigt DGfdB-Sprecherin Ann-Christin von Kieter. "Unsere Hoffnung ist, dass es nicht zu einem Gas-Lieferstopp kommt, der zu Priorisierungen durch die Politik führt und unsere Mitglieder zu Schließungen zwingt. Dabei sind Bäder relevant, aus Gesundheitsaspekten, damit Kinder schwimmen lernen, aber auch für die Freizeitgestaltung. Dafür möchten wir ein Bewusstsein schaffen - damit sie offen bleiben können."