Eine Person steckt Ihre Girocard in einen Geldautomat.

Steigende Bankgebühren Kostenlose Girokonten immer seltener

Stand: 23.08.2023 08:27 Uhr

Bankkunden werden bei Kontogebühren, Überweisungen oder beim Geldabheben stärker zur Kasse gebeten. Das hat eine Untersuchung der Zeitschrift "Finanztest" ergeben. Kostenlose Girokonten sind die Ausnahme.

Auf Sparkonten können Verbraucher zwar inzwischen wieder nennenswerte Zinsen für Tages- oder Festgeld erwarten. Doch viele Konten kosten die Kunden auch mehr: Kontogebühren oder Kosten für Bargeldabhebungen oder Telefonbanking schlagen zu Buche. Das komplett kostenlose Girokonto ist eine seltene Ausnahme geworden.

175 Institute mit 460 Kontomodellen

Die Stiftung Warentest, die in staatlichem Auftrag eine kostenlose Webseite zum Girokontenvergleich betreibt, hat die Konditionen von Gehalts- und Rentenkonten mit Gültigkeit bis 31. August bei 175 Kreditinstituten ausgewertet. Die Auswertungen sind in der aktuellen Ausgabe von "Finanztest" veröffentlicht. Untersucht wurden alle bundesweiten Institute sowie Direkt- und Kirchenbanken, alle Sparda- und PSD-Banken sowie die größten Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken je Bundesland.

Das Ergebnis: Es gibt immer weniger komplett kostenlose Girokonten oder Konten, die aus Sicht der Experten als "günstig" gelten, also mit jährlichen Gebühren bis zu 60 Euro auskommen.

Kostenlos oder günstig nur noch eine Handvoll Konten

Nur noch neun von 460 untersuchten Kontomodellen sind ohne Bedingungen für Online-Kunden gratis, so "Finanztest". Darunter sind fünf kostenlose Konten auch für Filialkunden. Ein Jahr zuvor wurden insgesamt noch zwölf Gratiskonten gefunden.

Als kostenlos ohne Bedingungen definiert die Stiftung Warentest: keine Grundgebühr, keine Gebühr für Kontoauszug, Buchungen, Girocard und beim Geldabheben am Automaten im eigenen Bankenpool sowie keine Bedingungen wie regelmäßiger Geld- und Gehaltseingang in einer bestimmten Höhe.

Günstig (bis 60 Euro Gebühren jährlich) waren laut Test nur noch 74 Kontenangebote, im Vorjahr waren es noch 79. Im Durchschnitt zahlten die Konteninhaber 117 Euro an Gebühren jährlich. Die teuerste ausgewertete Kontoführung lag bei 307,86 Euro jährlich. Zugrunde gelegt für die Auswertung wurde eine Modellperson, die ein regelmäßiges Gehalt bezieht, das Konto online führt und es durchschnittlich nutzt.

Gebühren für allerlei Transaktionen

Oft bieten Institute zwar niedrige Grundpreise für die Kontoführung an, dafür schlagen aber Gebühren für die Girocard oder Kosten für Last- oder Gutschriften zu Buche. Auch die Ausführung von Überweisungen und Daueraufträgen kostet bei vielen Anbietern. Überweisungen per Beleg, Telefonbanking oder Bareinzahlungen sind ebenfalls potenzielle Kostenfaktoren. Bei Online-Banken kann eine Überweisung in Papierform bis zu fünf Euro kosten.

Die Tücke stecke oft im Detail, so "Finanztest"-Expertin Heike Nicodemus: Insbesondere Volks- und Raiffeisenbanken böten Modelle an, bei denen die Kontoführung günstiger werde, je mehr man weitere Angebote des Instituts nutze, zum Beispiel einen Kreditvertrag abschließe. Für manche Kunden könne sich das lohnen, es sei aber nicht leicht, dabei den Überblick zu behalten.

Keine neue Kostenlos-Welle in Sicht

Nach Einschätzung von Nicodemus kommt die Zeit kostenloser Girokonten vorerst nicht zurück: "Derzeit zeichnet sich nicht ab, dass Kreditinstitute im großen Stil mit kostenlosen Girokonten versuchen, neue Kundinnen und Kunden zu werben", so die Expertin. "Ich erwarte eher einen weiteren Rückgang. Viele Institute haben Stellen abgebaut. Sie könnten einen Ansturm von Neukunden auf kostenlose Girokonten vermutlich gar nicht bewältigen."

Sebastian Schreiber, HR, tagesschau, 23.08.2023 10:03 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 23. August 2023 um 10:09 Uhr.