Eine Boeing 747-8 der Lufthansa landet auf dem Frankfurter Flughafen (Archiv)

Weniger USA-Reisende Trumps Politik trifft auch die Lufthansa

Stand: 06.05.2025 14:30 Uhr

Die politischen Spannungen zwischen den USA und Europa verunsichern die Lufthansa. Deutschlands größte Airline rechnet mit weniger Passagierzuwachs auf den ertragreichen Transatlantik-Routen.

"Wir blicken zurück auf den operativ besten Start seit zehn Jahren", zeigte sich Konzernchef Carsten Spohr in seiner Rede auf der heutigen Jahreshauptversammlung zufrieden. Die findet auch in diesem Jahr virtuell statt. Auch ohne den direkten Kontakt mit den Aktionären verbreitet Konzernlenker Spohr viel Optimismus.

"Die erste große Reisewelle des Jahres in den Osterferien wurde exzellent gemeistert", sagte er und ergänzt mit Blick auf den passagierstarken Reisesommer, auch darauf sei die Kranich-Airline "gut vorbereitet". Dabei kommt aber auch klar zur Sprache, dass Lufthansa heute schon drei von vier Tickets außerhalb von Deutschland verkauft.

Abschwächung bei USA-Flügen

Und daher spürt die Lufthansa derzeit auch die unklaren Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik. Die Airline plant vorsichtig für das zweite Halbjahr. "Wir sind nicht naiv, sondern wachsam", sagte Spohr bereits vergangene Woche, als er die Zahlen für das erste Quartal präsentierte. Nach Zuwächsen zu Beginn des Jahres zeichne sich für die zweite Jahreshälfte eine Abschwächung bei den USA-Frühbuchern ab.

Das Ziel der Lufthansa ist eindeutig: Kapazitäten stabil halten und auf die unsichere Nachfrage reagieren. Heißt also, auf Sicht fliegen und Wachstum auf den Flügen nach Nordamerika drosseln. So will die Airline auch Ticketpreise stabil halten. Denn nach wie vor gehören die US-Destinationen zu den profitabelsten Strecken im Portfolio des Konzerns. Lufthansa plant derzeit mit mehreren Szenarien - solange unklar ist, wie sich vor allem Privatreisende künftig verhalten.

Die Geschichte wiederholt sich

Denn in der Praxis zeigt sich: Es ist nicht auszuschließen, dass sich USA-Reisen zum Ladenhüter entwickeln. Anke Dannesberger hat mehr als 30 Jahre Erfahrung als Reisemanagerin. Bei ihr im Reisebüro ist die Flaute längst zu spüren. "Im Moment kommen keine Anfragen rein", schildert sie die aktuelle Lage.

Und sie erinnert sich, Geschichte wiederhole sich in diesem Fall: "Wir haben das schon bei Trumps erster Wahlperiode erlebt - auch damals wurden die Reisen immer weniger." Da seien Kunden ins Reisebüro gekommen, die eine ganz feste Meinung gehabt hätten: Solange Trump an der Regierung sei, solange würden die USA als Reiseziel gemieden.

Günstige Ticketpreise nicht entscheidend

Dabei sei noch nicht einmal der Ticketpreis für Fluggäste entscheidend. Mit Blick auf die Preise unterschiedlicher Airlines fasst die Chefin vom Berger Reisebüro in Frankfurt zusammen: "New York als Reiseziel ist jetzt sehr viel günstiger." Aber dennoch halten sich Kunden zurück. Der günstigere Preis einer Flugreise in die USA gebe nicht den Ausschlag.

Das ist sicherlich auch der Grund, warum die größte deutsche Airline die Preise derzeit nicht senken will. "Denn wenn eine Familie in den letzten vier Wochen entschieden hat, dieses Jahr nicht in die USA zu reisen aus Deutschland, dann tut sie das auch nicht, wenn wir den Preis um fünf Prozent senken", ist sich Lufthansa-Chef Spohr sicher. Daher warte man jetzt ab, ob Buchungen von bisher Unentschiedenen noch kurzfristig kommen.

Cargo-Fracht wächst

Auf der anderen Seite profitiert derzeit die Cargo-Sparte der Lufthansa Gruppe von den Zoll-Konflikten mit den USA. Die Nachfrage nach Frachttransporten in die Vereinigten Staaten wächst. Insbesondere Firmen aus den Bereichen Auto- und Pharma-Industrie bauen in Nordamerika Lager mit Vorräten auf. Jetzt werden Ersatzteile für Automobile und diverse Medikamente in größeren Mengen als sonst üblich per Luftfracht über den Nordatlantik gebracht. Es werden vermehrt Waren und Materialien verschickt, um etwaigen Zöllen zu entgehen.

Auf der Jahreshauptversammlung zeigt sich Spohr besonders erfreut über die wirtschaftliche Entwicklung bei Lufthansa Cargo. "Je turbulenter die weltwirtschaftliche Entwicklung, desto größer die Nachfrage nach kurzfristigen interkontinentalen Transportleistungen per Flugzeug", fasst er die Lage zusammen. Lufthansa Cargo könne mit 22 Frachtflugzeugen plus den Frachträumen der Passagierflugzeuge so viel Kapazität anbieten wie nie zuvor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. März 2025 um 13:36 Uhr.