Kürbisse aller Größen werden auf einem Markt im Bundesstaat New York verkauft.

Im dritten Quartal US-Wirtschaft wächst wieder

Stand: 27.10.2022 15:32 Uhr

Weniger als zwei Wochen vor den Zwischenwahlen ist die amerikanische Wirtschaft wieder gewachsen. Im dritten Quartal stieg das US-Bruttoinlandsprodukt nach einer ersten Schätzung um 2,6 Prozent.

Die Wirtschaft in den USA ist im Sommer stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,6 Prozent zu, wie das Handelsministerium heute in Washington laut einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Zuwachs um 2,4 Prozent gerechnet. Im ersten und im zweiten Quartal schrumpfte die amerikanische Wirtschaft noch um jeweils 1,6 und 0,6 Prozent. Damit war die amerikanische Wirtschaft zumindest technisch in eine Rezession geschlittert.

Die amerikanischen Verbraucher gaben nun erneut mehr aus, während die Unternehmen deutlich mehr investierten. Die Exporte schnellten im vergangenen Quartal trotz des starken Dollar nach oben. In diesem Wachstumstempo dürfte es Experten zufolge aber nicht weitergehen - manche rechnen sogar mit einer Rezession.

Fed vor weiterer Zinserhöhung

"Die Belastungen durch die massive geldpolitische Straffung der US-Notenbank werden nun immer sichtbarer", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG. "Das Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession steht bevor." Erste Warnsignale lassen sich aus den Details zum Sommerquartal herauslesen. Denn angesichts der anhaltend hohen Inflation im Land hat sich die Konsumlaune jüngst deutlich eingetrübt.

Die privaten Konsumausgaben - die wichtigste Stütze der Konjunktur - wuchsen mit 1,4 Prozent langsamer als im vorangegangenen Vierteljahr mit zwei Prozent. Die starke Inflation nagt an der Kaufkraft der Verbraucher. Zwar schnellten die Exporte trotz des starken Dollar um 14,4 Prozent nach oben, doch zugleich sanken die Importe um 6,9 Prozent. "Die rückläufigen Importe sind eher Zeichen für eine sich abschwächende Inlandskonjunktur", sagte Hepperle.

Die US-Notenbank Federal Reserve stemmt sich derzeit mit aggressiven Zinserhöhungen gegen den Anstieg der Verbraucherpreise, die zuletzt um 8,2 Prozent zulegten. Damit versucht die Notenbank das Wachstum einzudämmen. Die Fed steht in der nächsten Woche vor ihrem vierten großen Zinsschritt in Folge und könnte die Obergrenze des geldpolitischen Schlüsselsatzes kommende Woche um 75 Basispunkte auf vier Prozent nach oben schrauben. "Auch wenn im laufenden vierten Quartal noch ein positives Wachstum zu Buche steht dürfte, im kommenden Jahr wird dann auch die US-Wirtschaft in die Rezession rutschen", sagte auch der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Mit den steigenden Zinsen sind die Kosten für Baudarlehen in den USA mittlerweile so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Entsprechend hat sich die Baukonjunktur kräftig abgekühlt. Vor diesem Hintergrund hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft eingedampft. Sie soll in diesem Jahr um 1,6 und 2023 nur noch um ein Prozent wachsen.

Arbeitsmarkt nahezu unverändert

Die Fed orientiert sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen auch stark an der Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt. Sie hat zuletzt den soliden Arbeitsmarkt als Argument gegen das Abgleiten der Wirtschaft in eine tiefe Rezession angeführt. Am amerikanischen Arbeitsmarkt hat sich die Lage dabei kaum verändert. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg geringfügig um 3000 auf 217.000, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 220.000 gerechnet.

Das Niveau der Hilfsanträge bleibt im längeren Vergleich nach wie vor niedrig, was zumindest gegen eine Überhitzung des Arbeitsmarktes spricht. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gelten als kurzfristiger Indikator für die Entwicklung des US-Arbeitsmarkts. Der Arbeitsmarkt der größten Volkswirtschaft der Welt bleibt robust und viele Unternehmen klagen über einen Mangel an Arbeitskräften.