Arbeiter im  FAW-Volkswagenwerk in Changchun in der nordostchinesischen Provinz Jilin.

Chinastrategie von Volkswagen Mehr Hefei, weniger Wolfsburg

Stand: 24.11.2023 15:09 Uhr

VW will künftig "in China, für China" produzieren und entwickelt eine eigene E-Auto-Plattform. Damit will der Konzern seinen Rückstand im Rennen mit BYD und anderen Konkurrenten aufholen. Für 2024 hat VW ambitionierte Einsparziele.

Um den Rückstand zu chinesischen Anbietern wie BYD zu verringern, geht VW in China künftig mit einer eigenen Elektroauto-Plattform neue Wege. Der Autobauer wolle mit den Autos gezielt auf die Wünsche der chinesischen Kunden eingehen, sagte VW-China-Chef Ralf Brandstätter.

Die Fahrzeuge auf Basis der neuen Plattform sollten ab 2026 auf den Markt kommen und in der Preisklasse von 140.000 bis 170.000 Yuan liegen, was umgerechnet 18.000 bis 22.000 Euro entspricht. Die Entwicklungszeit sei damit ein Drittel schneller als bislang üblich, sagte er. "In einem dynamischen Marktumfeld ist ein hohes Entwicklungstempo entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit", sagte Brandstätter.

Mit der Volkswagen China Technology Company (VCTC) in Hefei soll die Entwicklung von Modellen für den chinesischen Markt von Wolfsburg nach China verlagert und damit die Zeit bis zur Marktreife von Fahrzeugen und Komponenten um 30 Prozent verkürzt werden. Etwa eine Milliarde Euro investierte der Konzern. Bis Ende 2024 sollen dort rund 3000 Menschen arbeiten und Modelle für die drei Joint-Ventures, die Partnerschaften zwischen VW und chinesischen Unternehmen, entwickeln.

Autonome Wertschöpfungsketten

Darüber hinaus setzt der Konzern verstärkt auf chinesische Zulieferer, um sich damit auch vor internationalen Krisen zu schützen. Politische Sanktionen seien eine Herausforderung für internationale Hersteller in China, und man beobachte Krisen wie in der Ukraine oder im Nahen Osten, die die Wirtschaft beeinflussten, sagte Brandstätter.

Die Wolfsburger wollen ihm zufolge deshalb "in China, für China" produzieren. "Wir streben nach einer autonomen, kontrollierbaren Wertschöpfungskette", erklärte er. Volkswagen wolle dafür auf lokale Zulieferer in China zurückgreifen, um nicht mehr zu abhängig vom Import oder Export zu sein.

Chinesische Käufer mit anderen Gewohnheiten

Grund sind aber nicht nur politische Unwägbarkeiten. Vom Fokus auf chinesische Zulieferer erwartet sich VW in China auch eine deutliche Kostenreduzierung. "Es gibt für uns kein Argument, warum wir mittelfristig nicht auf der gleichen Kostenbasis in China Fahrzeuge entwickeln und herstellen können wie unsere chinesischen Wettbewerber", sagte VW-Chef Oliver Blume der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).

Die im Verbrennersegment noch starken Wolfsburger müssen außerdem auf dem E-Automarkt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt Boden gut machen, denn chinesische Hersteller haben Volkswagen dort den Rang abgelaufen. Das gilt insbesondere für BYD, die deutlich mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge in China verkaufen.

Denn E-Auto-Käufer in China haben andere Ansprüche als in Deutschland. Zum einen sind sie nach VW-Angaben mit durchschnittlich 34 Jahren deutlich jünger. Zum anderen sind die Fahrgewohnheiten anders: In chinesischen Großstädten stehen Autofahrer etwa viel im Stau. Entertainment im Auto ist daher wichtiger als viele Pferdestärken.

Auch Stellen werden wegfallen

Schon 2024 will VW auch deutlich von den Sparbemühungen in seinen Marken profitieren. Blume hat allen Marken des Konzerns im Sommer neue Renditevorgaben aufgegeben, die mittels Einsparungen und zusätzlichen Erlösmöglichkeiten erreicht werden sollen.

"Bereits im kommenden Jahr planen wir, über die Performance-Programme unserer Marken einen Effekt von mehr als zehn Milliarden Euro für den Konzern zu realisieren", so Blume zur FAZ. Die Effizienzgewinne würden nicht eins zu eins auf das Ergebnis durchschlagen, aber immerhin dazu beitragen, erwartete Belastungen im nächsten Jahr auszugleichen.

"Um unsere Effizienz zu steigern, geht es auch um das Reduzieren von Personal", sagte er. Wie viele Stellen genau wegfallen, darauf wollte sich Blume nicht festlegen. "Wir nutzen dabei sozialverträgliche Instrumente wie die demografische Kurve oder Regelungen zur Altersteilzeit."

Die Arbeitnehmerseite könne sich eine Betriebsversammlung am 6. Dezember in Wolfsburg zur Vorstellung von Details vorstellen, spätestens kurz vor Weihnachten solle zu einer VW-Managementkonferenz dann Klarheit herrschen, hieß es in der FAZ.