Ein Arbeiter steigt auf dem Grund eines Schachts zu einem Rohrkanal.

Studie zu Gebühren Mönchengladbacher zahlen am meisten für Abwasser

Stand: 28.06.2023 17:06 Uhr

Die Kosten für die Abwasserentsorgung unterscheiden sich laut einer Studie in Deutschland von Stadt zu Stadt stark. So zahlen Haushalte in Mönchengladbach am meisten - und fast 700 Euro mehr im Jahr als Verbraucher in Worms.

Wer in Mönchengladbach lebt, hat die höchsten Kosten für die Abwasserentsorgung im bundesweiten Vergleich. Rund 985 Euro pro Jahr betragen die Gebühren und Beiträge für einen Musterhaushalt mit vier Personen in der nordrhein-westfälischen Kommune. Das geht aus einem Vergleich der Abwassergebühren deutscher Städte hervor, den das Beratungsunternehmen IW Consult im Auftrag des Eigentümerverbands Haus und Grund durchgeführt hat.

In anderen Kommunen fallen die Gebühren demnach wesentlich günstiger aus. So zahlt in Worms in Rheinland-Pfalz ein Haushalt nur rund 245 Euro pro Jahr, nur etwa ein Viertel der Kosten in Mönchengladbach. Aus Sicht von Verbandspräsident Kai Warnecke sind die großen Unterschiede ein Beleg dafür, dass die Gebühren mancherorts zu hoch sind: "Einsparungen sind möglich, die Städte und Gemeinden können handeln."

Weitläufigkeit in Mönchengladbach sorgt für hohe Kosten

Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der für die allermeisten Wasserbetriebe spricht, wies auf die individuellen Gegebenheiten wie Höhenunterschiede oder getrennte Ableitungen von Regen- und Schmutzwasser hin. "Die Höhe der Abwasserentgelte ist von Region zu Region, von Stadt zu Stadt verschieden, und sie muss sogar verschieden sein, weil sie unterschiedliche Leistungen, Standorte, Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigt", sagte ein Sprecher. Pauschalbetrachtungen würden daher keinen Sinn ergeben.

Ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach begründete die vergleichsweise hohen Abwassergebühren in der Kommune mit der Weitläufigkeit des Stadtgebiets. Für die Nutzung des 1400 Kilometer langen Kanalsystems müssten rund 270.000 Bürgerinnen und Bürger aufkommen. In Düsseldorf verteilten sich hingegen 1650 Kilometer Kanalnetz auf 612.000 Menschen, also auf viel mehr Gebührenpflichtige.

Außerdem wies der Sprecher darauf hin, dass die Stadt ihr Kanalnetz in den vergangenen Jahren wegen der Erschließung neuer Wohngebiete deutlich erweitert und das bestehende Netz saniert oder modernisiert habe. Hinzu kämen Kosten für Projekte zum Schutz vor den Folgen von Starkregenereignissen sowie die Inflation.

Größter Preisanstieg in Leipzig

In Mönchengladbach ist der Preis im Vergleich zum letzten Abwasserranking von 2020 um 46 Euro gestiegen. Damit übernahm die Stadt den letzten Platz von Potsdam, wo die Entsorgungskosten lediglich 18 Euro höher liegen als vor drei Jahren (958 Euro). Auch in Halle an der Saale (879 Euro) und Cottbus (878 Euro) werden die Bürger kräftig zur Kasse gebeten.

Den größten Anstieg verbuchte allerdings die Stadt Leipzig, wo Haushalte 292 Euro mehr zahlen müssen als 2020 (778,61 Euro). Das liege jedoch zum großen Teil an dem Kanalbaubeitrag, hieß es von IW Consult. Zwar erhöhten seit 2020 zwei Drittel der Städte ihre Abwassergebühren - in Düren (NRW) zum Beispiel verteuerte es sich für den Musterhaushalt um 140 Euro auf 657 Euro pro Jahr, was mit "erheblichen Investitionen" begründet wird. Es ging aber auch in die andere Richtung.

Ein Drittel der Städte senkte der Studie zufolge ihre Gebühren - mancherorts nur um einige Euro, andernorts um deutlich mehr. In Gütersloh wurde es 99 Euro billiger (auf 482 Euro), in Krefeld reduzierte sich der Betrag um 66 auf 680 Euro und in Lübeck um 63 auf 743 Euro. Am oberen, also günstigen Ende der Liste, sind nun hinter Worms Ludwigsburg (288 Euro), Hanau (307 Euro), Regensburg (329 Euro), Karlsruhe (340 Euro), Frankfurt/Main (346 Euro) und Augsburg (365 Euro).

Kostenunterschiede "nicht hinnehmbar"

Haus und Grund-Präsident Warnecke räumt zwar ein, dass Abwassergebühren nicht in jeder deutschen Stadt gleich hoch sein können. Aber die großen Unterschiede seien dennoch "nicht hinnehmbar". "Da müssen die Versorger und die Städte ran, denn jeder Euro Entlastung ist wichtig."

Auffällig ist, dass viele Städte aus NRW hohe Gebühren und viele Städte aus dem Süden Deutschlands niedrige Sätze berechnen. Die Struktur der nordrhein-westfälischen Städte sei im Schnitt nicht anders als die der Städte im Süden Deutschlands, sagte Studienautor Hanno Kempermann. Allerdings gebe es in vielen Städten in dem bevölkerungsreichsten Bundesland eine Haushaltsnotlage - das sei "ein valider Punkt", um die relativ hohen Werte zu erklären.

Analysiert wurde die Entwicklung der Gebühren in den 100 bevölkerungsreichsten deutschen Städten seit 2020. Der vierköpfige Musterhaushalt lebt auf einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern und auf einem 200 Quadratmeter großen Grundstück, der Wasserverbrauch liegt mit 125 Litern pro Tag im bundesweiten Schnitt.